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CSM-Wissenschaftler forschen zu längerer Nutzungsdauer bei Smartphones – Low-Tech als Vorbild

Vor zwei Jahren hat Nachhaltigkeitswissenschaftler Ferdinand Revellio einen Fahrradbus mitentwickelt. Das Gefährt ist solide und übersichtlich gebaut und kann einfach repariert werden. Ein Konzept, das auf andere Produkte übertragbar ist, findet der Doktorand – und hat bei seiner Forschung Smartphones im Blick.

Ferdinand Revellio vor dem Hauptgebäude der Uni mit dem „Fahrradbus“: Foto: Leuphana/Patrizia Jäger

Viel Schnick-Schnack hat der mietbare Fahrradbus nicht zu bieten, mit dem Ferdinand Revellio regelmäßig unterwegs ist – dennoch rollt das Rad leicht und problemlos über die Straßen. Beim Bau des Gefährts hatten der wissenschaftliche Mitarbeiter am Centre for Sustainability Management (CSM) und eine Gruppe von Studierenden auch nicht High-Tech sondern ganz andere Ansprüche vor Augen: Der Fahrradbus sollte aus haltbaren Materialien gebaut werden, die Technik verständlich, reparierbar und damit langlebig sein. „Mit dem Fahrradbus haben wir etwas geschaffen, das dem Low-Tech Prinzip folgt“, erläutert Revellio. „Ein Ansatz, der sich im Sinne der Nachhaltigkeit auf viele Produkte übertragen lässt.“ In seiner Forschung betrachtet der 27-Jährige den Fahrradbus als konkretes Gegenmodell: „Mein Thema ist das Ziel einer Kreislaufwirtschaft im Bereich Smartphones.“

Nach nur zwei Jahren in Nutzung: Smartphone oft Entsorgungsfall

In Europa wird ein Smartphone durchschnittlich etwa zwei Jahre genutzt. Danach verschwindet es meistens in einer Schublade oder – falls defekt – wird entsorgt. „Es stattdessen zu reparieren wird dem Nutzer sehr schwer gemacht“, erklärt der ausgebildete Wirtschaftsingenieur. „Die einzelnen Elemente eines Smartphones sind in der Regel komplex verschachtelt, viele Teile verklebt und Ersatzteile schwer zu beschaffen.“ Im Gegensatz zur Kreislaufwirtschaft spricht die Wissenschaft hier von einem linearen Modell. Dabei seien nachhaltiger Konsum und eine längere Nutzungsdauer durchaus möglich – auch auf professioneller Ebene. „Wenn verschiedene Akteure wie Hersteller und Reparaturdienstleister gemeinsam auf nachhaltigere Produktions- und Verbrauchssysteme abzielen, bewegen wir uns in Richtung Kreislaufmodell.“

Mit diesen Wertschöpfungsnetzwerken beschäftigt sich Ferdinand Revellio im Rahmen des von Professor Erik G. Hansen geleiteten „Innovationsverbundes Nachhaltige Smartphones (INaS)“ am Centre for Sustainabilty Management (CSM) der Leuphana Universität. Zu den Netzwerken gehören beispielsweise Dienstleister, die in enger Zusammenarbeit mit Herstellern und Telekommunikationsanbietern oder völlig unabhängig Reparaturen anbieten und Rücknahmekonzepte entwickeln. Genauso aber Hersteller, die den Kunden selbst ein entsprechendes Angebot mitliefern. „Ich möchte im Rahmen meiner Dissertation untersuchen, wie die einzelnen Akteure arbeiten, welche neuen Kooperationen sich formieren und welche wirtschaftlichen Effekte sich daraus ergeben.“

Kreislaufkonzepte fürs Smartphone: Ebay ist keine Lösung!

Für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft ist im Bereich der Smartphones ein engerer Kontakt zum Nutzer notwendig, erläutert der Lüneburger Nachhaltigkeitswissenschaftler. Einige Hersteller arbeiten schon nach diesem Prinzip. „Das hessische Unternehmen Shiftphones achtet bereits beim Design darauf, dass die Geräte repariert werden können. Es bietet Ersatzteile und Upgrades an und schickt mit der Lieferung sogar gleich Werkzeug mit.“ Damit zielt das Unternehmen auf eine verständliche Technik ab, „ähnlich wie wir mit dem Fahrradbus.“ Zunehmende Bedeutung gewinne auch der Markt der „refurbished products“, also bereits gebrauchte Geräte, die vom Hersteller oder von Dienstleistern instandgesetzt und dann zu günstigeren Preisen verkauft werden. „Eine effizientere Ressourcennutzung erreichen wir nur dann, wenn wir von privaten Ebay- und Tauschaktionen hin zu einer weitgreifenden Professionalisierung im Massenmarkt kommen.“

‚Right to Repair‘ als eine Lösung?

Für die Zukunft wünscht sich Ferdinand Revellio Unterstützung durch die Gesetzgebung. Er fordert ein sogenanntes „right to repair“, welches auch beinhaltet, dass Hersteller den Kunden oder zumindest professionellen Dienstleistern Ersatzteile nicht vorenthalten dürfen. „Das wäre wirklich ein wichtiger Schritt“, sagt er. „Es würde dazu führen, dass die Transaktionskosten für Reparaturen dramatisch sinken, die Nutzungsdauer bei Smartphones verlängert und der Ressourcenverbrauch verringert werden könnten.“

Mit dem Dissertationsthema hat sich Revellio bereits in seiner von Erik. Hansen betreuten Masterarbeit auseinandergesetzt – und dafür internationale Anerkennung erhalten. Für seine eingereichte Ausarbeitung wurde er auf die Shortlist des GAIA Masters Student Paper Award gesetzt, eine Auszeichnung der Fachzeitschrift GAIA-Ecological Perspektives for Science and Society.

Hinweis: Der Text basiert auf einer Meldung der Leuphana Universität zum Thema.

Deutscher Nachhaltigkeitspreis 2019: Nachhaltige Vorbilder gesucht

Die Bewerbungs- und Auswahlrunden für den Deutschen Nachhaltigkeitspreis 2019 starten. Gesucht sind herausragende Leistungen, die den Wandel hin zu nachhaltigem Leben und Wirtschaften in Deutschland in besonderer Weise voranbringen. Und es werden die nachhaltigsten Unternehmen Deutschlands gesucht, die als würdigen Vorreiter neue Wege gehen. Also Akteure:

  • mit innovativen Produkten und Dienstleistungen,
  • hohen ökologischen Standards in der Produktion
  • oder einer besonderen sozialen Verantwortung in ihrer Wertschöpfungskette.

Der Wettbewerb steht Unternehmen aller Branchen offen, die sich erfolgreich einem nachhaltigen Wirtschaften verpflichten. Bewerben können sie sich Unternehmen aller Branchen in den Kategorien KMU, mittelgroße oder große Unternehmen.

Weitere Informationen finden Sie unter www.nachhaltigkeitspreis.de.

Eine Experten-Jury, der auch Professor Dr. Stefan Schaltegger, dem Leiter des Centre for Sustainability Management (CSM) angehört, wählt die Siegerinnen und Sieger des 11. Deutschen Nachhaltigkeitspreises aus.

MBA Abschlussworkshop: Nachhaltigkeit in der Automobilindustrie managen

Jedes Jahr durchleben Studierende im MBA Sustainability Management eine kleine Feuertaufe beim sogenannten Abschlussworkshop. Dabei gilt es eine Woche lang in einer Praxissimulation Know-how und Kreativität im Nachhaltigkeitsmanagement zu beweisen und dann auch eine Jury zu überzeugen. Dieses Mal im Blickfeld: der Automobilsektor. 

Wie kann man mit neuen Ansätzen, Ideen und Projekten Nachhaltigkeit in einem Unternehmen gestalten und umsetzen? In der aktuellen Abschlussklasse im MBA Sustainability Management gehen 35 angehende Führungskräfte dieser Frage nach. Eine intensive Woche lang durchleben sie eine Praxissimulation in den Kulissen eines realen Unternehmens. Die künftigen Nachhaltigkeitsmanager/innen können dieses Mal im Mercedes-Benz Werk in Bremen neue Ideen entwickeln und Meilensteine meistern.

Galerie: Eindrücke vom MBA-Abschlussworkshop in Bremen

Vorbereitung auf die Produktion des ersten Elektrofahrzeuges der Marke EQ

Das Mercedes-Benz Werk in Bremen bereitet sich aktuell auf den Serienanlauf des ersten Elektrofahrzeuges der Produkt- und Technologiemarke EQ vor. Neben den Innovationen auf der Produktseite stehen dabei auch neue Anforderungen an Produktions- und Werksprozesse in einem besonderen Fokus. Aus diesem Anlass richtete das Werk Bremen als Gastgeber für den Studiengang MBA Sustainability Management den diesjährigen Unternehmensworkshop aus und bot angehenden Nachhaltigkeitsexpertinnen und -experten die Chance, kreative und zukunftsweisende Konzepte zu konkreten Herausforderungen zu erarbeiten.

Intensive Praxisphase Teil des MBA-Konzepts

Die Studierenden blicken beim Abschlussworkshop auf verschiedene Unternehmensbereiche. Es gilt dort Nachhaltigkeitskonzepte und –lösungen für Problemstellungen vor Ort zu entwickeln und die Umsetzbarkeit, Originalität aber eben auch wissenschaftlich-analytische Fragestellungen zu berücksichtigen. Als Aufgabenstellungen analysieren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer fünf große Themenfelder aus dem Blickwinkel unternehmerischer Nachhaltigkeit:

  • Personalentwicklung und -qualifizierung für Nachhaltigkeit,
  • Energiemanagement
  • Stakeholder-Kommunikation von Nachhaltigkeitsthemen
  • Das Werk Bremen als ‚Sustainability-Intrapreneur‘
  • nachhaltige Logistik- und Lieferketten

Sie entwickeln jeweils Konzepte und Lösungsansätze, die anschließend von einer Jury aus Wissenschaftler/innen der Leuphana Universität und Expertinnen und Experten von Mercedes-Benz beurteilt werden. Bei diesem Ansatz entsteht nicht nur ein Lerneffekt bei den Studierenden, es ergeben sich auch Mobilisierungseffekte für neue Projekte zur unternehmerischen Nachhaltigkeit bei den beteiligten Unternehmen. Ein Impuls, der auch in diesem Fall in Bremen von allen Beteiligten bewusst mit angestrebt wird.

Nachhaltigkeit als Erfolgsfaktor in der Automobilindustrie

Studiengangsleiter Professor Stefan Schaltegger

Die Aufgabenstellungen wurden gemeinsam mit den Fachabteilungen und Managementebenen des Bremer Werks und der Studiengangleitung um Professor Stefan Schaltegger (Leitung) und Dr. Dorli Harms (Koordination) vom Centre for Sustainability Management (CSM) erarbeitet. Als Pionier für eine Reihe von unternehmensweiten Neuerungen ist das Fertigungswerk in Bremen als Partner für den MBA-Abschlussworkshop ein besonders spannendes Projekt für beide Seiten. Durch die Zusammenarbeit mit den Studierenden im MBA Sustainability Management der Leuphana Universität rücken dezidiert Nachhaltigkeitsprojekte rund um die Fertigung von Pkw und Mobilität in den Blick.

Exkurs: Die bereits bestehenden Initiativen und Projekte im Unternehmen werden auf den folgenden Webseiten vorgestellt:


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Praxistest für Nachhaltigkeitsmanager: Abschlussworkshop bei Konica Minolta gestartet

Das passt zusammen: Nachhaltigkeitsmanager bei Stecksystem-Unternehmen Werkhaus

Erfolgreicher MBA-Abschluss: Nachhaltigkeitsmanager feiern in Lüneburg

Titelverleihung für 30 Absolventinnen und Absolventen des MBA Sustainability Management an der Leuphana Universität Lüneburg

Am Samstag, den 16. September 2017 erhielten 30 Absolventinnen und Absolventen des MBA-Studiengangs Sustainability Management ihre Abschlussurkunden. In den vergangenen zwei Jahren haben sich die jungen Führungskräfte an der Leuphana Universität zu Nachhaltigkeitsmanagern weitergebildet. Ihr ambitioniertes Ziel: Die Welt verbessern, ökologische Produkte und Dienstleistungen entwickeln und Nachhaltigkeit damit unternehmerisch umzusetzen.

Nachhaltigkeitsmanager/innen wollen unternehmerisch Handeln

Das Besondere: Die Absolventen stammen aus ganz Deutschland und auch aus ganz verschiedenen Branchen. Vor allem der Wunsch nach eine nachhaltigeren Wirtschaft hat Sie zum Studium nach Lüneburg geführt.

Ein berufsbegleitendes Studium ist immer auch eine Herausforderung. Der Abschlussjahrgang 2017 hat Samstagnachmittag im Glockenhaus der Hansestadt Lüneburg das Ende dieser anstrengenden Lebensphase gefeiert. Zusammen mit Freunden und Familien würdigten über 100 Gäste ihre Leistungen.

Große Tradition: Seit Gründung des MBA-Studiengangs um die Jahrtausendwende feiern Nachhaltikgeitsmanagement-Absolventen im alt-ehrwürdigen Glockenhaus der Hansestadt Lüneburg

Mit ihren Grußworten und Glückwünschen ermunterten Professor Stefan Schaltegger von der Leuphana, aber Bürgermeister Eduard Kolle sowie die anwesenden Unternehmensvertreter alle Absolventen ihren Kurs und ihre Ideale zur Nachhaltigkeit beizubehalten.

Als Zeichen des Aufbruchs ging es mit einem schwungvollen Wurf der „Doktor-Hüte“ in den neuen Lebensabschnitt.  Eine Tradition, die im Lüneburger Nachhaltigkeitsstudium seit über 14 Jahren gilt und nach deren Abschluss bis spät in die Nacht gefeiert wird.

Home Coming Days 2017: Zentrale Netzwerkveranstaltung im Nachhaltigkeitsmanagement-Studium

Eingebettet ist die Absolventenverabschiedung in den größeren Rahmen der Home Coming Day im Nachhaltigkeitsmanagement-Studiengang MBA Sustainability Management. Zusammen mit dem Centre for Sustainability Management (CSM) organisiert der Alumni-Verein des MBA jedes Jahr ein mehrtägiges Tagungs- und Konferenzformat. In diesem Jahr standen Veranstaltungen am Freitag und Samstag unter dem Oberthema Diversität.

Fachvorträge von Akteuren des Projektes Hitzacker Dorf und der Diversity-Absteilung des Unternehmens Barclaycard lieferten Impulse für eine Vertiefung des Themas in Workshop-Sessions am Samstag.


Hintergrund: MBA im Nachhaltigkeitsmanagement

Der MBA Sustainability Management vereint seit 2003 die Vermittlung von Fachkenntnissen und Soft Skills mit Themen des Nachhaltigkeitsmanagements. Er wird vom Centre for Sustainability Management (CSM) im Rahmen der Professional School der Leuphana Universität angeboten. Das Studienangebot richtet sich an Personen, die einen Karrieresprung anstreben und nachhaltige Entwicklung in ihren jeweiligen Berufsfeldern vorantreiben möchten. Das MBA-Studium ist der weltweit erste universitäre MBA zu Nachhaltigkeitsmanagement und Corporate Social Responsibility (CSR).

leuphana.de/mba-sum

Lesetipp: Artikelserie zu Social Business und Nachhaltigkeitstransformation

Konsumenten kaufen immer bewusster und Firmen legen zunehmend Wert auf sozial verantwortliches Handeln. Der Trend zum „Social Business“ rückt gesellschaftliche Probleme in den Fokus der Wirtschaft und will diese mit neuen unternehmerischen Mitteln lösen.

Social Business & Sustainable Entrepreneurship als Treiber der Transformation?

Ein Grund für das Zukunftsinstitut sich in der einer Artikelsammlung Thema „Social Business“ von verschiedenen Standpunkten aus zu nähern. Für einen Beitrag zur Einordnung wichtiger Entwicklungen im Bereich Sustainable Entrepreneurship, gibt auch Professor Dr. Stefan Schaltegger eine Einschätzung ab und diskutiert die Triebfedern der Nachhaltigkeitstransformation:

„Die Pionierleistungen der Social-Business-Szene und der Sustainable-Entrepreneurship-Bewegung zeigen: Das oberste Ziel eines Unternehmens muss nicht (nur) in der Profitorientierung liegen.“

Finden Sie hier die Artikelserie: https://www.zukunftsinstitut.de/dossier/tup-digital/social-business/

Nachhaltigkeitsberichte wirken: Unternehmen mit verbesserter Berichterstattung senken Emissionen

Nachhaltigkeitsberichte werden oft damit begründet, dass Transparenz über die Umwelt- und Sozialwirkungen des Unternehmens geschaffen werden soll. Nun wurde ein ganz anderer Nutzen von Nachhaltigkeitsberichten empirisch nachgewiesen: die Reduktion von CO2-Emissionen durch verbesserte Berichterstattung. Untersucht wurden Daten von 280 der 500 weltweit größten Unternehmen.

Von Prof. Dr. Stefan Schaltegger

Stefan Schaltegger

Für ein Untersuchungsgruppe von 284 der fünfhundert größten Unternehmen der Welt, für die entsprechende Daten erhältlich waren, konnte für den Zeitraum von 2008 bis 2012 gezeigt werden, dass eine Verbesserung der Berichterstattung mit einer Reduktion der CO2-Emissionen einhergeht.

280 der 500 größten Unternehmen untersucht

Dr. Wei Qian von der University of South Australia, Adelaide, und Professor Dr. Stefan Schaltegger vom Centre for Sustainability Management (CSM) der Leuphana Universität Lüneburg haben die Daten des Carbon Disclosure Projects (CDP) mit dem weltweit größten Datenset zu CO2-Emissionen von Unternehmen ausgewertet.

Wirkung: Berichte schärfen Bewußtsein für Nachhaltigkeit bei Führungskräften

Ihre Hypothese konnte bestätigt werden, dass qualitativ verbesserte Berichterstattung zu Klimaemissionen zur Reduktion von CO2-Emissionen führt. Die Grundlogik ist dabei, dass eine verbesserte Qualität der Berichterstattung zu einem erhöhten Bewusstsein bei Mitarbeitenden und Führungskräften führt und damit mehr Entscheidungsträger im Unternehmen sich intensiv mit dem Themenbereich auseinander setzen und handeln. Als Folge der höheren Transparenz und dadurch angeregter Verbesserungsmaßnahmen sinken die CO2-Emissionen des Unternehmens.

Veröffentlichung im British Accounting Review

Die soeben im British Accounting Review online veröffentlichte Studie hat Veränderungen der Veröffentlichungsqualität von Kohlendioxidemissionen (carbon disclosure levels) in einem Jahr mit Veränderungen der CO2-Emissionen im Folgejahr analysiert. Im Durchschnitt emittieren die untersuchten Unternehmen im Betrachtungszeitraum 516 Kilogramm CO2 pro tausend Dollar Umsatz. Die Veröffentlichungsqualität jedes beteiligten Unternehmens wird vom Carbon Disclosure Project jährlich analysiert und anhand eines Indikators (Carbon Disclosure Score) bekannt gegeben.

Dabei konnte aufgezeigt werden, dass mit jedem Prozent Verbesserung an Veröffentlichungsqualität im Folgejahr im Durchschnitt 1,82 Kilogramm CO2-Emissionen insgesamt (sog. Scope 2 beim Unternehmen und den direkten Lieferanten) pro tausend Dollar Umsatz und 1,48 kg/tausend $ Umsatz im Unternehmen selbst (Scope 1) reduziert wurden. Wenn die Reduktionswirkung prozentual (für 1% höhere Veröffent­lichungs­qualität 3,5% Verbesserung für Scope 2 bzw. 2,8% für Scope 1) auch nicht sehr groß ist, so ist doch erfreulich, dass auch unter Berücksichtigung von weiteren Einflussfaktoren, die zu einer CO2-Reduktion führen können, deutlich nachgewiesen werden konnte, dass die qualitative Verbesserungen der Berichterstattung zu einer tatsächlichen, effektiven Minderung von CO2-Emissionen führen.

Weitere positive Langzeiteffekte vermutet

Da die Reduktion von CO2-Emissionen häufig mit Investitionen in energieeffizientere Anlagen und Gebäude verbunden ist, ist bei einer Betrachtung von längeren Wirkungszeiträumen die Reduktionswirkung möglicherweise noch größer. Die vorhandene Datenlage hat eine entsprechende Analyse bisher jedoch nicht ermöglicht und bleibt eine Herausforderung für die zukünftige Forschung.

Qian, W. & Schaltegger, S. (2017, online): Revisiting Carbon Disclosure and Performance: Legitimacy and Management Views. The British Accounting Review. https://doi.org/10.1016/j.bar.2017.05.005

Hintergrund: Professor Stefan Schaltegger leitet das Centre for Sustainability Management (CSM) und hat 2003 den weltweit ersten MBA Sustainability Management eingeführt. Sein Forschungsschwerpunkt ist Nachhaltigkeitsmanagement, insbesondere Messung und Steuerung unternehmerischer Nachhaltigkeit (Environmental and Sustainability Accounting and Reporting, Nachhaltigkeitscontrolling, Sustainability Balanced Scorecard), Grundlagenkonzepte und Methoden des Nachhaltigkeitsmanagements (Operationalisierung unternehmerischer Nachhaltigkeit, Biodiversitätsmanagement, ) sowie Management von Stakeholder-Beziehungen.

Nachhaltigkeitsmanagement in Leipzig: Die Studienreise des Alumni-Vereins 2017

Jedes Jahr gibt es zwei bis drei größere Exkursionen bzw. Studienreisen für Nachhaltigkeitsmanagerinnen und -manager, die der CSM-Alumni e.V. für Mitglieder in diesem Nachhaltigkeitsmanagement-Netzwerk organisiert. In diesem Jahr liegt der Schwerpunkt auf Nachhaltigkeits-Projekten  in und um Leipzig.

Die Idee, und auch die Ausgestaltung der einzelnen Programmschwerpunkte, geht zurück auf den MBA-Sustainability-Management-Stammtisch in Sachsen. Wie auch in den Vorjahren nehmen rund 20 Absolventinnen und Absolventen und Studierende des MBA Sustainability Management an der Studienreise teil. Die Nachhaltigkeitsmanager/innen interessieren sich dieses Jahr für Projekte zu Social Entrepreneurship, der Mobilitäts- und Energiewende sowie für Ökosystemdienstleistungen.

Übersicht über die Programmpunkte: Nachhaltigkeitsmanagement in Leipzig 2017

Die Studienreise finde vom 18. bis 21. Mai 2017 statt und wird vom Stammtisch Sachsen organisiert. Die Veranstaltung wird zu dem auch unter nachhaltigen Veranstaltungskriterien durchgeführt. An den vier Tagen der Exkursion werden die folgenden inhaltlichen Stationen und Schwerpunkte gesetzt:

  •  Präsentation der Ergebnisse: „Erwartungen an eine nachhaltige Studienreise“ des CSM-Alumni e.V.
  • Führung: „Herstellung von Elektrofahrzeugen“ im BMW-Werk-Leipzig
  • Vortrag: „Werk der Zukunft – Wie ökologische und soziale Belange in die Planung von Produktionsstätten mit einfließen“ mit dem Team Arbeitssicherheit, Ergonomie und Umweltschutz, BMW-Werk-Leipzig
  • Vortrag: „Der Emissionshandel der European Energy Exchange (EEX) – Marktentwicklungen und Zukunftsperspektiven“ mit dem Leiter Training & Education, EEX)
  • Vortrag: „Erneuerbare Energien – Energiemix der Zukunft & Virtuelle Kraftwerke“ mit Leitung Kommunikation
  • Workshop mit Impulsvorträgen: „Biodiversität & Ökosystemleistungen im ökonomischen Kontext“ mit Deutsches Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv)
  • Workshop mit Impulsvorträgen: „Gesellschaftliche Transformation – Regionale Initiativen & bundesweite Netzwerke“ und „Der Weg durch die Verwaltung – Von der Initiative zum Stadtratsbeschluss“
  • Vorträge: „Soziale Innovation rund um gesunde und regionale Ernährung“ mit Social Impact Lab Leipzig, Whole Food Box sowie Zentrum für Fermentation (ZfF)
  • Workshop mit Impulsvortrag: „Konzeption einer Crowdfunding Kampagne“ mit Geschäftsführung von Crowdfunding Campus GmbH)

Alumni-Verein des MBA Sustainability Management

Foto: Pixabay.com / Skyline des MDR-Hochhauses in Leipzig

Neuerscheinung: Sustainability-Oriented Business Model Assessment

Im Rahmen eines jetzt neu erschienen Sammelbandes „Analytics, Innovation, and Excellence-Driven Enterprise Sustainability“ setzen sich die Wissenschaftlerinnern und Wissenschaftler des Centre for Sustainability Management (CSM) mit Fragestellungen zur Managementperspektive bei der Implementierung von Nachhaltigkeit in den Geschäftmodellen auseinander – bisher durchaus eine Forschungslücke.

Abstract: Sustainability-Oriented Business Model Assessment

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Unternehmen als Treiber einer nachhaltigen, regionalen Entwicklung – Besichtigung der Bohlsener Mühle

Wenn man sich für die Nachhaltigkeitstransformation durch Unternehmen interessiert ist der Blick auf Pioniere einer Branche hilfreich um die damit verbundenen Prozesse besser zu verstehen. Im Nachhaltigkeitsmanagement-Netzwerk um den CSM Alumni Verein finden deswegen regelmäßig Exkursionen und Studienreisen statt.

Am 17. März  einem Freitagnachmittag  öffnete die Bohlsener Mühle ihre Pforten für 15 Mitglieder des CSM-Alumni-Vereins und Studierende im MBA Sustainability Management. Im Rahmen eines Fallstudienmoduls zum kooperativen und marktorientierten Nachhaltigkeitsmanagement nutzten die Studierenden diese Exkursion, um ihr praxisnahes Modul-Thema direkt vor Ort und mit einem Pionier-Unternehmen abzuklären.

Mit alten Balken zum Treiber einer nachhaltigen Entwicklung

Bohlsener-Muehle_2017

Alte Balken aber innovative Ideen: Bio-Backwaren-Pionier Bohlsener Muehle gibt bei der Exkursion des CSM Alumni eV einen Einblick ins Tagesgeschäft.

Bohlsen ist einer der ganz alten Mühlenstandorte in Niedersachsen. Die Mühle ist heute neben dem Handel mit Mühlenprodukten auch mit eigenen Backwerk und Lebensmittelprodukten unternehmerisch erfolgreich. Die urkundlich bestätigte Geschichte der Wassermühle reicht zurück bis ins 13. Jahrhundert. Heute erfolgt die Verarbeitung von Bio-Getreiden sowohl über sehr alte Mühlen als auch über computergesteuerte Geräte. Die Bohlsener Mühle ist seit 1979 ein Bio-Betrieb mit „ökologischer Grundhaltung, höchsten qualitativen Ansprüchen und nicht zuletzt dem Willen einer kontinuierlichen Verbesserung aller Leistungen und Prozesse“.

„Bei der mehrstündigen Exkursion erhielten wir bei einer geführten Besichtigung Einblicke in das Bio-Pionier-Unternehmen Bohlsener Mühle. Nachhaltigkeitsmanager Philip Luthardt und  Unternehmenssprecherin Anette Makus, sowie deren Kollegen aus der Mühle und Produktion präsentierten uns verschiedene Bereiche des Betriebs, wie Mühle oder Backstraße. Sie berichteten über die besonderen Beziehungen des Unternehmens zu den Landwirten und weiteren Akteuren aus der Bio-Branche.“

Ursula Weber (Vorstandsvorsitzende CSM Alumni e.V.)

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Die Besichtigung kann beginnen – MBA-Studierende und Absolventen werden durch die Mühlen- und Backstraßen geführt.

Die Veranstaltung wurde organisiert durch den Lüneburger Stammtisch des Alumni e.V. und setzt die lose Reihe von Betriebsbesichtigungen fort die der Verein zu wechselnden Themen rund ums Nachhaltigkeitsmanagement organisiert. Die Führung und der Austausch mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern war also eine gute Gelegenheit hinter die Kulissen moderner Bio-Lebensmittelerzeugung zu blicken. Und das schöne an so einem Ausflug – es gibt nicht nur tolle Fakten und viel Hintergrundwissen, zwischendurch gab es auch eine Stärkung aus der schmackhaften Bio-Kantine des Unternehmens.

Bio-Strategie rettete das Unternehmen vor dem Untergang

 „Für mich war bei dem Besuch besonders interessant, dass die Entscheidung zu BIO Ende der 1970er Jahre das Unternehmen vor dem Ruin gerettet hat – obwohl dies zu dieser Zeit noch kein flächendeckender Trend war, sondern eher lokale Wurzeln hatte, wodurch dann auch der Beschaffungs- und Absatzmarkt dort in der Region entwickelt werden konnten.“

Ina Reinders (MBA-Absolventin)

Das Unternehmen ist spezialisiert auf die Verarbeitung und Veredelung von Bio-Getreide. Aus den eigenen Mehlen werden auch Backwaren und Kekse sowie Cracker produziert. Mit Sitz in Bohlsen bei Uelzen beschäftigt die Firma heute um die 240 Mitarbeiter und gehört zu den bekanntesten Herstellern der Naturkostbranche.

2015 erhielt Bohlsener Mühle den Deutschen Nachhaltigkeitspreis

Das CSM hat damals darüber berichtet:

https://www.sustainament.de/2015/12/deutscher-nachhaltigkeitspreis-2015-vergeben/

MBA-Absolventin im Nachhaltigkeitsmanagement gewinnt Forschungspreis

Mit ihrer Masterarbeit zum Thema bio-zertifizierte Agrarprodukte in Burkina Faso überzeugte sie die Fachjury: MBA-Absolventin Irina Voß bekam im Rahmen der Biofach-Messe in Nürnberg den Forschungspreis Bio-Lebensmittelwirtschaft für die beste Masterarbeit verliehen. Die Arbeit entstand im Rahmen ihres Studiums im MBA Sustainability Management am Centre for Sustainability Management (CSM) der Leuphana Universität Lüneburg.

Die Preisverleihung des Forschungspreises der Bio-Lebensmittelwirtschaft fand Ende Februar im Rahmen der weltweit größten Fachmesse für Biolebensmittel auf der Biofach in Nürnberg statt.  Der in diesem Jahr mit 8.000 Euro dotierte Forschungspreis wurde zum vierten Mal verliehen, und zwar in den Kategorien Bachelor-Arbeit und Master-Arbeit. Die insgesamt Preisträgerinnen untersuchten dabei Fragen, wie:

  • Kann der Ökolandbau die Welt retten?
  • Wie wird Gemeinschaftsverpflegung nachhaltiger
  • Welche Transaktionsprobleme von Bio-Lebensmitteln gibt es im internationalen Markt?

Die Ergebnisse, so Petra Wolf von der Messe Biofach, die zusammen mit der Assoziation ökologischer Lebensmittelhersteller (AöL) sowie der Lebensbaum-Stiftung und der Schweisfurth-Stiftung Träger des von zahlreichen Sponsoren unterstützen Preises ist, belege, dass das Thema Nachwuchs wichtiger denn je sei. „Nur so kommt die Branche weiter“, meinte auch Dr. Franz Ehrnsperger von Neumarkter Lammsbräu, „denn sonst droht das Ganze in die Beliebigkeit abzurutschen“.

Eine Einordnung der besonderen Leistungen  der Masterarbeit aus Sicht des Nachhaltigkeitsmanagements nahm Dr. Dorli Harms vor, die als Studiengangkoordinatorin die Laudatio zur Auszeichnung hielt.

Ein Blick in die ausgezeichnete Masterarbeit

Transaktionen im internationalen Markt näher zu beleuchten, hatte sich Irina Voß mit ihrer Masterarbeit zur Aufgabe gemacht. Die Studentin hat selbst einen engen Bezug zu ihrem Beispielland Burkina Faso, an dem sie untersucht, auf welche Weise die internationale Vermarktung bio-zertifizierter Agrarprodukte nach Europa durch Kleinbetriebe organisiert und koordiniert werden kann. Außerdem ging sie der Frage nach, welche institutionellen Arrangements Transaktionsprobleme in Burkina Faso begrenzen können. Durch persönliche Interviews vor Ort wurde deutlich, dass aus Sicht der Produzenten Probleme vor allem durch Marktlösungen und die Reduzierung von Abhängigkeit gelöst werden. Zudem sollte eine langfristige Beziehung zwischen burkinischem Produzenten und europäischem Importeur angestrebt werden.

Weitere Informationen:
Preisträgerinnen Forschungspreis Bio-Lebensmittelwirtschaft 2017
Website Forschungspreis Bio-Lebensmittelwirtschaft

Hinweis: Der Text basiert auf einer Meldung der Organisatoren des Forschungspreises Bio-Lebensmittelwirtschaft

Foto: Nuernberg Messe/Thomas Geiger