MBA Sustainability Management

MBA-Toolbox 5/20: Handabdruck

In unserer „MBA-Toolbox Sustainability Management“ stellen wir insgesamt 20 Tools aus 20 Jahren MBA Sustainability Management vor. Wir geben ein Intro zu wichtigen Werkzeugen des Nachhaltigkeitsmanagements, liefern Einblicke in die Praxis und stellen Personen aus unserem Netzwerk vor. Heute: Der Handabdruck – Wie können wir positive Beiträge zu einer nachhaltigen Entwicklung messen? Mit dabei ist WERKHAUS: In der Toolbox zeigen wir, wie das Familienunternehmen das Konzepts des Handabdrucks angewandt hat. WERKHAUS war Fallstudienpartner im Rahmen des wissenschaftlichen Projektes „Der Handabdruck: Ein komplementäres Maß positiver Nachhaltigkeitswirkung von Produkten“ und hat in dem Rahmen seinen Stiftehalter „VW T1 Bus“ genau unter die Lupe genommen.

„Um eine nachhaltige Entwicklung zu ermöglichen, minimieren wir aktuell unsere negativen Wirkungen. Aber braucht es nicht auch positive Beiträge zu einer nachhaltigen Entwicklung?”

Jun.-Prof. Dr. Samanthi Dijkstra-Silva, TU-Dresden

Tool Handabdruck

Inhalt
Intro: Tool Handabdruck
Expert*innen kennenlernen: Jun.-Prof. Dr. Samanthi Dijkstra-Silva, Eva Danneberg
Einblicke in die Praxis: WERKHAUS als Fallstudienpartner des wissenschaftlichen Projektes „Der Handabdruck: Ein komplementäres Maß positiver Nachhaltigkeitswirkung von Produkten“

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Direkt ins Intro lesen: Handabdruck

Die Nachhaltigkeitsbewertung von Organisationen und Produkten gewinnt sowohl in der wissenschaftlichen Forschung als auch in der praktischen Anwendung zunehmend an Relevanz (vgl. Silva et al. 2019, 204 f.; Maas et al. 2016, 237; Richard et al. 2009, 719 ff.). Gegenwärtig fokussieren bestehende Ansätze hauptsächlich auf negative Nachhaltigkeitsauswirkungen, wie sie beispielsweise im Konzept des ökologischen Fußabdrucks erfasst werden (vgl. Rees & Wackernagel 1997, 23; Di Cesare et al. 2016, 411). Um einen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung leisten zu können, bedarf es jedoch mehr als nur der Reduktion von Negativem, insbesondere, um die Motivation von Individuen und Innovationskraft von Unternehmen zu aktivieren (vgl. Dijkstra-Silva et al. 2022, 1 ff.).

Einen ersten Ansatz, positive Unternehmensauswirkungen auf soziale, ökonomische und ökologische Aspekte einzufangen, bietet der Handabdruck. Initiale Entwicklungen des Handabdrucks orientieren sich an der Herangehensweise der Ökobilanzmethode (ISO 14040/44). Zur Bewertung und zur Auswahl der wesentlichen Nachhaltigkeitsziele können z. B. die Sustainable Development Goals (SDGs) der Vereinten Nationen als international anerkannter Maßstab herangezogen werden (vgl. Kühnen et al. 2019, 75). Die Messung des Handabdrucks kann in vier Schritten erfolgen (vgl. Beckmann et al. 2018, 13):

  1. Schritt: Identifizierung relevanter Nachhaltigkeitsziele: Zunächst wird das Ziel und der Umfang des Assessments definiert. Hier kann auf Indikatoren, die sich an den SDGs orientieren und den jeweiligen Unterzielen zugeordnet sind, zurückgegriffen werden.
  2. Schritt: Aufstellung einer Sachbilanz und einer Wirkungsabschätzung: Für die Erhebung und Analyse des Datenbestands werden Daten entlang des Produktlebenszyklus gesammelt und eine klassische Folgenabschätzung für Umweltwirkungsindikatoren durchgeführt.
  3. Schritt: Im Unterschied zur Ökobilanzmethode folgt beim Handabdruck anschließend ein Bewertungsschritt: Die Wirkungsabschätzungsergebnisse werden hinsichtlich ihres Nachhaltigkeitsbeitrags in Bezug auf die SDGs bewertet. Dazu baut der Ansatz auf der Fuzzy-Set-Theorie auf, der die verbalen Unschärfen der SDGs berücksichtigt (vgl. Zimmermann 2010, 329). Vereinfacht und auf den Handabdruck übertragen, stellt die Fuzzy-Set-Theorie eine lineare Funktion zwischen 0 (kein Beitrag zu den SDGs) und 1 (expliziter Beitrag zu den SDGs) dar. Besteht beispielsweise ein Produkt aus 84 Prozent recyceltem Material, dann kann für das SDG 12 „Beitrag zur Reduzierung von Abfall” ein Wert von 0,84 erreicht werden.
  4. Schritt: Auswertung und Interpretation der Ergebnisse: Schließlich werden die Ergebnisse hinsichtlich ihrer Robustheit und ihres Potenzials zur Steigerung einer nachhaltigen Entwicklung interpretiert und kritisch bewertet. Dabei folgt die Interpretation einer Skala (1 = sehr hoher Beitrag, höher als 0,67 = hoher Beitrag, höher als 0,33 = mittlerer Beitrag, weniger als 0,33 = geringer Beitrag und 0 entspricht keinem Beitrag). Eine umfassende Nachhaltigkeitsbewertung von Produkten berücksichtigt die positiven als auch die negativen ökologischen, wirtschaftlichen und sozialen Folgen über den gesamten Lebenszyklus des Produkts. Somit ist der Handabdruck als komplementäres Maß zum bereits existierenden Fußabdruck zu sehen (vgl. Kühnen et al. 2019, 66).

Literatur

  • Beckmann, J., Eberle, U., Eisenhauer, P., Hahn, R., Hermann, C., Kühnen, M., Schaltegger, S., Schmid, M. & Silva, S. L. (2017): Der Handabdruck: Ein Ansatz zur Messung positiver Nachhaltigkeitswirkungen von Produkten. Stand und Ausblick – Arbeitspapier Nr. 2 im Rahmendes Projekts „Der Handabdruck: Ein komplementäres Maß positiver Nachhaltigkeitswirkung von Produkten“. Lüneburg: Centre for Sustainability Management.
  • Di Cesare, S.; Silveri, F.; Sala, S. & Petti L. (2018): Positive impacts in social life cycle assessment. State of the art and the way forward, International Journal of Life Cycle Assessment, Vol. 23, 406–421.
  • Dijkstra-Silva, S.; Schaltegger, S. & Beske-Janssen, P. (2022): Understanding positive contributions to sustainability. A systematic review, Journal of Environmental Management, Vol. 320, 1–11.
  • Kühnen, M.; Silva, S.; Beckmann, J.; Eberle, U.; Hahn, R.; Hermann, C.; Schaltegger, S. & Schmid, M. (2019): Contributions to the sustainable development goals in life cycle sustainability assessment. Insights from the Handprint research project, Nachhaltigkeits Management Forum, Vol. 27, 65–82.
  • Maas, K., Schaltegger, S. & Crutzen, N. (2016): Integrating corporate sustainability assessment, management accounting, control, and reporting, Journal of Cleaner Production, Vol. 136, 237–248.
  • Rees, W. & Wackernagel M. (1997): Unser ökologischer Fußabdruck: Wie der Mensch Einfluß auf die Umwelt nimmt, Basel: Birkhäuser Verlag.
  • Richard, P. J.; Devinney, T. M.; Yip, G. S. & Johnson, G. (2009): Measuring organizational performance: Towards methodological best practice, Journal of Management, Vol. 35, No. 3, 718–804.
  • Silva, S., Nuzum, A. & Schaltegger, S. (2019): Stakeholder expectations on sustainability performance measurement and assessment. A systematic literature review, Journal of Cleaner Production, Vol. 217, 204–215.
  • Zimmermann, H.-J. (2010): Fuzzy set theory, WIREs Computational Statistics, Vol. 2, No. 3, 317–332.

Über diese Toolbox

Die MBA-Toolbox for Sustainability Management ist als Projekt zum 20-jährigen Jubiläum des MBA Sustainability Management am Centre for Sustainability Management (CSM) der Leuphana Universität Lüneburg entstanden. An dieser Toolbox haben viele Menschen mitgearbeitet: ehemalige Studierende, Praxispartner*innen, Wissenschaftler*innen, Nachhaltigkeitsmanager*innen, Gründer*innen und alle Expert*innen auf ihrem Gebiet. Wir sagen Danke und freuen uns über das wachsende und wirksame Netzwerk.

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