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Abschlussevent des DEGREE-Projekts – Vorstellung der geplanten Zertifikate

Paneldiskussion zu Trends im Nachhaltigkeitsmanagement

Am 10.11. fand die Abschlussveranstaltung des DEGREE-Projekts der Professional School und des CSM statt. Das Netzwerkevent mit spannenden Impulsen und Paneldiskussion war gleichzeitig die Vorstellung der geplanten Zertifikatsangebote. Diese werden im Rahmen eines EU-geförderten Projektes mit dem Ziel entworfen, Fach- und Führungskräfte in ausgewählten, spezialisierten Teilbereichen des Nachhaltigkeitsmanagements eines Unternehmens, wie dem Einkauf oder dem Klimaschutzmanagement, zu befähigen, wirksame und innovative Lösungen zu entwickeln.

Nach einer Begrüßung durch Prof. Dr. Terhechte, dem Leiter des DEGREE Projekts und der Professional School, folgte ein Impulsvortrag zu Trends im Nachhaltigkeitsmanagement von Prof. Dr. Schaltegger, dem Leiter des Centre for Sustainability.

Prof. Dr. Stefan Schaltegger spricht über Trends im Nachhaltigkeitsmanagement

Vier bedeutende Trends, auf Basis derer die Angebote entwickelt werden, sind:

  • Dekarbonisierung (inkl. Zero-Emission- und Net-Positive-Strategien) (z.B. vollständige Umstellung auf regenerative Energien)
  • Nachhaltigkeitsmanagement von Lieferketten (z.B. Vermeidung von Modern Slavery)
  • Zirkularitäts- und nachhaltiges Ressourcenmanagement (z.B. Refurbishment-Dienstleistungen statt Neuprodukte mit „virgin Material“)
  • Messung und Management von Nachhaltigkeitsperformance & Nachhaltigkeits-Berichterstattung

Das Thema Dekarbonisierung sei für viele Unternehmen derzeit besonders akut, da es eng mit der Energiekrise zusammenhängt, so Prof. Dr. Schaltegger. Nachhaltigkeitsmanagement als recht junges Thema erfordere von Unternehmen und Mitarbeitenden viel Flexibilität und Innovationskraft.

Nachhaltigkeitsmanager*innen werden in immer mehr Unternehmen gesucht. Zunehmend bedeutsam und dringend benötigt wird aber auch spezialisiertes Wissen in den Fachbereichen von Unternehmen, wo Mitarbeitende mit Kernfunktionen wie Einkauf, Produktenwicklung oder Berichterstattung immer häufiger Nachhaltigkeitsexpertise benötigen. So sprechen die Zertifikate Interessent*innen sowohl aus Fach- und Führungskreisen an, die ihr bisheriges Know-how in spezifischen Teilbereichen der Nachhaltigkeit (wie z.B. nachhaltiges Lieferkettenmanagement) vertiefen möchten, jedoch auch jene, die sich bislang noch nicht vertieft mit Nachhaltigkeitsthemen auseinandergesetzt haben, diese aber nun in ihren Arbeitsbereichen verstärkt berücksichtigen möchten. Daher befassen sich die neu entwickelten Zertifikatsangebote mit verschiedenen Themen, die sich an den von Prof. Schaltegger genannten Trends orientieren und spezielle Nachhaltigkeitsherausforderungen und Zielsetzungen in Teilbereichen des Unternehmens fördern und unterstützen.

Philip Luthardt (Head Of Sustainability, Bohlsener Mühle)

In der Podiumsdiskussion erörterten Unternehmensvertreter*innen von Pionierunternehmen des nachhaltigen Wirtschaftens diese Trends. Dabei tauschten sich Philip Luthardt (Head Of Sustainability, Bohlsener Mühle) mit Eva Danneberg (Geschäftsführerin WERKHAUS Design + Produktion GmbH) und Stefan Schaltegger über die Herausforderungen bei der Umsetzung und Integration von Nachhaltigkeit im Unternehmen aus. Philip Luthardt betonte, dass für ihn das Thema Biodiversität dringend auf die Liste der Nachhaltigkeits-Trends gehören muss. Die naturwissenschaftliche Bedeutung von Biodiversität wurde von allem Podiumsteilnehmern bekräftigt, wobei gleichzeitig festgestellt wurde, dass Biodiversitätsverlust bei den meisten Unternehmen bisher wenig Priorität genießt. Einig waren sich bei der Diskussion alle, dass Nachhaltigkeitsmanagement auch vermehrt chancenorientiert angepackt werden sollte. Investitionen in Energieeffizienz ließen sich zum Beispiel bei den aktuell sehr hohen Energiekosten schnell ausgleichen, so Philip Luthardt. Als konkretes Ziel für eine stärkere Einbindung von Nachhaltigkeit in Unternehmen schlägt er Nachhaltigkeitsschulungen vor, z.B. alle drei Jahre für alle Mitarbeitenden. Auch müsse „True Cost Accounting“ vermehrt praktiziert werden. Eva Dannenberg hingegen setzt als wichtigste Maßnahme auf den Nachhaltigkeitsbericht, der als Fahrplan für die gesamte Entwicklung des Unternehmens genutzt werden kann und auf den Einkauf als wichtigen Akteur.

Eva Danneberg (Geschäftsführerin WERKHAUS Design + Produktion GmbH) und Prof. Dr. Stefan Schaltegger

Auf Anmerkung aus dem Publikum, wonach viele Unternehmen in ihren Bemühungen derzeit durch überbordende Bürokratie ausgebremst würden, machten die Teilnehmenden deutlich, dass Unternehmen, die jetzt keine Nachhaltigkeitsziele aktiv verfolgen, immer weiter unter Druck gesetzt würden – von Investoren, Gesetzgeber, Medien und Konsument*innen. Daher seien gegen alle Widerstände enorme Bemühungen notwendig. Nachhaltigkeitsstellen als Beratungsfunktion im Unternehmen reichten nicht mehr aus – Nachhaltigkeit müsse überall im Unternehmen verankert sein, auch in den Fachbereichen jenseits des Nachhaltigkeitsmanagements.


Im Rahmen des DEGREE Projekts entwickelt das CSM digitale Bildungsprogramme, damit Studierende berufsbegleitend neue Spezialkompetenzen im Bereich Nachhaltigkeit erwerben können. Das Projekt wird aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds und durch das Land Niedersachsen im Zeitraum von Oktober 2021 bis Dezember 2022 gefördert.

Die einzelnen Zertifikate sollen Unternehmen dabei unterstützen, den Weg zur CO2- -freien Gestaltung von Produkten und Wertschöpfungsketten (Dekarbonisierungsmanagement), zur Entwicklung nachhaltiger und resilienter Liefernetzwerke (Nachhaltiges Lieferkettenmanagement), zum kreislauforientierten Ressourcenmanagement (Zirkuläres Wirtschaften) sowie zur Messung, Steuerung und Berichterstattung der eigenen Nachhaltigkeitsperformance (Sustainability Accounting and Management Control) einzuschlagen oder weiterzuentwickeln.

Die vier neuen Zertifikatsstudiengänge dauern jeweils sechs Monate und vermitteln praxisrelevantes Wissen und Methoden, um Fach- und Führungskräfte zu aktiven Zukunftsgestalter*innen in Ihren Unternehmen werden zu lassen. Eine vorherige Studienerfahrung wird nicht vorausgesetzt, allerdings mindestens ein Jahr relevante Berufserfahrung und ein hochschulqualifizierender Abschluss.

Fotos: Anna Lorscheider