CSM Alumni, MBA Sustainability Management

Konferenzrückblick: Von Algorithmen zu Impact – KI für eine nachhaltige Zukunft?

Das war das Thema der Fachkonferenz bei den Home Coming Days 2025. Sechs KI-Expert*innen gaben spannende Impulse. Doch wie genau Tool und Nachhaltigkeitstransformation zusammenhängen, ist nach wie vor offen. Zumindest bei uns am CSM ist aus dem Fragezeichen im Rückblick noch kein Ausrufezeichen geworden.

Ein Versuch, erste Schlüsse zu ziehen.

KI ist längst da – was machen wir daraus?  

KI ist da, in unseren Systemen, in unseren Teams, in unserem Alltag – ob wir wollen oder nicht. Sie kann neue Möglichkeiten eröffnen, aber auch bestehende Ungleichheiten verstärken. Die zentrale Frage ist nicht mehr, ob wir KI einsetzen – sondern wie und mit welcher Haltung.

Auf der Konferenz wurde deutlich: Wer Künstliche Intelligenz wirksam und verantwortungsvoll nutzen will, muss mehr mitbringen als technisches Verständnis. Es braucht Neugier, Mut, Systemdenken – und die Bereitschaft, sich selbst immer wieder zu hinterfragen.

Zwischen Hype und Realität: KI als Werkzeug

Nicht die großen Visionen standen im Fokus, sondern die konkreten Potenziale im Alltag.

„Es geht ums möglich machen, was vorher nicht möglich war.“

Dr. Frederike Fritzsche (Otto Group)

Besonders da, wo Prozesse digitalisiert und repetitive Aufgaben vereinfacht werden können. Aber: KI ist ein Tool – keine Zaubermaschine.

Sie spiegelt, was wir ihr geben. Das bedeutet auch: Schlechte Daten führen zu schlechten Entscheidungen. Vorurteile im System werden verstärkt, wenn wir sie nicht erkennen. Es liegt an uns, wie KI genutzt wird – und wofür.

„KI ist nicht das Problem, sondern die menschliche Dummheit.“

Karl von Wendt (Schriftsteller)

Wer KI sinnvoll einsetzen will, müsse sie nicht nur bedienen, sondern verstehen, appellierte KI-Optimist Laurent Burdin. Was kann sie? Wo sind ihre Grenzen? Und wo braucht es den Menschen?

„Strukturiert denken, um die Maschine zu challengen, ist unentbehrlich.“

Laurent Burdin (Space and Lemon Innovations)

Die Haltung entscheidet – Neugier statt Angst

Wie offen und neugierig wir der KI begegnen, beeinflusst, was wir aus ihr machen. Wer KI bloß als Bedrohung sehe, würde kaum Innovation ermöglichen. Viel wichtiger sei die Frage:

„Wie schaffen wir es eine Haltung zu kreieren, die neugierig macht?“

Prof. Dr. Kristina Lemmer (Hochschule Bremen)

Frederike Fritzsche betonte, Lernen dürfe spielerisch sein – z. B. durch regelmäßige „Learning Hours“. Schriftsteller Karl von Wendt forderte dazu auf, Fehler als Teil des Prozesses zu sehen, nicht als Ende – in Unternehmen brauche es eine „Super, dass du es probiert hast“-Haltung.

„KI, die uns unterstützt, statt uns zu ersetzen, ist eine gute Idee.

Karl von Wendt (Schriftsteller)

Kein Randthema: Bias, Vielfalt und Verantwortung

KI ist nicht neutral. Sie übernimmt die Muster, die wir ihr beibringen – ob bewusst oder unbewusst. Dafür sensibilisierte Jessica Brieger in ihrem Impuls und auch Frederike Fritzsche betonte: Diversität in Entwicklungsteams sei keine Option, sondern Pflicht. Denn nur wer Vielfalt mitdenkt, kann diskriminierende Systeme verhindern.

„Wir vergessen oft den Menschen hinter den Daten.“

Jessica Brieger (Advanced Metallurgical Group)

Beispiele gibt es viele: Sprachmodelle zeigen oft geschlechtsspezifische Vorurteile, bspw. im Bereich Personal. Hautfarbe oder Herkunft beeinflussen Ergebnisse sogar in sensiblen Bereichen wie einer Kreditvergabe.

Bias sei menschlich – aber wir müssen uns dafür sensibilisieren, appellierte Jessica Brieger. Und wir alle hätten die Kraft, nachhaltige Lösungen ins System zu geben und die KI mit unseren nachhaltigen Gedanken zu formen.

KI als Hebel für Nachhaltigkeit?

Die Diskussion zeigte: KI kann unterstützen – aber die Entscheidung, innerhalb planetarer Grenzen zu handeln, liege bei uns.

„Keine KI kann Nachhaltigkeitsherausforderungen lösen.“

Friederike Walch-Nasseri (Podcasthost „KI verstehen“, Deutschlandfunk)

Künstliche Intelligenz ist also ein Werkzeug mit riesigem Potenzial. Aber dieses Werkzeug ist nicht neutral, nicht unabhängig und schon gar nicht allwissend. Die komplexen KI-Modelle, so betonte auch Stefan Schaltegger in seiner Rede am Samstag, sind eine Blackbox. Niemand wisse genau, wie sie funktionieren. Zugleich gilt: Wir entscheiden, wie wir KI einsetzen – und mit welchem Ziel. Wenn es für den richtigen Zweck genutzt würde, ethisch-moralisch gefüttert und die Ergebnisse so interpretiert würden, könne KI eine mächtige Verbündete für nachhaltige Entwicklung sein, resümierte Schaltegger. Sie könne Fehlentwicklungen und Unsichtbares sichtbar machen – wie etwa bei Extremwettervorhersagen oder Monitoring von Waldabholzungen – und ein Teil effizienter Lösungen sein – z. B. bei Retourenquoten oder Energieverbrauch. Und dafür brauche es gezielte Anwendungen (Spezial-KI), keine Allzwecklösungen.

Nicht einig waren sich die Expert*innen übrigens bei der Frage, ob „Bitte & Danke“ im „Gespräch“ mit KI angemessen wären – ja, um die KI in eine positive Richtung zu formen und nein, denn es sei nur eine Maschine und verursache nur einen höheren Carbon Footprint.

Für die Impulse und Diskussion danken wir Dr. Frederike Fritzsche (Otto Group), Prof. Dr. Kristina Lemmer (Hochschule Bremen), Jessica Brieger (Advanced Metallurgical Group), Karl von Wendt (Schriftsteller), Friederike Walch-Nasseri (Podcast-Host von „KI verstehen“, Deutschlandfunk) und Laurent Burdin (Space and Lemon Innovations) sowie Britta Seidl-Bowe und Dominique Breuer für die Moderation und dem CSM-Alumni e.V. für die gemeinsame Organisation der Konferenz.

Text: Anna Michalski I Fotos: Leuphana/Tengo Tabatadze