Von 2011 bis 2014 begaben sich Forschende des Centre for Sustainability Management (CSM) der Leuphana Universität Lüneburg auf eine Reise in die Zukunft nachhaltiger Energien. Ihr Ziel: Herausfinden, ob sich aus der südamerikanischen Macauba-Palme ein ökologisch tragfähiger Rohstoff für die Herstellung von Biokerosin gewinnen lässt – und ob dieser eine echte Alternative zu fossilen Flugkraftstoffen darstellen kann.
Zehn Jahre später ist klar: Die damalige Idee war ihrer Zeit voraus – und gewinnt heute, im Kontext der globalen Debatten um nachhaltige Luftfahrt und grüne Energieträger, erneut an Relevanz.

Ein Projekt mit Weitblick
Die Ausgangsfrage des Forschungsprojekts „Plattform für eine nachhaltige Biokerosinproduktion“ war ambitioniert: Wie genau lassen sich Pflanzenöle am besten nachhaltig produzieren und welche wirtschaftlichen Einsatzmöglichkeiten gibt es? Und im Bezug auf die Macauba-Palme: Kann eine tropische Palme dabei helfen, den Luftverkehr nachhaltiger zu gestalten?
Die Antwort, die das Forschungsteam entwickelte, war ermutigend: Die Macauba-Palme (Acrocomia aculeata) bietet eine ganze Reihe an Vorteilen. Sie wächst auf kargen Böden, benötigt wenig Wasser, bringt hohe Ölerträge und konkurriert nicht direkt mit der Nahrungsmittelproduktion. Zudem kann sie in bestehenden Agrarstrukturen integriert werden – was sie sowohl aus ökologischer als auch sozialökonomischer Sicht interessant macht.
Im Mittelpunkt stand dabei die Kombination aus wissenschaftlicher Bewertung und praktischer Umsetzbarkeit – ein Markenzeichen der transdisziplinären Forschungsansätze des CSM.

Neue Aufmerksamkeit – zehn Jahre später
Nun rückt das Projekt erneut ins öffentliche Licht: Journalist Stefan Parsch (Spektrum der Wissenschaft) stieß auf das Thema und sprach mit Prof. Dr. Stefan Schaltegger, der damals Teil des Projekts war, über die damaligen Erkenntnisse und ihre heutige Bedeutung.
In Zeiten, in denen Sustainable Aviation Fuels (SAF) als Hoffnungsträger für klimafreundliches Fliegen diskutiert werden, zeigt das Beispiel Macauba: Viele Lösungen existieren bereits – sie müssen nur konsequent weitergedacht und umgesetzt werden.

Von der Forschung in die Praxis: Die Entstehung von INOCAS
Besonders bemerkenswert: Aus dem ursprünglichen Forschungsprojekt heraus entstand das Startup INOCAS, das heute in Brasilien aktiv ist. INOCAS arbeitet mit lokalen Landwirt*innen zusammen, um die Macauba-Palme nachhaltig zu kultivieren und wirtschaftlich nutzbar zu machen – für Biotreibstoffe, aber auch für Kosmetikprodukte und die Tierfutterproduktion.
Dieser Wissenstransfer von der Hochschule in die Praxis zeigt, wie Forschung Wirkung entfalten kann, wenn sie interdisziplinär, kooperativ und lösungsorientiert gedacht wird.

Fazit: Nachhaltige Forschung wirkt – oft über Jahre hinaus
Das Macauba-Projekt ist mehr als ein Kapitel in der Geschichte des CSM – es ist ein Beispiel dafür, wie Nachhaltigkeitsforschung langfristige Impulse geben kann: für neue Technologien, für Unternehmertum, für internationale Zusammenarbeit.
Gerade in der heutigen Zeit, in der der Handlungsdruck für eine ökologische Transformation steigt, lohnt sich auch mal der Blick zurück. Schön, wenn aus Ideen von gestern Lösungen für morgen werden – und wenn sie mit Engagement und Weitblick weitergetragen werden!

Links zum Weiterlesen:
Ursprüngliches Projekt: Plattform für eine nachhaltige Biokerosinproduktion
Mehr Informationen zu INOCAS
Zum Artikel von Stefan Parsch, Spektrum der Wissenschaft (Paywall)
Fotos: mit freundlicher Unterstützung von INOCAS
Du muss angemeldet sein, um einen Kommentar zu veröffentlichen.