Wenn Unternehmen den Verbrauch von Rohstoffen und Energie reduzieren, führt dies oft zu Kosteneinsparungen. Diese an sich willkommenen Kosteneinsparungen führen jedoch oft zu neuen Aktivitäten, die die Umwelt wieder belasten. Die Rückwirkung durch Folgeentscheidungen und -handlungen nach der ursprünglichen Umweltschutzmaßnahme kann insgesamt zur Verminderung oder gar Kompensation der erhofften Entlastung von Umwelt und Klima führen. Dieser – als Rebound-Effekt bezeichneten – Problematik können Unternehmen proaktiv mit fortschrittlichem Nachhaltigkeitsmanagement begegnen. Hierfür müssen Effizienzgewinne ermittelt, analysiert, mögliche Folgen ausgewertet und geeignete Managementmaßnahmen getätigt werden. Die durch Ressourceneffizienz eingesparten Mittel können dann in weitere, ambitionierte Umwelt- und Effizienzmaßnahmen investiert werden.
In dem gemeinsamen Forschungsprojekt „Ganzheitliches Management von Energie- und Ressourceneffizienz in Unternehmen“ (MERU) vom Centre for Sustainability Management (CSM) der Leuphana Universität Lüneburg, dem Öko-Institut Freiburg, dem Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) Berlin, dem Unternehmensverband B.A.U.M. e.V. und DATEV wurden Empfehlungen und ein konkreter Leitfaden erarbeitet. Dieser Leitfaden kann Unternehmen dabei unterstützen, Rebound-Effekte zu verhindern oder gar weitere umweltverbessernde Wirkungen zu erzielen.
Zwei Fragen dazu an Prof. Dr. Stefan Schaltegger vom Centre for Sustainability Management (CSM):
Warum ist es wichtig, dass Unternehmen sich mit Rebound-Effekten beschäftigen?
Rebound-Effekte können die tatsächlichen Einsparungen von Umweltmaßnahmen reduzieren und beeinträchtigen, und somit das Erreichen der ursprünglichen Umweltziele gefährden. Im schlimmsten Fall, dem sogenannten „Backfire“-Effekt, kann die Umweltbelastung durch Folgemaßnahmen sogar über den Ausgangswert übersteigen. Daher lohnt es sich, hier gegenzusteuern und durch geeignete Managementmaßnahmen nicht nur Rebound-Effekten entgegenzuwirken, sondern die Umweltverbesserungen sogar noch zu verstärken. Wir sprechen hier von Reinforcement-Effekten. Wenn zum Beispiel Kosteneinsparungen durch eine Energieeffizienzmaßnahme genutzt werden, um die Kantine auf Bio-Lebensmittel umzustellen und klimaneutral zu gestalten, dann wird sogar eine noch größere Umweltentlastung erzielt als nur durch die ursprüngliche Energieeffizienzmaßnahme erreicht wird. Damit dies geschieht, sind aber erstens das Bewusstsein, dass es Rebound-Effekte geben kann, zweitens die Information, wie sie entstehen und wie man ihnen begegnen kann und drittens bewusste Entscheidungen in Richtung Reinforcement notwendig.
Prof. Dr. Stefan Schaltegger
Im Rahmen des Forschungsprojekts ist ein Leitfaden entstanden, der Unternehmen helfen wird, die Problematik der Rebound-Effekte strukturiert anzugehen. Wie können Unternehmen und Nachhaltigkeitsmanager*innen diesen nutzen?
Der Leitfaden gibt Entscheidungsträger/innen konkrete Schritte an die Hand, um sich ganzheitlicher mit Effizienzfragen auseinanderzusetzen. Das Grundprinzip und die Ausdrucksformen von Rebound-Effekten werden für ein besseres Verständnis erklärt und von anderen Wirkungsdefiziten abgegrenzt. Zudem werden Schritte für den Umgang mit Rebound-Effekten auf strategischer und organisatorischer Ebene sowie auf Umsetzungsebene aufgezeigt. Dort gibt der Leitfaden konkrete Ratschläge zur Maßnahmenauswahl, -planung und -durchführung, sowie zum Monitoring und der Kommunikation.
Prof. Dr. Stefan Schaltegger
Das Centre for Sustainability Management (CSM) dankt Simon Norris und den Projektpartnerinnen für die bereichernde Zusammenarbeit.
Das MERU-Vorhaben wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen der Forschung für Nachhaltigkeit (FONA) gefördert.
Weiterlesen:
Diskussionspapier: Rebound-Effekte und Nachhaltigkeitsberichte (Effizienz-Reporting) vom IÖW
Bild: This Way – Anna Lorscheider
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