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Grüne Start-Ups als Antrieb für Nachhaltigkeit

Blumenroboter_Foto:Anna Lorscheider

Start-Ups gelten als hip und jung – und oft auch als grün. Doch was ist dran an diesem Ruf? Das Journal of Cleaner Production hat eine Sonderausgabe über die Auswirkungen neuer Unternehmen in Bezug auf Nachhaltigkeit veröffentlicht („Assessing and forecasting the sustainability impact of new ventures: Theories, methods, and empirical evidence“). Einer der Herausgeber ist dabei Prof. Stefan Schaltegger. Mit seinen Kollegen Klaus Fichter (Borderstep und Universität Oldenburg; Lead Guest Editor), Florian Lüdeke-Freund (ESCP Berlin) und Simon J.D. Schillebeeckx (Universität Singapur) veröffentlichte er einen Artikel zum Einfluss von Start-Ups auf die Nachhaltigkeitsentwicklung.

Start-ups sind junge Unternehmen, die sich in der Frühphase ihrer Entwicklung befinden und in der Regel innovative Produkte, Dienstleistungen oder Geschäftsmodelle anbieten. Sie sind oft in Bereichen tätig, die von einer schnellen technologischen Entwicklung geprägt sind, wie zum Beispiel im Bereich der Informationstechnologie, Biotechnologie oder erneuerbaren Energien. Häufig sind sie auch darauf ausgerichtet, gesellschaftliche Probleme zu lösen oder nachhaltige Lösungen für Umweltprobleme zu bieten. Dabei sind grüne Start-Ups wichtige Antreiber für nachhaltige Entwicklung. Sie lösen ökologische Herausforderungen, treiben soziale Innovationen voran und entwickeln neue Geschäftsmodelle. Damit können sie zu einem entscheidenden Faktor für die Transformation zu einer nachhaltigen Wirtschaft darstellen. Doch wie lässt sich die Nachhaltigkeitswirkung eines Start-ups möglichst früh beurteilen und bewerten, ob ein Start-up zu einer nachhaltigen Wirtschaft beiträgt?

Dieser Frage geht die Publikation „Sustainability impact assessment of new ventures: An emerging field of research“ von Fichter, Lüdeke-Freund, Schaltegger und Schillebeeckx nach. Die Autoren unterscheiden verschiedene Einflüsse von grünen Start-Ups auf Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft und identifizieren Faktoren, die den Erfolg dieser Unternehmen beeinflussen. Im Ergebnis wird ein Rahmenkonzept vorgestellt, dass die Beurteilung der Nachhaltigkeitswirkungen von Start-ups unterstützen kann.

Special Issue des Journal of Cleaner Production

„Start-ups sind meist agiler als etablierte Unternehmen und können ihre Projekte noch einfacher in Richtung Nachhaltigkeit lenken oder umlenken als wenn die Organisationstrukturen einmal eingeschliffen und festgefahren sind. Deshalb ist eine gute Beurteilung der Nachhaltigkeitswirkungen zu einem frühen Zeitpunkt wichtig, um eine möglichst große positive Wirkung für eine Nachhaltigkeitstransformation von Wirtschaft und Gesellschaft zu erreichen.“ erläutert Stefan Schaltegger die Bedeutung des Themas.

Die Veröffentlichung spricht außerdem den Einfluss nachhaltiger Start-Ups auf vielfältige Nachhaltigkeitsthemen an: Sie bieten umweltfreundliche Produkte und Dienstleistungen an oder verbessern die Ressourceneffizienz. Aber auch soziale Problemstellungen werden von vielen Start-ups angegangen.

Grüne Start-Ups weiter fördern

Grüne Start-Ups haben also mehr Aufmerksamkeit verdient. Für das Centre for Sustainability Management und das Team um Prof. Schaltegger gehört Sustainable Entrepreneurship seit Jahren zu einem entscheidenden Treiber von Nachhaltigkeitstransformationen. Am CSM setzt sich auch Juniorprofessor Steffen Farny im Rahmen des Social Change Hub (SCHub) mit der Gründung und Unterstützung von Start-ups und Social Entrepreneurship auseinander.

„Nachhaltigkeits- und wirkungsorientierte Start-Ups entwickeln kreative und innovative Modelle, wie sich soziale und Nachhaltigkeitsprobleme lösen lassen. Diese Modelle setzen nicht nur einen wichtigen Impuls, sondern können auch eine treibende Kraft bei der Gestaltung der notwendigen gesellschaftlichen Transformation darstellen.  Die Universität bietet hierfür einen geschützten Raum, solche Praktiken und Prozesse erlebbar und erlernbar zu machen. Gerade mit Blick auf den stetig fortschreitenden Klimawandel und anhaltender Biodiversitätsverluste, können wir Menschen durch diese Erfahrungen idealerweise ermutigen, aktiv bei der gesellschaftlichen Transformation mitwirken zu wollen.“

Professor Steffen Farny

Damit nachhaltige Start-Ups weiter gefördert werden, formulieren die Autoren Empfehlungen für Politik und Praxis, um den Prozess der Nachhaltigkeitstransformation voranzutreiben:

  1. Schaffung geeigneter Rahmenbedingungen, die die Gründung und das Wachstum von grünen Start-ups erleichtern. Dazu gehören z.B. Finanzierungsinstrumente, Unterstützung bei der Produktentwicklung und Markteinführung sowie gezielte Förderprogramme.
  2. Zusammenarbeit zwischen Start-ups, etablierten Unternehmen, Hochschulen und der Politik, um Synergien zu schaffen und Innovationen zu fördern. Hierbei können z.B. Netzwerke und Kooperationsplattformen unterstützen.
  3. Förderung von Wissenstransfer und Kompetenzentwicklung. Es sollte sichergestellt werden, dass Gründer und Mitarbeiter von grünen Start-ups Zugang zu relevanten Informationen, Netzwerken und Kompetenzentwicklungsmöglichkeiten haben.
  4. Stärkung der politischen Unterstützung für grüne Start-ups und die Nachhaltigkeitstransformation im Allgemeinen. Dies kann z.B. durch politische Initiativen und Programme erfolgen, die auf die Förderung von grünen Start-ups und die Erreichung von Nachhaltigkeitszielen abzielen.

Folgt man diesen Empfehlungen, kann dies dazu beitragen, grünen Start-ups eine größere Rolle bei der Förderung einer nachhaltigen Wirtschaft zu geben und die nötige Transformation voranzutreiben.

Die Sonderausgabe des Journals of Cleaner Production enthält insgesamt 13 Artikel, die sich mit verschiedenen Aspekten der Nachhaltigkeit und grünen Start-ups befassen. Dabei werden unterschiedliche Ansätze und Methoden diskutiert, um den Einfluss von grünen Start-ups auf die Nachhaltigkeit zu untersuchen und zu bewerten. Einige Artikel befassen sich mit der Rolle von grünen Start-ups bei der Förderung der Kreislaufwirtschaft, während andere die Bedeutung von sozialen Innovationen und dem Engagement von Stakeholdern untersuchen. Die verschiedenen Beiträge liefern somit einen breiten Überblick über die Forschung zu grünen Start-ups und deren Rolle bei der Förderung einer nachhaltigen Wirtschaft.

Fichter, K., Lüdeke-Freund, F., Schaltegger, S., & Schillebeeckx, S. J. (2022). Sustainability impact assessment of new ventures: An emerging field of research. Journal of Cleaner Production, 135452