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Konferenzrückblick: Von Algorithmen zu Impact – KI für eine nachhaltige Zukunft?

Das war das Thema der Fachkonferenz bei den Home Coming Days 2025. Sechs KI-Expert*innen gaben spannende Impulse. Doch wie genau Tool und Nachhaltigkeitstransformation zusammenhängen, ist nach wie vor offen. Zumindest bei uns am CSM ist aus dem Fragezeichen im Rückblick noch kein Ausrufezeichen geworden.

Ein Versuch, erste Schlüsse zu ziehen.

KI ist längst da – was machen wir daraus?  

KI ist da, in unseren Systemen, in unseren Teams, in unserem Alltag – ob wir wollen oder nicht. Sie kann neue Möglichkeiten eröffnen, aber auch bestehende Ungleichheiten verstärken. Die zentrale Frage ist nicht mehr, ob wir KI einsetzen – sondern wie und mit welcher Haltung.

Auf der Konferenz wurde deutlich: Wer Künstliche Intelligenz wirksam und verantwortungsvoll nutzen will, muss mehr mitbringen als technisches Verständnis. Es braucht Neugier, Mut, Systemdenken – und die Bereitschaft, sich selbst immer wieder zu hinterfragen.

Zwischen Hype und Realität: KI als Werkzeug

Nicht die großen Visionen standen im Fokus, sondern die konkreten Potenziale im Alltag.

„Es geht ums möglich machen, was vorher nicht möglich war.“

Dr. Frederike Fritzsche (Otto Group)

Besonders da, wo Prozesse digitalisiert und repetitive Aufgaben vereinfacht werden können. Aber: KI ist ein Tool – keine Zaubermaschine.

Sie spiegelt, was wir ihr geben. Das bedeutet auch: Schlechte Daten führen zu schlechten Entscheidungen. Vorurteile im System werden verstärkt, wenn wir sie nicht erkennen. Es liegt an uns, wie KI genutzt wird – und wofür.

„KI ist nicht das Problem, sondern die menschliche Dummheit.“

Karl von Wendt (Schriftsteller)

Wer KI sinnvoll einsetzen will, müsse sie nicht nur bedienen, sondern verstehen, appellierte KI-Optimist Laurent Burdin. Was kann sie? Wo sind ihre Grenzen? Und wo braucht es den Menschen?

„Strukturiert denken, um die Maschine zu challengen, ist unentbehrlich.“

Laurent Burdin (Space and Lemon Innovations)

Die Haltung entscheidet – Neugier statt Angst

Wie offen und neugierig wir der KI begegnen, beeinflusst, was wir aus ihr machen. Wer KI bloß als Bedrohung sehe, würde kaum Innovation ermöglichen. Viel wichtiger sei die Frage:

„Wie schaffen wir es eine Haltung zu kreieren, die neugierig macht?“

Prof. Dr. Kristina Lemmer (Hochschule Bremen)

Frederike Fritzsche betonte, Lernen dürfe spielerisch sein – z. B. durch regelmäßige „Learning Hours“. Schriftsteller Karl von Wendt forderte dazu auf, Fehler als Teil des Prozesses zu sehen, nicht als Ende – in Unternehmen brauche es eine „Super, dass du es probiert hast“-Haltung.

„KI, die uns unterstützt, statt uns zu ersetzen, ist eine gute Idee.

Karl von Wendt (Schriftsteller)

Kein Randthema: Bias, Vielfalt und Verantwortung

KI ist nicht neutral. Sie übernimmt die Muster, die wir ihr beibringen – ob bewusst oder unbewusst. Dafür sensibilisierte Jessica Brieger in ihrem Impuls und auch Frederike Fritzsche betonte: Diversität in Entwicklungsteams sei keine Option, sondern Pflicht. Denn nur wer Vielfalt mitdenkt, kann diskriminierende Systeme verhindern.

„Wir vergessen oft den Menschen hinter den Daten.“

Jessica Brieger (Advanced Metallurgical Group)

Beispiele gibt es viele: Sprachmodelle zeigen oft geschlechtsspezifische Vorurteile, bspw. im Bereich Personal. Hautfarbe oder Herkunft beeinflussen Ergebnisse sogar in sensiblen Bereichen wie einer Kreditvergabe.

Bias sei menschlich – aber wir müssen uns dafür sensibilisieren, appellierte Jessica Brieger. Und wir alle hätten die Kraft, nachhaltige Lösungen ins System zu geben und die KI mit unseren nachhaltigen Gedanken zu formen.

KI als Hebel für Nachhaltigkeit?

Die Diskussion zeigte: KI kann unterstützen – aber die Entscheidung, innerhalb planetarer Grenzen zu handeln, liege bei uns.

„Keine KI kann Nachhaltigkeitsherausforderungen lösen.“

Friederike Walch-Nasseri (Podcasthost „KI verstehen“, Deutschlandfunk)

Künstliche Intelligenz ist also ein Werkzeug mit riesigem Potenzial. Aber dieses Werkzeug ist nicht neutral, nicht unabhängig und schon gar nicht allwissend. Die komplexen KI-Modelle, so betonte auch Stefan Schaltegger in seiner Rede am Samstag, sind eine Blackbox. Niemand wisse genau, wie sie funktionieren. Zugleich gilt: Wir entscheiden, wie wir KI einsetzen – und mit welchem Ziel. Wenn es für den richtigen Zweck genutzt würde, ethisch-moralisch gefüttert und die Ergebnisse so interpretiert würden, könne KI eine mächtige Verbündete für nachhaltige Entwicklung sein, resümierte Schaltegger. Sie könne Fehlentwicklungen und Unsichtbares sichtbar machen – wie etwa bei Extremwettervorhersagen oder Monitoring von Waldabholzungen – und ein Teil effizienter Lösungen sein – z. B. bei Retourenquoten oder Energieverbrauch. Und dafür brauche es gezielte Anwendungen (Spezial-KI), keine Allzwecklösungen.

Nicht einig waren sich die Expert*innen übrigens bei der Frage, ob „Bitte & Danke“ im „Gespräch“ mit KI angemessen wären – ja, um die KI in eine positive Richtung zu formen und nein, denn es sei nur eine Maschine und verursache nur einen höheren Carbon Footprint.

Für die Impulse und Diskussion danken wir Dr. Frederike Fritzsche (Otto Group), Prof. Dr. Kristina Lemmer (Hochschule Bremen), Jessica Brieger (Advanced Metallurgical Group), Karl von Wendt (Schriftsteller), Friederike Walch-Nasseri (Podcast-Host von „KI verstehen“, Deutschlandfunk) und Laurent Burdin (Space and Lemon Innovations) sowie Britta Seidl-Bowe und Dominique Breuer für die Moderation und dem CSM-Alumni e.V. für die gemeinsame Organisation der Konferenz.

Text: Anna Michalski I Fotos: Leuphana/Tengo Tabatadze

Künstliche Intelligenz, Leidenschaft, Überzeugung – und ein Rekordjahrgang

Viele fliegende Hüte und ein neuer Rekord: 60 Absolvent*innen haben den MBA Sustainability Management 2025 erfolgreich abgeschlossen. Zu den traditionellen Home Coming Days kamen rund 300 Teilnehmende auf dem Campus der Leuphana Universität Lüneburg zusammen. „Von Algorithmen zu Impact: Künstliche Intelligenz für eine nachhaltige Zukunft?“ war das Thema der Fachkonferenz am Freitag. Am Samstag gab es Workshops, eine große Titelverleihung und eine Party bis in die Nacht.

Zwei Tage netzwerken, diskutieren, feiern. Und in diesem Jahr hatte Studiengangsleiter Prof. Dr. Stefan Schaltegger bei der Titelverleihung nicht nur besonders viele Masterarbeitstitel auf seinem Zettel, sondern durfte auch viele widersprüchlich Impulse vom Vortag zu einem Gesamtbild zusammenfügen. Wie können zwei prägende Kräfte von heute – künstliche Intelligenz (KI) und nachhaltige Entwicklung – fruchtbar miteinander verbunden werden?

Los gingen die Home Coming Days am Freitag mit einer Fachkonferenz zum Thema KI. Sechs Referent*innen aus Unternehmen und Organisationen lieferten auf dem Podium der Fachkonferenz spannende Impulse.

KI für eine nachhaltige Zukunft? – Impulse aus Forschung und Praxis

Was bedeutet der Einsatz von KI wirklich – für Unternehmen, für die Gesellschaft und für jeden Einzelnen? Ist sie eine Chance für nachhaltige Entwicklung oder eher eine Gefahr? Droht eine Superintellingenz uns auszulöschen oder ist KI „nur“ ein Werkzeug? Die Meinungen der Expert*innen dazu waren so unterschiedlich, dass eine Zusammenfassung in wenigen Sätzen schwerfällt – ein eindeutiges Zeichen für die Neuigkeit, Dynamik und Komplexität des Themas. Für die Impulse und Diskussion danken wir Dr. Frederike Fritzsche (Otto Group), Prof. Dr. Kristina Lemmer (Hochschule Bremen), Jessica Brieger (Advanced Metallurgical Group), Karl von Wendt (Schriftsteller), Friederike Walch-Nasseri (Podcast-Host von „KI verstehen“, Deutschlandfunk) und Laurent Burdin (Space and Lemon Innovations). Ein kleine Auswahl an Stimmen:

„Wir vergessen oft den Menschen hinter den Daten.“

Jessica Brieger (Advanced Metallurgical Group)

„Wie schaffen wir es eine Haltung zu kreieren, die neugierig macht?“

Prof. Dr. Kristina Lemmer (Hochschule Bremen)

KI, die uns unterstützt, statt uns zu ersetzen, ist eine gute Idee.“

Karl von Wendt (Schriftsteller)

Ein Fazit versuchen wir hier im Konferenzrückblick zu ziehen.

Viel Raum, um die Impulse zu diskutieren, gab es in den wichtigen Kaffeepausen …

Workshops am Samstag

Nicht lauschen, sondern machen. Der Samstag stand auch in diesem Jahr im Zeichen des gemeinsamen Lernens im Netzwerk: Alumni teilten ihr Wissen und ihre Erfahrungen mit anderen Studierenden und Absolvent*innen. Auch hier war KI ein Thema, es ging aber auch um krisenfestes Nachhaltigkeitsmanagement oder den Einstieg in das Thema Biodiversität und wurde spielerisch in einem wissenschaftsbasierten Serious Game zum Klimawandel. Danke an Birte Bösehans, Christine Hilgendorf, Nina Nowak, Rebecca Kandut, Andrea Dahm und Jens Mühlner!
Parallel dazu startete eine neue Gruppe ins Peer-Mentoring-Programm des CSM-Alumni e.V.  – begleitet durch Christoph Schuseil (Coach, Organisations- und Karriereberatung).

Und am Samstagnachmittag wurde es dann feierlich…

Herzlichen Glückwunsch! – CSM verabschiedet 60 Absolvent*innen

„Sie haben einen Gipfel erklommen, der nicht nur Fachwissen und strategisches Denken erforderte, sondern auch unerschütterliche Disziplin und einen eisernen Willen sowie die Überzeugung, dass wissenschaftliches Fachwissen die Welt positiv verändern kann.
Heute feiern wir nicht nur Ihren Abschluss und Ihre menschliche Intelligenz, sondern auch den Beginn einer Ära, in der Sie die Architekt*innen einer hoffentlich neuen, nachhaltigen Welt sein werden.“

Prof. Dr. Stefan Schaltegger, Studiengangsgründer und -leiter

Prof. Dr. Stefan Schaltegger gratulierte den diesjährigen Absolvent*innen zum erfolgreichen Abschluss. 60 Studierende haben den MBA Sustainability Management abgeschlossen – so viele wie nie zuvor. Und sie wurden von vielen Händen beklatscht: Rund 300 Teilnehmende kamen zur feierlichen Titelverleihung auf den Campus der Leuphana Universität Lüneburg.

„Allein, dass hier heute ein Rekordjahrgang sitzt, macht mir Mut.“

Jule Grunau, Bürgermeisterin Hansestadt Lüneburg

Doch es geht um viel mehr als um Zahlen: Der Abschluss kein Schlusspunkt, sondern ein gemeinsamer Aufbruch – und zwar in herausfordernden Zeiten.

Das griff auch Praxispartner Christian Gmelin, CFO von LUTZ Aufzüge, in seinem Grußwort auf. Seine Botschaft an die Absolvent*innen war klar – und eindringlich:

„Sie werden in Zielkonflikte geraten, Sie werden Dinge fordern, die unbequem sind. Aber genau das macht Ihre Rolle so wichtig. Sie sind Brückenbauer zwischen Anspruch und Machbarkeit.“

Christian Gmelin, Lutz Aufzüge

Was bleibt, ist nicht nur ein akademischer Abschluss. Was bleibt, ist ein Netzwerk und eine gemeinsame Überzeugung. Das betonte auch Absolvent Thomas Hülsdau in seiner Rede:

„Ich glaube, für niemanden von uns Absolvent*innen ist dieses Studium ein Plan B oder ein notwendiges Übel […]. Wir sind alle Überzeugungstäter und das CSM unsere Expertenschmiede.“

Thomas Hülsdau, Absolvent*innenjahrgang 2025

Das Studium als bewusste Entscheidung – für Wirkung und Verantwortung. Und als große Herausforderung, die die Absolvent*innen nur dank der Unterstützung von Partner*innen, Freund*innen, Kindern und Eltern meistern konnten.

Herausragende Masterarbeit zu Mitarbeitendennetzwerke ausgezeichnet

Wirksam sein und Treiber der Transformation finden – darum ging es in der herausragenden Masterarbeit von Anja Gerstenkorn. Für ihre Arbeit zum Thema Mitarbeitendennetzwerke für Nachhaltigkeit erhielt sie in diesem Jahr den Master Thesis-Award, der jährlich vom CSM-Alumni e.V. vergeben wird – und zwar für besonders innovative und praxisrelevante Arbeiten. Dominique Breuer aus dem Vorstand des CSM-Alumni e.V. und Prof. Stefan Schaltegger übergaben Anja Gerstenkorn den Preis für ihre Arbeit zum Thema „Mitarbeitendennetzwerke für Nachhaltigkeit als Treiber der Nachhaltigkeitstransformation von Unternehmen: Eigenschaften, Potenziale und Erfolgsfaktoren“.

Auf die feierliche Urkundenübergabe folgte der traditionelle Hutwurf: Um 18:34 Uhr Ortszeit flogen die Hüte vor dem Zentralgebäude. Der Hutwurf war der Beginn eines langen Abends: Mit einem gemeinsamen vegan-vegetarischen Abendessen und einer Party bis in die Nacht wurden die diesjährigen Absolvent*innen ausgiebig gefeiert.

Save the Date: Die nächsten HCD finden am 11. und 12. September 2026 statt.

Das CSM dankt allen Teilnehmenden und Referent*innen der Fachkonferenz für die spannenden Diskussionen, Britta Seidl-Bowe und Dominique Breuer für die Moderation und dem CSM-Alumni e.V. für die gemeinsame Organisation. Herzlichen Dank an Jule Grunau von der Hansestadt Lüneburg und Christian Gmelin von unserem Workshoppartner Lutz Aufzüge für die Festreden und an Thomas Hülsdau für die Absolvent*innenrede.

Managen für morgen. Netzwerken für übermorgen.
Rund 1.000 Studierende und Alumni, Lehrende, Praxis- und Kooperationspartner*innen bilden inzwischen das größte universitäre Netzwerk zum Thema Nachhaltigkeitsmanagement – ihr Zuhause ist das CSM der Leuphana Universität Lüneburg. Studieninteressierte können sich für den kommenden Studienstart des MBA Sustainability Management im Frühjahr 2026 noch bis zum 30. September bewerben.

Fotos: Leuphana/Tengo Tabatadze (Fachkonferenz & Hutwurf), Anna Lorscheider (Titelverleihung)

Dit war Berlin! – CSM-Alumni Studienreise 2025

Rund 25 Mitglieder des CSM Alumni e.V. begaben sich vom 15.–18.05.2025 auf Studienreise zum Thema „Nachhaltiges Bauen“ nach Berlin. Organisiert von Kathrin Srama, Benjamin Leuschner und Michael Gaedicke bot das Programm spannende Persönlichkeiten, Inhalte und Orte rund um Beton, Holz und Energie.

Ein Rückblick von Mareike Hoffmann und Ursula Weber

Warm-up im Theater

Den Auftakt bildete am Donnerstagabend das Stück „Wild Wild Wedding“ im Prime Time Theater – inklusive humorvoller Einführung in den Berliner Dialekt. Wen oder wat freue ick? Mir!“ riefen wir an dem Abend und die nächsten Tage mehrfach.

Impulse aus dem Ministerium und nachhaltige Materialien

Am Freitagmorgen gab Larissa Schulz-Triglaff vom Bundesministerium für Wohnen Stadtentwicklung und Bauen (BMWSB)) einen Überblick über Ziele der neuen Bauministerin: sozialer Wohnungsbau, Digitalisierung und nachhaltige Bauprozesse. Auch Rückblick und Ausblick wurden diskutiert, etwa das Heizungsgesetz und die Plattform Ökobaudat – eine Datenbank für ökologische Bewertungen von Baumaterialien.

Anforderungen für den Gebäudebereich ergeben sich aus der Novellierung der EU-Gebäuderichtlinie und der Energieeffizienz-Richtlinie. Ab 2027 auch der europäische Emissionshandel ETS 2.

Eine mögliche Reduzierung von Treibhausgasen wäre zum Beispiel die Verwendung von Glasschaum als Wärmedämmung und Leichtbaumaterial. Weiterer Vorteil von Schaumglas gegenüber Beton: Die Produkte aus Schaumglas sind rückbaufähig.

Das vermittelte uns Helge Bo Flöge vom Unternehmen Glapor. Der studierte Ingenieur wird in der Szene auch als „Baufluencer“ bezeichnet und machte nachhaltiges Bauen auch für uns lebendig.

Wo die Zukunft entsteht: Urban Tech Republic

Inspiriert zogen wir weiter zum Gelände des stillgelegten Flughafens Tegel. Unter dem Titel „Berlin TXL – The Urban Tech Republic“ entsteht ein Forschungs- und Wohnquartier für über 10.000 Menschen. Highlight: ein Low-Exergie-Netz für effiziente Energieversorgung.

Permakultur in Neukölln

Im Café Botanico stellte uns Gründer Martin Höfft seinen Garten nach dem Prinzip der Permakultur vor – mitten in Berlin. Geerntete Kräuter und Gemüse landen direkt in der Küche. Das Mittagessen war köstlich!

Kreislaufwirtschaft im CRCLR House

Leon Reiner vom Impact Hub Berlin zeigte das CRCLR House auf dem Gelände der alten Kindl-Brauerei im Rollberg-Kiez in Neukölln. Rund 70 % des Innenausbaus bestehen aus recycelten Materialien, darunter sogar Holzsärge aus einer Yoko-Ono-Ausstellung. Rund 600 Startups beschäftigen sich dort mit Themen wie Circular Economy, Climate Tech und Diversität.

Paneldiskussion zum nachhaltigen Bauen

Anschließend diskutierten Expert*innen von SPD, Degewo, Triodos Bank und ZRS Architekten über Herausforderungen und Erfolge rund um nachhaltiges Bauen. Fazit: Auch wenn die Rahmenbedingungen noch nicht optimal sind, Wirtschaftlichkeit und Kosten häufig noch im Fokus stehen oder es an Transparenz und Akzeptanz fehlt – nachhaltiges Bauen und Sanieren ist möglich und wird auch bereits umgesetzt.

Ein Sonnenuntergang mit Drink auf dem Tempelhofer Feld und ein leckeres Abendessen im La Pecora Nera rundeten den Tag ab – für die Party People unter uns ging’s noch weiter bis 3 Uhr früh ins SchwuZ.

Auf den Spuren von Baugenies und klimafreundlicher Wärmeversorgung

Willkommen im beschaulichen Berlin-Zehlendorf, U-Bahnhof  Onkel-Toms-Hütte. Hier finden wir eine Bauhaussiedlung vor, erbaut zwischen 1926 bis 1931. Die Architekten Bruno Taut, Hugo Häring und Otto Rudolf Salvisberg realisierten 1.100 Geschosswohnungen und 800 Einfamilienhäuser mit Einfachheit und Klarheit in der Gestaltung. Ebenso integrierten sie in die Planungen den vorhandenen Baumbestand und bieten auch heute noch eine hohe Lebensqualität für die Bewohnerinnen und Bewohner.

Treffpunkt und Station für den Tag ist der Kieztreff Frisierkunst. Vor rund einem Jahr hat sich hier die Genossenschaft für ein klimafreundliches Quartier, kurz: kliQ gegründet, die hier einen Nachbarschaftstreff für auch die soziale Klimafreundlichkeit betreibt, um nachbarschaftliches Zusammensein und Zusammenhalt zu ermöglichen. In der Frisierkunst  treffen sich Menschen aller Generationen, nutzen die vielfältigen Angebote und unterstützen sich gegenseitig.

Ein Kernanliegen der Genossenschaft ist es, die Frage zu beantworten: Wie gelingt es uns, die historischen Bau-Juwelen in eine klimafreundliche Zukunft zu führen? Wie gelingt die Wärmeversorgung der Wohneinheiten der benachbarten Siedlungen?

Michael Gaedicke, Co-Koordinator der Studienreise, lebt im Quartier und engagiert sich ehrenamtlich für dieses Projekt. Und vielleicht trafen wir mit Michael auch unseren ersten „Kiezfluencer“?

Zukunft gemeinsam gestalten und Übergabe Staffelstab

In Workshops wurden gemeinsam Ideen entwickelt – etwa zur Kommunikation nachhaltiger Energieversorgung, zu Geschäftsmodellen und zur Förderung ehrenamtlichen Engagements. Kulinarisch versorgt mit selbstgemachter Suppe und Buffet von einer lokalen Köchin, wurde zum Ende des Tages auch feierlich der Staffelstab übergeben: 2026 findet die Studienreise im Rheinland statt.

Einige nutzten anschließend noch die Chance auf einen Spaziergang durch den Kiefernwald an den Badesee Krumme Lanke. Glückselig machten wir uns auf den Heimweg oder nutzten am Sonntag noch die Bootsfahrt auf der Spree für einen letzten Austausch

Fazit: „Scheen war’s jewesen!“ schließen wir berlinerisch. Ein großes Dankeschön an das Orga-Team – für ein bereicherndes Programm, das Wissen, Netzwerk und Gemeinschaft vereinte.

Quellen, Tipps und Links rund um Nachhaltiges Bauen, Leben und Unternehmen in Berlin

Allgemein
BMWSB – Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen – BMWSB
CRCLR Haus – ZRS
EU: Energy Performance of Buildings Directive
LEITFADEN_ZUM_PLANEN_UND_BAUEN_IM_KREISLAUF.pdf
ÖKOBAUDAT
Zukunftsorte Berlin – Flughafen Tegel

Nachhaltige Unternehmen, Produkte und Orte in Berlin
CRCLR Haus – ZRS
Gewobag
Klimaschutz & Nachhaltigkeit bei Gebäuden – Gewobag
GLAPOR | Schaumglasprodukte
Helge Bo Flöge (GLAPOR)
Impact Hub Berlin
kliQ-Berlin eG
Krumme Lanke
Triodos Bank / Nachhaltiges Bauen
Wohnprojekt KlimaGut | Triodos Bank
Urban Tech Republic – Berlin TXL
ZRS – Architekten Ingenieure
Klimaschutzpartner Berlin 2024 | Gewinner | Kategorie A: Realisierte Projekte – ZRS

Nachhaltig Essen, Trinken und Feiern in Berlin
Blaue Stunde
Cafe-botanico
La Pecora Nera Restaurant
Prime Time Theater
SchwuZ – Queer Club in Berlin

Zehn Jahre alt – und aktueller denn je: CSM-Forschungsprojekt zur Macauba-Palme  

Von 2011 bis 2014 begaben sich Forschende des Centre for Sustainability Management (CSM) der Leuphana Universität Lüneburg auf eine Reise in die Zukunft nachhaltiger Energien. Ihr Ziel: Herausfinden, ob sich aus der südamerikanischen Macauba-Palme ein ökologisch tragfähiger Rohstoff für die Herstellung von Biokerosin gewinnen lässt – und ob dieser eine echte Alternative zu fossilen Flugkraftstoffen darstellen kann. 

Zehn Jahre später ist klar: Die damalige Idee war ihrer Zeit voraus – und gewinnt heute, im Kontext der globalen Debatten um nachhaltige Luftfahrt und grüne Energieträger, erneut an Relevanz. 

Macauba-Frucht (Foto: INOCAS)

Ein Projekt mit Weitblick 

Die Ausgangsfrage des Forschungsprojekts „Plattform für eine nachhaltige Biokerosinproduktion“ war ambitioniert: Wie genau lassen sich Pflanzenöle am besten nachhaltig produzieren und welche wirtschaftlichen Einsatzmöglichkeiten gibt es? Und im Bezug auf die Macauba-Palme: Kann eine tropische Palme dabei helfen, den Luftverkehr nachhaltiger zu gestalten? 

Die Antwort, die das Forschungsteam entwickelte, war ermutigend: Die Macauba-Palme (Acrocomia aculeata) bietet eine ganze Reihe an Vorteilen. Sie wächst auf kargen Böden, benötigt wenig Wasser, bringt hohe Ölerträge und konkurriert nicht direkt mit der Nahrungsmittelproduktion. Zudem kann sie in bestehenden Agrarstrukturen integriert werden – was sie sowohl aus ökologischer als auch sozialökonomischer Sicht interessant macht. 

Im Mittelpunkt stand dabei die Kombination aus wissenschaftlicher Bewertung und praktischer Umsetzbarkeit – ein Markenzeichen der transdisziplinären Forschungsansätze des CSM. 

Neue Aufmerksamkeit – zehn Jahre später 

Nun rückt das Projekt erneut ins öffentliche Licht: Journalist Stefan Parsch (Spektrum der Wissenschaft) stieß auf das Thema und sprach mit Prof. Dr. Stefan Schaltegger, der damals Teil des Projekts war, über die damaligen Erkenntnisse und ihre heutige Bedeutung. 

In Zeiten, in denen Sustainable Aviation Fuels (SAF) als Hoffnungsträger für klimafreundliches Fliegen diskutiert werden, zeigt das Beispiel Macauba: Viele Lösungen existieren bereits – sie müssen nur konsequent weitergedacht und umgesetzt werden. 

Von der Forschung in die Praxis: Die Entstehung von INOCAS 

Besonders bemerkenswert: Aus dem ursprünglichen Forschungsprojekt heraus entstand das Startup INOCAS, das heute in Brasilien aktiv ist. INOCAS arbeitet mit lokalen Landwirt*innen zusammen, um die Macauba-Palme nachhaltig zu kultivieren und wirtschaftlich nutzbar zu machen – für Biotreibstoffe, aber auch für Kosmetikprodukte und die Tierfutterproduktion. 

Dieser Wissenstransfer von der Hochschule in die Praxis zeigt, wie Forschung Wirkung entfalten kann, wenn sie interdisziplinär, kooperativ und lösungsorientiert gedacht wird. 

Fazit: Nachhaltige Forschung wirkt – oft über Jahre hinaus 

Das Macauba-Projekt ist mehr als ein Kapitel in der Geschichte des CSM – es ist ein Beispiel dafür, wie Nachhaltigkeitsforschung langfristige Impulse geben kann: für neue Technologien, für Unternehmertum, für internationale Zusammenarbeit. 

Gerade in der heutigen Zeit, in der der Handlungsdruck für eine ökologische Transformation steigt, lohnt sich auch mal der Blick zurück. Schön, wenn aus Ideen von gestern Lösungen für morgen werden – und wenn sie mit Engagement und Weitblick weitergetragen werden!

Links zum Weiterlesen:
Ursprüngliches Projekt: Plattform für eine nachhaltige Biokerosinproduktion
Mehr Informationen zu INOCAS
Zum Artikel von Stefan Parsch, Spektrum der Wissenschaft (Paywall)

Fotos: mit freundlicher Unterstützung von INOCAS

Natur auf dem Campus der Leuphana Universität Lüneburg

Wieviel ist Artenvielfalt wert? – Neue Studie zeigt Grenzen der Zahlungsbereitschaft für Biodiversität

Trotz des voranschreitenden Artensterbens, existieren nur vergleichsweise wenige Studien zu der Bedeutung, die Konsument*innen dem Thema Biodiversität beimessen. Jacob Hörisch et al. (2024) untersuchten in einer aktuellen Publikation im Journal of Industrial Ecology, wie Konsument*innen auf Informationen über die Biodiversitätsleistung von Produkten reagieren, speziell in Bezug auf ihre Bereitschaft, mehr zu zahlen (Willingness to Pay, WTP). Biodiversität ist ein zentraler Umweltaspekt, aber im Vergleich zu Themen wie Klimawandel gibt es deutlich weniger Forschung dazu, wie Biodiversitätsinformationen das Konsumverhalten beeinflussen. Die Autor*innen wollten herausfinden, ob Konsument*innen bereit sind, für Produkte mit besserer Biodiversitätsbilanz mehr zu zahlen – und wie stark diese Bereitschaft von der Größe der Verbesserung abhängt.

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Gastbeitrag: Nachhaltig entscheiden – Warum Organisationen neue Wege der Entscheidungsfindung brauchen

Die Herausforderungen unserer Zeit – von der Klimakrise über die soziale Ungleichheit bis zur digitalen Transformation – erfordern ein grundlegendes Umdenken in Organisationen. Doch wie können Unternehmen, Verwaltungen oder NGOs Entscheidungen treffen, die ökologisch verantwortlich, sozial gerecht und ökonomisch tragfähig sind? Die klassische Hierarchie und das Mehrheitsprinzip stoßen hier an ihre Grenzen. Es braucht neue, partizipative und agile Verfahren der Entscheidungsfindung, um die Potenziale der Vielheit zu heben und die Akzeptanz für nachhaltige Lösungen zu stärken.

Ein Gastbeitrag von Tim Weinert aus dem MBA-Netzwerk

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Maureen Schulze wird zur Juniorprofessorin der Leuphana Universität Lüneburg ernannt

Maureen Schulze startet als Junior-Professorin am CSM

Wir haben eine neue Junior-Professorin am CSM! Die Leuphana Universität Lüneburg hat Maureen Schulze ernannt, die künftig zu nachhaltigem Kauf- und Konsumverhalten forschen und lehren wird. Die Stiftungsprofessur wird in den kommenden sechs Jahren durch die EDEKA ZENTRALE Stiftung & Co. KG gefördert.

Maureen Schulze ist Agrarökonomin und hat an der Universität Göttingen zu Transformationsprozessen in der landwirtschaftlichen Nutztierhaltung promoviert und anschließend als Post-Doc an der Copenhagen Business School zu nachhaltigem Konsumverhalten geforscht. Jetzt verstärkt sie unsere Fakultät Nachhaltigkeit und unser CSM-Team – wir freuen uns sehr.

Mehr dazu, was der Schwerpunkt ihrer Arbeit sein wird und warum EDEKA die Stiftungsprofessur fördert, erfahren Sie in der offiziellen Presseinformation.

Food Upcycling als Business Case? – MBA-Absolventin Katharina Schenk im Interview 

Katharina Schenk hat in ihrer berufsbegleitenden Masterarbeit erforscht, wie Lebensmittelproduzenten durch das Upcycling von Nebenprodukten wie Molke und Okara sogenannte Business Cases for Sustainability entwickeln können. Dabei stieß sie auf wertvolle Potenziale – und große Herausforderungen. Für ihre herausragende Arbeit erhielt sie 2024 den Master-Thesis-Award des CSM-Alumni e.V.. Von ihren Ergebnissen und möglichen Lösungswegen berichtet Katharina Schenk im Interview.

„Ich war erstaunt, wie viele hochwertige Nebenströme wie Molke und Okara in der Lebensmittelproduktion kaum genutzt werden. Bei der Käseherstellung bleiben 90 % der Milch als Molke übrig, und bei der Sojaproduktion wächst durch den Boom von Fleischersatzprodukten die Menge an Okara stetig. Leider landen diese wertvollen Ressourcen oft in Biogasanlagen oder werden als Tierfutter verwendet.“ 

Katharina Schenk

Worum geht es in Ihrer Arbeit? 

Wie wird vermeintlicher Abfall zum Motor für nachhaltige Innovation? Meine Arbeit untersucht, wie Lebensmittelproduzenten durch das Upcycling von Nebenprodukten wie Molke und Okara Business Cases for Sustainability entwickeln können. Dabei habe ich Hindernisse und konkrete Ansätze analysiert und Handlungsempfehlungen abgeleitet. Molke entsteht bei der Herstellung von Käse und Quark. Okara ist ein Nebenprodukt aus der Sojamilch- und Tofuproduktion, Beide Produkte sind reich an Proteinen, Ballaststoffen, Mineralien. 

Für Laien: Was ist ein Business Case for Sustainability? 

Der Begriff «Business Case for Sustainability», geprägt durch die Forschung von Professor Schaltegger, beschreibt, wie Unternehmen freiwillig umweltfreundliche und soziale Maßnahmen ergreifen können, um ihren wirtschaftlichen Erfolg zu stärken. Ein Beispiel dafür ist das Upcycling von Nebenströmen wie Molke zur Wiederverwendung in Lebensmitteln – ein innovativer Ansatz, der Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit verbindet. 

Wie sind Sie auf dieses Thema gekommen? Was hat Sie besonders daran interessiert? 

In meiner beruflichen Praxis wurde mir bewusst, dass grosse Mengen an wertvollen Nebenprodukten wie Molke und Okara ungenutzt bleiben. Statt sie in der Lebensmittelproduktion einzusetzen, landen sie häufig in Biogasanlagen oder als Tierfutter. Mich hat interessiert, warum das so ist und welche Lösungen Lebensmittelproduzenten dabei helfen können, diese Ressourcen nachhaltiger zu nutzen. 

Wie groß ist der Anteil der Nebenprodukte, die ungenutzt bleiben? Wie viel wird in der Lebensmittelproduktion verschwendet? 

In der Schweiz werden 86 % der Molke nicht als Lebensmittel verwendet, sondern als Tierfutter oder für Biogas genutzt. Die Menge an Okara wächst ebenfalls kontinuierlich, da der steigende Markt für Sojaprodukte die Produktion dieses Nebenstroms weiter ankurbelt. Nur etwa die Hälfte der Sojabohne wird derzeit genutzt bei der Herstellung von Tofu oder Sojamilch. Beide Nebenströme bieten enormes Potenzial für die Entwicklung innovativer Lebensmittel und können gleichzeitig dazu beitragen, Umweltbelastungen zu reduzieren und Ressourcen besser zu nutzen.  

Was haben Sie herausgefunden? 

Zuerst die Herausforderung – was bremst? Hindernisse wie Investitionskosten, fehlende Standardisierung und geringe Verbraucherakzeptanz erschweren die Nutzung von Nebenprodukten. Unternehmen, die Nebenströme wie Molke oder Okara produzieren, verfügen oft nicht über die Infrastruktur zu deren Verarbeitung. Stattdessen werden sie häufig als Tierfutter oder Biogas genutzt. Die schnelle Verderblichkeit solcher Produkte macht zudem eine rasche Kühlung und Verarbeitung notwendig. Interne Zielkonflikte verstärken die Hürden: Nachhaltige Verwertung wird zwar angestrebt, jedoch fehlen häufig Ressourcen oder Anreize, um die nötige Infrastruktur aufzubauen. Unsicherheiten über Absatzmärkte und Wirtschaftlichkeit erschweren Entscheidungen zusätzlich.  

„Unternehmen, die Nebenströme einkaufen, kämpfen mit schwankender Qualität und Verfügbarkeit. Besonders Start-ups stoßen auf finanzielle und technologische Grenzen bei der Entwicklung innovativer und marktfähiger Produkte. Verbraucher sehen Nebenprodukte oft als „Abfall“, was die Akzeptanz weiter mindert.“

Die gute Nachricht ist: Diese Hürden lassen sich überwinden. Erfolgreiche Beispiele wie die Molkendrinks PauseGnuss oder Okara-Produkte von Luya zeigen, dass Nebenströme zu gefragten Lebensmitteln werden können. Unternehmen können Nebenströme als wertvolle Rohstoffe wahrnehmen und bereits in der Rezeptentwicklung für die Hauptprodukte sollte die Nutzung von Nebenströmen berücksichtigt werden, um deren Verwertung in Lebensmitteln zu ermöglichen. 

Einheitliche Qualitätsstandards und transparente Informationen über die Herkunft und Zusammensetzung der Nebenströme können die Weiterverarbeitung deutlich erleichtern. Technologische Innovationen, wie Investitionen in Haltbarkeits- und Verarbeitungstechnologien, machen Nebenströme attraktiver für Abnehmer und fördern deren Nutzung. 

Zusammenarbeit innerhalb der Branche spielt dabei eine Schlüsselrolle. Durch regionale Netzwerke können Nebenströme effizienter gebündelt und verteilt werden. Netzwerkkoordinatoren können das Vertrauen zwischen den Beteiligten stärken und innovative Testprojekte fördern. Sensibilisierungskampagnen und transparente Kommunikation über die Vorteile von Nebenstrom-Produkten tragen dazu bei, die Akzeptanz bei Verbrauchern zu steigern und Nachfrage zu schaffen. 

„Ein Teil der Lösung liegt direkt bei uns als Verbraucher:innen. Wenn wir uns für Produkte aus Nebenströmen wie Molke oder Okara entscheiden, fördern wir nicht nur Innovationen, sondern machen klar: Abfall war gestern, heute machen wir daraus etwas Leckeres. Zu jedem Käse gehört Molke, zu jeder Sojamilch oder Tofu das Okara – vielleicht schon bald als knuspriger Snack oder leckerer Shake in eurem Einkaufskorb!“

Lassen sich Ihre Ergebnisse zu Molke und Okara auch auf andere Nebenprodukte der Lebensmittelproduktion übertragen?  

Ja, die Ansätze sind auf andere Nebenprodukte übertragbar, die ähnliche Herausforderungen und Potenziale aufweisen. Beispielsweise können Trester aus der Fruchtsaftproduktion, Treber aus der Bierherstellung oder Kartoffelschalen aus der Verarbeitung durch innovative Verarbeitungstechnologien und gezielte Integration in Geschäftsmodelle nachhaltig genutzt werden.  

Gibt es Bestrebungen, Ihre Ansätze in die Praxis umzusetzen?

Meine Ergebnisse sind in das Förderprojekt Upcycling Swiss Whey eingeflossen, das darauf abzielt, Hindernisse in der Nutzung von Molke zu überwinden. Dieses Projekt bringt Akteure aus Landwirtschaft, Verarbeitung, Handel, Forschung und Gastronomie zusammen, um Testcases wurden neue Verarbeitungs- und Vermarktungsmöglichkeiten erprobt. Netzwerkkoordinatoren wie Doris Erne von Whyecation oder die Stiftung Foodward spielen hier eine zentrale Rolle, indem sie Vertrauen zwischen den Beteiligten aufbauen und innovative Ansätze fördern. Unter anderem habe ich an der Fachtagung Molke am 1. Juli 2024 meine Ergebnisse vorgestellt. 

Welche Tipps haben Sie für andere MBA-Studierende, die vor der Masterarbeit stehen? 

Nutze die Masterarbeit als Lernreise – nicht nur inhaltlich, sondern auch, um mehr über deine Arbeitsweise zu lernen, beispielsweise, wann deine produktivsten Phasen für die verschiedenen Aufgaben sind – ob zum Schreiben, Recherchieren oder Korrigieren. Neben Beruf und Familie waren für mich die frühen Morgenstunden vor der Arbeit und die Vormittage am Wochenende ideal, um Rohtexte zu schreiben. Dabei haben mir insbesondere die vom CSM initiierten Schreibgruppe geholfen, motiviert zu bleiben und dranzubleiben. Mit der Pomodoro-Technik blieben wir in der Schreibgruppe fokussiert, und der herzliche Austausch führte zu wunderbaren Freundschaften, die weit über die Masterarbeit hinaus bestehen – Stronger Together! 

Vielen Dank für die spannenden Einblicke, Katharina Schenk. 

Das Interview führte Mia Wilkens, Centre for Sustainability Management (CSM) der Leuphana Universität Lüneburg. 

Über den MBA Sustainability Management Master-Thesis-Award 

Der Master-Thesis-Award wird jährlich vom CSM-Alumni e.V. für herausragende und besonders innovative und/oder praktisch relevante Masterarbeiten vergeben. Die Masterarbeit verfassen die Studierenden in der Abschlussphase des MBA Sustainability Management und bearbeiten ein Thema des Nachhaltigkeitsmanagement wissenschaftlich fundiert und tiefgehend. 

Links zum Weiterlesen: 
Wheycation 
foodward Stiftung
CSM-Alumni e.V. 
MBA Sustainability Management

Fotos:  Katharina Schenk (Tagung), Anna Michalski (Master-Thesis-Award)

22. Jahrgang startet in einen „erwachsenen“ MBA

Neugier, Aufregung, Motivation – all das war im Raum spürbar, als der 22. Jahrgang des MBA Sustainability Management auf dem Campus der Leuphana Universität Lüneburg in Studium startete. Studierende mit Berufs- und Studienerfahrungen aus ganz unterschiedlichen Bereichen gehen jetzt gemeinsam auf ihre MBA-Reise. Eine Reise mit einem klaren Ziel: die Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft hin zu mehr Nachhaltigkeit und Verantwortung aktiv mitzugestalten.

„Sie starten in den weltweit ersten erwachsenen MBA zu Nachhaltigkeitsmanagement.“ Mit diesen Worten begrüßte Studiengangsleiter Prof. Dr. Stefan Schaltegger den neuen Jahrgang. Denn als „Academic Entrepreneur“ rief er das MBA-Programm bereits 2003 ins Leben. Nach über 21 Jahren gilt der MBA nun – egal in welchem Land – als volljährig und damit erwachsen. Das Thema des berufsbegleitenden Studiengangs ist zwar präsenter, die Nachhaltigkeitsherausforderungen jedoch nicht gelöst. Im Gegenteil: Aktuell gibt es auch viel Gegenwind. Um im Gegenwind zu bestehen und nachhaltige Entwicklung erfolgreich voranzutreiben, werden sich die Studierenden in den kommenden zwei Jahren umfangreiches Wissen und Werkzeuge zu nachhaltiger Entwicklung und Nachhaltigkeitsmanagement erarbeiten und an ihren Soft Skills feilen.

Vielfältige Hintergründe für eine nachhaltige Zukunft

Dafür bringen sie schon ein beeindruckendes Spektrum an Erfahrungen und Expertise mit – im Schnitt neun Jahre Berufserfahrung nach ihrem erfolgreich abgeschlossenen Erststudium, der Höchstwert liegt in diesem Jahrgang bei 27 Jahren. Einige Studierende sind bereits in Nachhaltigkeitspositionen tätig, während andere den MBA als Gelegenheit für einen beruflichen Neuanfang sehen. Die beruflichen Hintergründe sind bunt: Sport, Handel, Menschenrechte, pharmazeutische Industrie, Medizin, Filmbranche, Mobilität, produzierendes Gewerbe, Outdoor, Maschinenbau und viele mehr. Ob Konzern, mittelständisches Unternehmen oder Start-up, Landtag, EU-Konzernrepräsentanz, NGO oder Klimaschutzagentur: Von den Perspektiven der anderen zu lernen, macht das Studium so wertvoll. Und ist wahnsinnig spannend, das zeigten die Vorstellungsrunden. Die jüngste Studierende in diesem Jahrgang ist 23 Jahre alt. „You`re never too young to lead”, dieses Zitat von Kofi Annan passt gut dazu.

Die Pins auf einer Karte, auf der die Studierenden sich verorten, zeigen: Sie leben und arbeiten überwiegend in Deutschland – besonders viele Pins stecken in den Bundesländern Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Hamburg, aber auch vereinzelt außerhalb der Landesgrenzen in Italien, Spanien und Belgien.

Praxisorientierte Impulse für nachhaltiges Unternehmertum: Rügenwalder Mühle und Bridge&Tunnel

Ein wichtiger Teil des Programms ist die Integration von Praxisbeispielen. So gab Nachhaltigkeitsmanagerin Isaura Siebert von der Rügenwalder Mühle am ersten Tag tiefe Einblicke in das Familienunternehmen und zeigte auf, wie der traditionelle Wursthersteller jetzt „alle an einen Tisch“ bringen möchte – fleischessende Menschen, Vegetarier*innen und Veganer*innen. Auch Berichtspflichten und Regularien sind Thema, Rügenwalder agiert hier proaktiv und wartet nicht auf Umsetzungszwang.

Ein ganz anderes Beispiel folgte am nächsten Tag: Dr. Constanze Klotz, Co-Founderin und CEO von Bridge&Tunnel, stellte das Unternehmen aus Hamburg vor, das soziale und ökologische Nachhaltigkeit im Kerngeschäfts verbindet und für zweite Chancen steht. In der Bridge&Tunnel-Manufaktur fertigen gesellschaftlich benachteiligte Frauen und Geflüchtete Design-Unikate aus post- und pre-consumer waste (Alttextilien und Materialüberschüssen). So bekommen Materialressourcen ein neues Leben und zugleich baut das Unternehmen Brücken in den Arbeitsmarkt. Praxisbeispiele wie dieses sind ein wichtiger Teil des MBA-Studiums, um das Gelernte direkt mit der Praxis zu verbinden und um Mut zu machen, Unternehmertum neu zu denken. In der MBA-Lehre werden deshalb beispielweise auch Modulprüfungen gemeinsam mit Partner*innen aus der Unternehmenspraxis gestellt.

Herzlichen Dank an Isaura Siebert und Dr. Constanze Klotz für die inspirierenden Impulse.

Wir wünschen allen Studierenden des 22. Jahrgangs des MBA Sustainability Management viel Erfolg auf ihrer Reise und freuen uns darauf, gemeinsam mit ihnen die Zukunft zu verändern. Ihr Wissen und ihr Engagement werden dazu beitragen, eine Welt zu gestalten, die jetzt und für kommende Generationen lebenswert ist.

Wissen und Werkzeuge für morgen – Netzwerk für übermorgen

Wie können soziale und ökologische Herausforderungen auf unternehmerische Weise gelöst werden? Auf dem Weg zum MBA-Titel eignen sich die Studierenden neben umfassendem Fachwissen – etwa zu Nachhaltigkeits- und Managementfragen – auch passende Werkzeuge wie Methodenwissen und Softskills an. Wichtig dabei: Fundierte theoretische und konzeptionelle Grundlagen, die eine argumentative Tiefe ermöglichen. Denn Ziel ist, die Studierenden zu stärken, mit gut begründeten Nachhaltigkeitslösungen zu überzeugen und nachhaltige Entwicklung so in Unternehmen wirksam voranzutreiben. Das Studienkonzept ermöglicht ein berufsbegleitendes, räumlich flexibles und überwiegend digitales Lernen im eigenen Tempo. Präsenzphasen vor Ort geben Gelegenheit zum direkten Austausch.

Die neuen Studierenden sind nun Teil des größten universitären Netzwerks zum Thema Nachhaltigkeitsmanagement, das über 1.000 Studierende, Alumni, Lehrende und Praxispartner*innen umfasst. Der Alumni-Verein des MBA Sustainability Management CSM-Alumni e. V. sowie das CSM organisieren jedes Jahr vielfältige Möglichkeiten für Erfahrungsaustausch und persönliche Kontakte.

Der MBA Sustainability Management startet einmal jährlich im Februar. Der reguläre Bewerbungsschluss für den Studienstart 2026 ist der 30. September. Ein flexibler Einstieg über einzelne Module ist vorab möglich. >> Alle Informationen <<