„Prima Klima im wilden Süden – Für Steakholder und Vegetarier“
Die dritte Studienreise des CSM-Alumni e.V. führte vom 26.-29. April 2012 nach München. Drei Tage lernen von Konzernen und Pionieren, eine Menge „Gaudi“ und Austausch ganz im Zeichen von Klimaschutz und Energiewende! Die bayerische Landeshauptstadt verfolgt ehrgeizige klimapolitische Ziele. Als erste Millionenstadt überhaupt will München ihren Bedarf an Strom bis 2025 vollständig aus erneuerbaren Energien beziehen. Im Vergleich zu heute soll damit der CO2-Ausstoß massiv sinken. Zeit, sich diese Stadt einmal genauer anzusehen!
Mehr als 30 Teilnehmer/-innen aus allen neun MBA-Jahrgängen konnten die Themen Klimawandel, Energie und Mobilität praxisnah erleben. Wie engagieren sich große DAX-Konzerne für den Klimaschutz? Welche Mobilitätskonzepte heben sich als zukunftsweisend von anderen ab? Sind Leuchtturmprojekte im Energiebereich zu befürworten oder setzen sich eher dezentrale lokale Bürgerbeteiligungsmodelle durch?
Folgende Downloads stehen zur Studienreise München 2012 zur Verfügung:
- Gesamtprogramm Studienreise München, 26.-29. April 2012
- Präsentation Bosch Siemens Hausgeräte 27. April 2012
- Evaluation und Fazit Studienreise Muenchen 2012
Im Folgenden findet sich eine kurze Dokumentation der einzelnen Programmpunkte.
Donnerstag, 26. April 2012: Tag 1 der Studienreise
Am Auftaktabend trafen sich die MBAler/-innen im Hofbräuhaus mit Studierenden und Ehemaligen des Masterstudiengangs „Philosophie, Politik, Wirtschaft“ (PPW) der Ludwig-Maximilians-Universität München. Im holzgetäfelten „Münchner Zimmer“ tauschte man sich bei Bier und Leberkäs über die Besonderheiten der Studiengänge aus und stellte fest: PPW ist hochinteressantes „betreutes Lesen“ mit vielen Einblicken in die verschiedenen Gesellschaftsbereiche und theoretischen sowie geschichtlichen Hintergründe, der MA ist praxisnah und wird vom großen Überthema Nachhaltigkeit zusammengehalten. Gemein ist den beiden Weiterbildungsfächern die Möglichkeit des berufsbegleitenden Studierens – zu den Herausforderungen dieser Doppelbelastung gab es ebenfalls anregende Gespräche. Ein weiterer Austausch wird von beiden Seiten gewünscht und bei einem der nächsten Münchner Stammtische dazu eingeladen.
Freitag, 27. April 2012: Tag 2 der Studienreise
Am nächsten Morgen trafen sich die Münchenreisenden im Forschungs- und Innovationszentrum von BMW. Gleich drei Mitarbeiter/-innen des Automobilkonzerns nahmen sich für die Gruppe Zeit, um über nachhaltige Mobilität, neue Produktkonzepte und Nachhaltigkeitsstrategien zu referieren und diskutieren. Manuel Sattig stellte den ganzheitlichen Ansatz des BMW-Nachhaltigkeitskonzepts vor. Dazu gehören neue Fahrzeugkonzepte, neue Materialien, neue elektrische Antriebsstränge und Produktionskonzepte. Simone Lempa-Kindler aus dem project i hat u.a. am Mini E mitgearbeitet. Edgar Berger aus dem 7. MBA-Jahrgang und seit sieben Monaten in der Nachhaltigkeitsabteilung von BMW, diskutierte mit seinen Kommilitoninnen und Kommilitonen über die Schwierigkeiten, 13.000 Lieferanten zu überwachen, Recycelbares zu recyceln und das Geschäftsmodell langfristig von Efficient Dynamics auf Hybride und schließlich Elektro- bzw. Wasserstoffantriebe auszurichten.
Nach soviel Input wurde den MBAler/-innen Action geboten: Entweder durch eine leise aber schnelle Fahrt mit dem Mini E einmal um den Block und/oder mit einem Mittagessen in der 14 Themenpavillons umfassenden Betriebskantine.
Anschließend stand ein Besuch bei Bosch Siemens Hausgeräte (BSH) an. Begeistert vom grünen Feng-Shui-Firmengebäude-Konzept des Unternehmens, wurden die MBAler/-innen von Dr. Peter Böhm, dem Leiter CSR begrüßt. BSH ist in den Feldern Kundenbetreuung, Produkte, Mitarbeiter/-innen, Unternehmen, Umwelt und Gesellschaft engagiert und erreicht mit seinen Super-Effizienz-Portfolio-Produkten Erstaunliches: A+++ Kühlgeräte verbrauchen 60% weniger Strom als A-Geräte. Der Austausch von Altgeräten ist dementsprechend ein riesiger Hebel für den Klimaschutz, das Einsparpotenzial liegt bei acht Milliarden kWh pro Jahr (= 2,3 Mio. Haushalte, 4,7 Mrd. t CO2). Der Konzern bringt sich daher aktiv in die Debatte um die Energiewende ein.
Ebenfalls aktiv in dieser Debatte waren die Teilnehmer der anschließenden Podiumsdiskussion „Energiewende leicht gemacht: zentral oder dezentral, global oder national, kooperativ oder kompetitiv?“ in den Räumen von Green City Energy. Sabine Schlüter-Mayr aus dem Corporate Climate Center der Munich Re zeigte den Beitrag der Versicherungswirtschaft zur Finanzierung von Erneuerbaren Energien auf und stellte das Unternehmenskooperationsprojekt Desertec vor. Justus Schütze überzeugte mit der Argumentation, dass in Zukunft jeder Stromnutzer „Prosument“, also Produzent und Konsument sein wird. Mit seiner Strombörse buzzn regt er an, Strom von lokalen Kleinanbietern zu beziehen und so die regionale Wirtschaft und dezentrale Energieversorgung zu stärken. Gastgeber Jens Mühlhaus, Vorstand von Green City Energy, steht ebenfalls für dezentrale Energie in Bürgerhand, wofür seine GmbH entsprechende Beteiligungsmöglichkeiten bietet. MBA-Studentin Katharina Habersbrunner stellte ihr Engagement in der Bürgerenergiegenossenschaft BENG vor. Moderiert wurde das Panel von MBA-Studentin Tina Teucher. In der folgenden Diskussion wurden konkrete Fragen zur Umsetzung der Energiewende aufgeworfen: Wie können saisonale Schwankungen (Sommer-Winter) und solare Energieversorgung in Einklang gebracht werden? Wie kann ein intelligentes Stromnetz, ein Smart Grid, aussehen, das die vielen neuen Stromeinspeiser und die Verbraucher ausbalanciert? Welche Rolle spielt der Ausbau von Kleinwasserkraftanlagen für die Energiewende?
Nach einem langen intensiven Tag des Zuhörens hieß es dann für die MBAler/-innen selbst aktiv zu werden. Das Abendessen in der Kochlocation stand unter dem Motto Regional – nachhaltig – bayerisch und lud liebevoll vorbereitet in Kochteams zum Selbermachen ein. Beim Zubereiten und Verspeisen von Obatzda, Salat, Käsespätzle und Bayrisch Creme, begleitet von Bio-Wein, lernten sich die Teilnehmer/-innen näher kennen und reflektierten nochmal den informationsreichen Tag.
Samstag, 28. April 2012: Tag 3 der Studienreise
Nach dem Weißwurstfrühstück auf dem Viktualienmarkt bot Oliver Rüter aus dem 1. Jahrgang die Möglichkeit eines Live-Ratings in der Nachhaltigkeitsrating-agentur oekom Research. Environmental Social Governance (ESG) ist das aktuelle Buzzword unter den Investoren. In Großbritannien und den USA engagieren sich Aktionäre auch in Form von Shareholder Activism für nachhaltigeres Wirtschaften der Unternehmen, in die sie investieren. Nach der Vorstellung von Methodik, Kriterien und Impact von oekom Research analysierten die Teilnehmer/-innen in einer Übung anhand einiger Dokumente von BMW und Munich Re deren Nachhaltigkeitsleistungen und gaben ihr Rating zu Lieferkettenmanagement, Klimaschutz und Mitarbeiterbehandlung ab. Im Anschlus stimmte ein kurzes Video über das Praterkraftwerk, ein mitten in der Münchner Innenstadt „verstecktes“ Wasserkraftwerk, auf die nächsten Stationen ein.
Das Wetter war inzwischen hochsommerlich und rief nach Sonnencreme – und einer zünftigen Radtour entlang der Isar. Längs der Auen gab es viele Sonnenanbetende, Grillwütige und einige mutige Badende zu sehen, bevor die MBAler/-innen im Flaucherbiergarten zum Mittagessen einkehrten. Am Ende der Tour im Englischen Garten gab es als Highlight noch die Eisbachsurfer zu sehen – bevor die Leihfahrräder wieder abgegeben wurden und die Teilnehmer sich erschöpft aber glücklich ein erfrischendes Radler im Hofgarten oder einem anderen Ort mit kühler Brise gönnten. Nach dem Bio-Abendessen im GAP spiegelte das Impro-Theater Künstlerteam „Playback“ aus Dachau den MBAlern und MBAlerinnen ihre bisherigen Erlebnisse und Eindrücke der Studienreise – von leisem Mini und lauter Kantine über schlechtes Alter-Kühlschrank-Gewissen bis hin zu „unnachhaltigen“ Gedanken beim Radeln mit den Massen an den Isarauen („sollen die doch lieber alle Auto fahren!“) wider.
Sonntag, 29. April 2012: Tag 4 der Studienreise
Am letzten Morgen stellte Thomas Schwab von BenE München die Aktivitäten seines Vereins vor. Der Verein unterstützt Bürger, Wirtschaft und Politik dabei, in der Bayerischen Landeshauptstadt vor allem durch zahlreiche Bildungsangebote, eine Kultur der Nachhaltigkeit zu entwickeln. Einen zum Nachdenken anregenden Abschluss bildete der Vortrag von Andreas Meißner. Der Psychiater, Psychotherapeut und Buchautor sinnierte gemeinsam mit den diskussionsfreudigen MBAler/-innen über den „Faktor Mensch“, der sich zu wenig Zeit für Nachhaltigkeit nimmt. Er diagnostizierte eine Art „Öko-Burnout“: Fast jeder kennt die enormen Herausforderungen, vor denen die Menschheit steht, aber die meisten fühlen sich ohnmächtig oder empfinden nachhaltiges Handeln als anstrengendes „add on“, für das man sich Zeit nehmen muss (z.B. für die Informationsbeschaffung). Doch auch der Nerv für Nachhaltigkeit fehle häufig, da er mit Verzicht und Mehraufwand in Verbindung gebracht wird. Was es offenbar braucht, ist Druck – der Klimawandel ist wenig spürbar, es wäre besser, er würde stinken. Doch wie kommen wir raus aus der Öko-Psycho-Krise aus Resignation und Selbstüberforderung? Meißners Antwort: keine überflüssigen Schuldgefühle zulassen, Angst aushalten, soziale Vernetzung suchen, bewusst Abschiednehmen von Bekanntem und der Illusion, alles im Griff zu haben, Selbstüberforderung abstellen, realistische Ziele setzen, Key Points nachhaltigen Konsums anpacken, die eigene Bewertung der Dinge hinterfragen, Bewegung, Geduld und Zeit für Natur nehmen.
Mit diesen Tipps und versehen mit reichlich Futter zum Nachdenken wurden die MBAler/-innen wieder in alle Himmelsrichtungen – von Hamburg bis Burkina Faso – entlassen. Ein herzliches Dankeschön gilt dem Münchner Organisations-Team, allen voran Katharina Habersbrunner, die die Teilnehmer/-innen mit viel Organisations-, Koordinationsgeschick und Kreativität durch die Reise begleitet hat!