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Die Bedeutung des DNP für Unternehmen – Interview mit Maret König von BRANDS Fashion

Von Fast Fashion zu nachhaltiger Mode – die Vielfalt an fairen Modemarken auf dem Markt ist inzwischen riesig und wächst weiterhin. Eine der nachhaltigen Modemarken ist BRANDS Fashion, die derzeit zu Europas Marktführern für nachhaltige Arbeitskleidung zählt. 2021 wurde BRANDS Fashion daher mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis für Globale Partnerschaften ausgezeichnet. Im Interview verrät uns Maret König, Mitarbeiterin in der Nachhaltigkeitskommunikation bei BRANDS Fashion und Alumna des MBA Sustainability Management, wie Auszeichnungen ein Unternehmen beeinflussen und wie nachhaltige Konzepte integriert werden können.

Was macht BRANDS Fashion genau?

Wir bei BRANDS Fashion importieren nachhaltige Workware und Fan Merchandising. Die Produktion findet insbesondere in Fernost statt (wo man auch nachhaltig und fair produzieren lassen kann). Wir bieten unseren Kunden eine sogenannte One stop Solution. Wir produzieren immer nach kundenspezifischen Aufträgen, das heißt, auf Kundenwunsch und entwickeln die Arbeitsbekleidung enstprechend der Ansprüche, Wünsche und Corporate Identity unserer Kunden. Dabei bieten wir einen umfassenden Textilservice, angefangen bei derder Designentwicklung, über Einkauf, Sourcing und Qualitätskontrolle bis hin zu Logistik- und Webshop-Lösungen. Wir bereuen alsoden gesamten Prozess, der  für die Textilproduktion notwendig ist. Gerade für nachhaltige Lösungen ist es super, wenn man gemeinsam bereits beim Designen anfängt, weil wir dann die Aspekte berücksichtigen können, die beispielsweise für Second Life und Recyclinglösungen notwendig sind. Außerdem bieten wir eine Nachhaltigkeitsberatung an und eine ganze Bandbreite von Zertifizierungen für die Textilien, z. B. Fairtrade Baumwolle, GOTS, Cradle to Cradle Certified™ und den Fairtrade Textilstandard. Das ist ein ganz neuer Standard, den wir weltweit als erstes Unternehmen umsetzen. Dann fördern wir recyceltes Polyester und bieten Produkte mit dem Grünen Knopf an. Wir schneidern die bestmögliche Textil-Lösung auf die Bedürfnisse des Kunden zu. Unsere Kunden sind vor allem Lebensmitteleinzelhandels- oder Drogeriemarktketten, Fußballvereine der 1. und 2. Liga, Baumärkte, aber auch Umweltschutzorganisationen und Private Label-Kunden. Wir bieten alles an, was man sich im Bereich Textil-Lösung wünscht.

Mit dem Konzept hat die Firma BRANDS Fashion ja den Nachhaltigkeitspreis 2021 gewonnen. Wofür genau? Und was bedeutet das für die Firma?

Wir haben den Preis in der Kategorie Globale Unternehmenspartnerschaften gewonnen – und darüber freuen wir uns besonders, weil das für uns die Basis von Nachhaltigkeit ist. Wir führen enge Beziehungen und Partnerschaften zu unseren Partnern vor Ort, um gemeinsam mit ihnen Maßnahmen zu ergreifen. Das ist natürlich toll, genau in dieser Kategorie belohnt zu werden – und zwar mit unserem langjährigen engen Partner SAGS Apparels aus Indien. Er hat ein bestehendes Gebäude mit uns zu einer nach LEED Platinum-zertifizierten Green Factory umgebaut. Das heißt, dass dort z. B. erneuerbare Energien eingesetzt werden, Regenwasser wird für den Weiterverbrauch gesammelt und das Dach ist für die Klimatisierung begrünt. Die Umbauten wurden Größtenteils aus lokalen, natürlichen und recycelbaren Materialien realisiert.  Wir setzen dort auch gemeinsam mit ihm den Fairtrade Textil Standard um. Das heißt, dass dort neben hohen ökologischen Anforderungen an die Produkte, die Rechte der Arbeiterinnen und Arbeiter gestärkt werden und stufenweise existenzsichernde Löhne in der gesamten Wertschöpfungskette, das heißt vom Baumwollanbau bis zur Konfektion, eingeführt werden.

Ja, der Preis ist natürlich eine Anerkennung für diesen Weg, den wir eingeschlagen haben. Der ist nicht nur leicht und auch nicht immer der einfachste, sondern bündelt wahnsinnig viele Kapazitäten. Wir sind aber überzeugt davon, dass es der richtige Weg ist. Deswegen freuen wir uns natürlich total und unser Partner auch. Auch für das gesamte Team war das natürlich schön, von außen so eine Anerkennung zu bekommen.

Das Unternehmen hat auch noch andere Preise gewonnen, welche waren das?

Ganz aktuell haben wir 2022 den Fairtrade Award gewonnen. Wir haben uns darüber besonders gefreut, weil wir so viele Ressourcen in die Zertifizierung nach dem Fairtrade Textilstandard gesteckt haben. Letztes Jahr haben wir gemeinsam mit dem VfB Stuttgart die ersten Textilien, die mit diesem Standard ausgezeichnet sind, auf den Markt gebracht. Mittlerweile haben sich einige Kunden mehr, auch weitere Fußballvereine wie Werder, der HSV, Union Berlin und Eintracht Frankfurt, angeschlossen. Existenzsichernde Löhne, die ein Unterschied zum Mindestlohn sind (!), sind ein weiteres Herzensthema von uns. Das ist relativ komplex. Den Kunden dieses Thema zu erläutern und es in der Lieferkette zu etablieren, ist nicht so einfach. Das ist ein langer Prozess über mehrere Jahre. Wir arbeiten schon seit 2017 daran. Der Preis war die Belohnung dafür, dass wir diesen Weg gehen, bis jetzt jedoch leider relativ alleine dastehen. Wir brauchen mehr Mitstreiter, die das Thema voranbringen möchten. Allein können wir das nicht stemmen.

In welchen Abteilungen ist denn der Bereich der Nachhaltigkeit verankert?

Wir haben die Nachhaltigkeitsabteilung, die direkt an die Geschäftsleitung berichten. Das Thema Nachhaltigkeit ist aber in allen Abteilungen mehr oder weniger verankert, beispielsweise im Design. Da entwickelt wir Produkte, die z. B. recyclingfähig sind. Auch nachhaltige Beschaffung im Einkauf ist ein relevantes Thema. Heißt, Nachhaltigkeit lässt sich nicht abspalten, sondern  fließt in jede einzelne Abteilung ein. Da Nachhaltigkeit in unserem Unternehmenskern verankert ist und von der Geschäftsleitung stark gefördert wird, ist es für uns leichter, Nachhaltigkeitsthemen zu verankern und voranzutreiben. Natürlich gibt es trotzdem mal Diskussionen, da ist es dann unsere Aufgabe, einen guten gemeinsam Weg zu finden.

Du hast ja selbst den MBA Sustainability Management an der Leuphana studiert. Welches Wissen aus deinem Studium wendest du an und wie hilft es dir weiter?

Grundsätzlich habe ich dadurch eine besondere Herangehensweise an Themen gewonnen. Wir haben uns auch ganz konkret mit der textilen Wertschöpfung, den jeweiligen Risiken und Siegeln auseinandergesetzt, welche Inhalte diese abdecken, was eventuell fehlt und welche Aspekte oder Bandbreite es dort gibt. Ich bin  für den spezifischen Themenbereich der Nachhaltigkeitskommunikation verantwortlich, das habe ich schon in meiner Masterthesis behandelt. Konkret: Verkaufsförderung nachhaltigerer Produkte und Konsumtransformation am POS am Beispiel vertikaler Modeunternehmen.

Meine heutige Arbeit besteht auch darin, die Nachhaltigkeitsaspekte von Textilien und textiler Produktion zu erläutern und das wiederum auf unterschiedliche Zielgruppen herunterzubrechen. Das Thema ist sehr komplex, deshalb ist es wichtig, jeden auf seinem aktuellen Wissensstand abzuholen. Wir unterstützen unsere Kunden auch mit Kommunikationsmaßnahmen. Das macht mir viel Spaß und darauf hat mich der MBA sehr gut vorbereitet.

Was sind die aktuellen Herausforderungen im Unternehmen und entstehen dadurch auch Rückschritte?

Es wird alles teurer. Die Preise sind ein großes Problem – so auch bei den Preisen für Baumwolle. Das ist unser relevantester Rohstoff, aufgrund der Materialeigenschaften und auch der Kundenwünsche. Die kompletten Aufpreise können wir nicht 1:1 an den Kunden weitergeben. Unsere Kunden möchten natürlich auch sparen und möglichst wenig Geld für ihre Arbeitskleidung ausgeben. Dadurch müssen wir noch stärker für Nachhaltigkeitsstandards und -zertifizierung argumentieren, weil es immer einen mindestens kleinen Aufpreis bedeutet. Wer gute Ware haben möchte, der muss ein bisschen draufzahlen. Es geht nicht anders. Und dann sprechen wir noch gar nicht von so hohen Qualifizierungen wie Cradle to Cradle Certified™.

Was sind die großen Ziele für die nächsten zwei, drei Jahre?

Da haben wir viele, wir nehmen uns immer sehr viel vor. Wir haben gerade eine Produktinnovation entwickeln, das erste Industriewäsche-taugliches Polo-Shirt, das nach GOTS- und dem Grünen Knopf zertifiziert ist. Also ein leasingfähiges Polo, das z. B. für Hotelketten interessant ist. Das ist eine ganz neue Sparte für uns.

Grundsätzliche Ziele sind, den Anteil an nachhaltigen Materialien auszubauen und auszuweiten, die Steigerung vom Einsatz GOTS- und Fairtrade-zertifizierter Baumwolle und unsere Cradle to Cradle Certified™-Kollektion weiterzuentwickeln. Ein weiteres Thema ist das Chemikalien-Management. Da arbeiten wir mit GoBlu zusammen. Wir setzten das von ihnen entwickelte Tool BHive ein, um Prozesse überwachen zu können und den Chemikalienbestand in den Nassproduktionsstätten verbessern zu können.  Emissions-Ausgleich ist auch ein Riesenthema, für uns und unsere Kunden. Wir erfassen derzeit den ökologischen Fußabdruck von unterschiedlichen Lieferketten.

Eines unserer wichtigsten Themen ist Kreislaufwirtschaft. Da arbeiten wir neben der biologisch abbaubaren Kollektion auch am technischen Kreislauf. Wir haben eine interne Projektgruppe, die sich gerade insbesondere mit Rücknahme- und Recyclingkonzepten für unsere Kunden als Alternative zur thermischen Verwertung beschäftigt.

Worauf bist du besonders stolz worauf freust du dich in der Zukunft?

Unsere Projekte sind immer Teamarbeit. Ein großes Thema, das bei mir liegt, ist die Überarbeitung unserer Website. Das ist ein Riesenprojekt und ich freue ich mich schon total auf die Fertigstellung. Ein neuer Nachhaltigkeitsbericht über 2022 liegt auch bald an. Ansonsten freue ich mich auf unterschiedliche Kooperationen. Wir arbeiten an einem Projekt gemeinsam mit GIZ, BMZ und neun Fußballvereinen, bei dem wir Baumwollfarmer bei der Umstellung auf biologischen Anbau unterstützen. Das ist ein tolles Beispiel für die Zusammenarbeit von Politik, Sport und Wirtschaft zur Förderung nachhaltiger und fairer Produktion.

Vielen Dank für das Interview.