In diesem Sommer fand die erste Tedx-Konferenz auf dem Campus der Leuphana Universität Lüneburg statt. Natürlich spielten auch Nachhaltigkeitsmanagement-Innovationen eine große Rolle.
Acht Speakerinnen und Speaker stellten ihre Ideen vor. Uwe Lübbermann stellte seine Ideen eine vom Reparieren des Kapitalismus und dem Funktionieren von Transparenz in einem hart umkämpften Geschäftsfeld vor: Der Soft-Getränkeherstellung.
Lübermann ist bekannt und auch beforscht als innovativer Cola-Unternehmer: So spricht er darüber, wie Unternehmen als Konsensdemokratie organisiert werden können. Als Geschäftsführer einer Getränkemarke erhält er den gleichen Lohn wie alle anderen Mitarbeiter, Verträge schließt er grundsätzlich nicht ab, auch nicht mit Lieferanten, denn das Ehrenwort unter Kaufleuten genügt. Und es funktioniert:
„Mein Produkt ist nicht das Getränk. Mein Produkt ist das Reparieren des Kapitalismus.“
Am ersten Septemberwochenende feierten zahlreiche namhafte Persönlichkeiten und Vertreter aus Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft den diesjährigen Absolventenjahrgang im MBA Sustainability Management der Leuphana Universität Lüneburg. 31 Absolventinnen und Absolventen schlossen erfolgreich ihr nebenberufliches Studium ab und führen nun den begehrten MBA-Titel.
Die feierliche Übergabe der MBA-Urkunden war außerdem Anlass für ein mehrtägiges Konferenzprogramm zum Nachhaltigkeitsmanagement. Bei den sogenannten „Home-Coming-Days“ tagten und diskutierten zahlreiche Nachhaltigkeitsexperten aus ganz Deutschland in Lüneburg.
Zur feierlichen Titelübergabe im Lüneburger Glockenhaus zeigte sich Torsten Kallweit von den Leistungen der Absolventen beeindruckt. Er ist „Head of Corporate Sustainability“ beim Maschinenbauunternehmen Voith in Baden-Württemberg und war Praxispartner des MBA-Abschluss-Workshops im vergangenen Semester. Das Unternehmen Voith gilt als Global-Player u.a. im Papiermaschinen- und Turbinenbau und sieht sich als Familienbetrieb mit Milliardenumsatz im Selbstverständnis der Nachhaltigkeit verpflichtet.
Zum Festakt im Glockenhaus kamen Gäste aus ganz Deutschland nach Lüneburg
Während ihres einwöchigen Abschluss-Workshops hatten die Absolventen neue Nachhaltigkeitskonzepte für das Unternehmen diskutiert und erarbeitet und wechselseitig für Lernkurven und neue Impulse gesorgt. Vorschläge zur Verbesserung des Führungskräftedialogs beispielsweise habe man aufgegriffen und bereits realisiert, berichtete Kallweit daher vor den frisch diplomierten Nachhaltigkeitsmanagerinnen und Nachhaltigkeitsmanagern.
Neue Ideen und Ansätze verändern die Wirtschaftswelt
Studierende und Absolventen des MBA Sustainability Management bewegen sich in einem Themenfeld mit zahlreichen Perspektiven: Kaum ein größeres Unternehmen kommt heutzutage ohne Nachhaltigkeits- oder CSR-Abteilung aus. Aber auch viele Mittelständler entwickeln neue, nachhaltige Geschäftsideen und sind branchenübergreifende Innovationstreiber. In vielen Wirtschaftsfeldern entstehen auf diese Weise zurzeit ganz neue Märkte.
Die Motive der Absolventen sind vielfältig: Sie wollen Unternehmen ökologisch und sozial verantwortungsvoller gestalten. Oder Verwaltungen und öffentliche Organisationen für ökologisch sinnvolle Arbeitsprozesse gewinnen und sie gleichzeitig wirtschaftlich erfolgreicher machen. Vor diesem Hintergrund zieht der Weiterbildungsstudiengang Fachleute aus den unterschiedlichsten Bereichen an: Juristen, Mediziner, Ingenieure, Wirtschafts- oder Naturwissenschaftler entscheiden sich für das MBA-Studium. Gemeinsam treibt sie die Idee an, neue Lösungen zu finden und dabei auch die Welt zu verbessern.
Nachhaltigkeit durch Leidenschaft und Emotion
Leidenschaft und Emtionen für mehr Nachhaltigkeit zu nutzen, forderte in seinen Grußworten Professor Stefan Schaltegger ein. Als Studiengangsleiter begleitete er die Absolventen die letzten beiden Jahre durch deren Studium. Er appellierte, nicht nur mit rationalen Argumenten die Ideen der Nachhaltigkeit zu vertreten, sondern auch Herz und Gefühl zu berücksichtigen. Die Nachhaltigkeitsdebatte dürfe nicht durch langweilige, technokratische oder mit Detailfragen befrachtete Perspektiven ausgebremst werden. Starke, positive Emotionen, gute Geschichten und Erfolgsstorys sind oft der Impulsgeber für weitreichende Managemententscheidungen, die erst im Nachhinein rational legitimiert werden. Seine Handlungsaufforderung:
„Schaffen wir gemeinsam den Boden, damit starke Nachhaltigkeit erreicht wird“.
Die Absolventen kamen an diesem Wochenende aber nicht nur nach Lüneburg, um ihre Urkunden entgegenzunehmen. Auf der jährlichen Nachhaltigkeits-Netzwerkkonferenz „Home Coming Days“ tauschten sie sich mit Experten aus, knüpften neue persönliche Kontakte und kamen mit Referenten aus Wissenschaft und Wirtschaft ins Gespräch. In diesem Jahr stand die Veranstaltung unter dem Motto „Netzwerken für Nachhaltigkeitsexperten“. Dabei wurde immer auch der Bogen zur sozialen und ökologischen Dimension von ökonomischen Prozessen geschlagen.
Auch der Generalsekretär des Rates für Nachhaltige Entwicklung, Professor Günther Bachmann, engagierte sich in den verschiedenen Diskussionsrunden: Intensiv wurde im Rahmen der Tagung beispielsweise die Olympiabewerbung der Stadt Hamburg unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten erörtert.
Zum Thema Sport sprach später auch Sylvia Schenk von Transparency International auf der Abschlussveranstaltung der Home Coming Days am Samstagabend. Sie hat in den letzten Jahren weltweit sportliche Großereignisse für Transparency International begleitet und verband im Vortrag das Thema Compliance und Korruptionsbekämpfung an vielen Stellen mit Nachhaltigkeit und dem Potential eines erfolgreichen Nachhaltigkeitsmanagements bei Weltmeisterschaften, Olympia oder vergleichbaren Großereignissen.
Den Höhepunkt des Wochenendes bildete dann eine große Geste: Als Zeichen des Aufbruchs in eine neue Lebensphase ging es mit einem schwungvollen Hutwurf in den neuen Lebensabschnitt. Eine Tradition, die auch im Nachhaltigkeitsmanagement-MBA der Leuphana Universität seit über 10 Jahren gilt und die dann bis spät in die Nacht gefeiert wird.
MBA-Titelverleihung im Nachhaltigkeitsmanagement: Nach bewährter Tradition lassen die MBA-Absolventen in Lüneburgs historischer Altstadtkulisse ihre Master-Hüte fliegen
Bis 30. September für den kommenden Jahrgang bewerben
Der MBA Sustainability Management richtet sich an engagierte Persönlichkeiten, die einen Karrieresprung anstreben und diesen Schritt fachlich fundiert mit Nachhaltigkeitsthemen verbinden möchten. Im Gegensatz zu konventionellen MBAs konzentriert man sich in diesem Nachhaltigkeitsmanagementstudiengang über alle betriebswirtschaftlichen Themen hinweg immer auf die Frage, wie eine nachhaltigkeitsorientierte Unternehmensentwicklung erfolgen kann. Ein klarer Praxisbezug, die Analyse von Nachhaltigkeitspionieren sowie auch die Vermittlung von Führungskompetenzen vervollständigen diesen gestalterischen Anspruch. Das Fernstudium kann berufsbegleitend in Teilzeit oder auch in Vollzeit absolviert werden und ist international anerkannt.
Jetzt bewerben: Bewerbungsschluss für den MBA Sustainability Management am 30. September 2015
Der MBA Sustainability Management vereint seit 2003 die Vermittlung von Fachkenntnissen und Soft Skills mit Themen des Nachhaltigkeitsmanagements. Er wird vom Centre for Sustainability Management (CSM) im Rahmen der Professional School angeboten, in der die Weiterbildungsangebote der Leuphana Universität Lüneburg angesiedelt sind. Das berufsbegleitende MBA-Fernstudium ist der weltweit erste universitäre MBA zu Nachhaltigkeitsmanagement und Corporate Social Responsibility (CSR). Das Studium richtet sich an Personen, die einen Karrieresprung anstreben und nachhaltige Entwicklung auf unternehmerischen Wege in ihren jeweiligen Berufsfeldern vorantreiben möchten.
Informationen zum Studiengang MBA Sustainability Management
Viele Manager gestalten ihr Nachhaltigkeitsmanagement zu wenig wirtschaftlich aus, weil sie nicht daran glauben, so die Erkenntnis von Professor Stefan Schaltegger. Er erläutert, warum Unternehmen sich mit ihren CSR-Aktivitäten vor allem legitimieren wollen.
Auf dem CSR-Forum 2015 haben Sie aufgezeigt, dass der Geschäftserfolg im Nachhaltigkeitsmanagement mit den so genannten Mindsets von Managern zusammenhängen. Was ist damit genau gemeint?
Prof. Stefan Schaltegger
Stefan Schaltegger: Jahrelang haben wir uns mit der Frage beschäftigt, welchen Beitrag Nachhaltigkeitsaspekte zum wirtschaftlichen Erfolg eines Unternehmens leisten können. Zu diesem Thema gibt es inzwischen viele Methoden und Konzepte. Doch viele Unternehmen scheinen die wirtschaftlichen Potenziale von Nachhaltigkeitsmaßnahmen kaum zu erkennen. Ein Erklärungsansatz ist, dass dem Nachhaltigkeitsmanagement eine gedankliche Werthaltung und eine Prädisposition – wir nennen es gedankliche Vorspurung – vorausgeht.
Was ist bei der Implementierung einer Nachhaltigkeitsstrategie am wichtigsten?
Zunächst einmal müssen die Ziele des Engagements definiert werden. Der Kern des Nachhaltigkeitsmanagements ist, die Umwelt- und die Sozialleistungen zu verbessern. Dabei ist eine solche Zielsetzung allerdings immer im organisationalen Kontext zu sehen, denn ein Unternehmen ist ein Wirtschaftsunternehmen. Diesbezüglich haben wir zwei mögliche organisationale Zielrichtungen für Nachhaltigkeitsaktivitäten untersucht.
Wie unterstützen nachhaltige Geschäftsmodelle die Nachhaltigkeitstransformation? Auf der Jahrestagung des Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) referierte Dr. Florian Lüdeke-Freund über Nachhaltigkeit und Geschäftsmodelle im Rahmen der Tagung: „Geschäftsmodell Nachhaltigkeit – Wirtschaft und Wirtschaftsförderung in der Transformation“. Sein Vortrag ist jetzt auch als Konferenzvideo verfügbar.
Geschäftsmodelle als unternehmerische Konzepte bzw. Orientierungsraster sind in den letzten Jahren sehr stark in den Blickpunkt der Managementforschung geraten. Dr. Florian Lüdeke-Freund erläutert, wie Geschäftsmodelle als Konzept und Orientierungsrahmen in den Köpfen von Unternehmerinnern und Unternehmern in der Lage sond, Nachhaltigkeitsinnovationen zu befördern:
Video zum Vortrag:
Außerdem ordnet der Nachhaltigkeitswissenschaftler die Forschung zu nachhaltigen Geschäftsmodellen in den Kontext weiterer Debatten um Nachhaltige Entwicklung, Nachhaltigkeitstransformation und Nachhaltigkeitsmanagement ein. Man könne davon ausgehen, dass Geschäftsmodelle in der Lage sind bereits vorhandene positive Entwicklungen und Tendenzen aufzuspüren und zu verstärken. Das Aufgreifen positiver Entwicklungen und die Realisisierung in unternehmerisches Handeln verstetigt und institutionalisiert dann neue, positive Konsum- bzw. Produktionsansätze.
Information zum Referenten:
Dr. Florian Lüdeke-Freund arbeitete von September 2006 bis Februar 2014 als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Centre for Sustainability Management (CSM). Er promovierte am CSM zum Thema Business Models for Sustainability Innovation .
Seit März 2014 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter und Habilitand an der Professur für Kapitalmärkte und Unternehmensführung, Universität Hamburg. Die Forschungsinteressen von Florian Lüdeke-Freund liegen u.a. in den Themenbereichen Nachhaltigkeitsmanagement und nachhaltiges Unternehmertum, Geschäftsmodelle und Geschäftsmodellinnovation sowie die Förderung und Finanzierung von erneuerbaren Energien (insbes. Photovoltaik).
Neben Forschungs- und Lehrtätigkeiten baut er die Themenplattform www.SustainableBusinessModel.org auf und ist Mitglied der Strongly Sustainable Business Model Group an der OCAD University, Toronto, Kanada. Von Mai 2014 bis Juli 2015 beteiligt sich er sich als Projektpartner an dem von ihm mitentwickelten Forschungsprojekt Nachhaltigkeitsorientierte Geschäftsmodellbewertung (SUST-BMA) .
„Green Skills“ sind zurzeit in aller Munde. Was genau verbirgt sich eigentlich hinter dieser vermeintlichen Zauberformel und wie entwickelt man Green Skills? In dieser Interviewreihe präsentieren wir Ihnen Persönlichkeiten, die es geschafft haben und zeigen auf Projekte, die in neue Richtungen weisen. Lesen Sie hier von Lösungen, Initiativen und professionellen Wegen wie Nachhaltigkeit unternehmerisch umgesetzt werden kann.
Schweizerinnen und Schweizer sind Weltmeister im Einkauf von Fair-Trade-Produkten. Und Gäste interessieren sich zunehmend für die Herkunft ihres Essens. Ist die Zeit also reif für ein Fair-Trade-Engagement der Gastronomie? Dieser Frage ist Wiebke Suter-Blume im Rahmen ihrer MBA-Abschlussarbeit mit Schweizer Gastronomen nachgegangen. Im Gespräch verrät sie wichtige Ergebnisse, wie sich Fair Trade für Gastbetriebe lohnen kann und worauf dabei zu achten ist.*
Worum geht es bei Fair Trade eigentlich genau?
Wiebke Suter-Blume: Der Faire Handel will benachteiligten Bauern im Weltsüden helfen, von ihrer Arbeit und nicht von Almosen zu leben. Dafür müssen sie Preise erzielen, von denen sie leben und ihre Kinder in die Schule schicken können. Dies garantiert der Faire Handel. Wer beim Einkauf auf Fair Trade achtet, beweist also weltweite Solidarität. So können Lebensmittel aus dem Weltsüden nach demselben Prinzip eingekauft werden wie regionale Produkte im Inland.
Woran sind fair gehandelte Produkte zu erkennen?
Leider sieht man einem Produkt nicht an, wie es gehandelt wurde. Auch am Geschmack ist das nicht zu erkennen. Da muss man sich auf Fair-Trade-Label von unabhängigen Zertifizierern verlassen, den Fair-Trade-Programmen von Herstellern glauben oder zertifizierten Fachhändlern vertrauen.
Fair-Trade-Produkte gibt es für alle Bereiche der Speisekarte. Für Getränke: Kaffee, Tee, Trinkschokolade und Fruchtsäfte; für den Hauptgang: Reis, Getreide und Gewürze und für das Dessert: Früchte, Glacé, Schokolade, Zucker und Nüsse. Vieles davon ist heute sogar bei Grossisten verfügbar – nur leider kaum beworben und will daher noch entdeckt werden!
Können Sie aufgrund ihrer Arbeit bestimmte Label empfehlen?
Die Recherchen haben ergeben, dass aktuell für die Gastronomie vor allem das Max Havelaar Label relevant ist. Dies kann zwar zu 5 bis 15 Prozent höheren Produktpreisen führen. Dafür hat es aber auch hohe Standards in der Armutsbekämpfung und lässt sich gut vermarkten, da die Gäste es kennen.
Wichtige Alternativen wären der grüne Frosch der Rainforest Alliance oder das utz-Siegel. Diese führen zwar nicht zu höheren Produktpreisen, haben dafür aber auch geringeren Nutzen für die Bauern im Weltsüden und lassen sich kaum dem Gast gegenüber vermarkten, da dieser die Label nicht kennt. Bei den Fachhändlern führt aktuell vor allem die Claro AG ein Sortiment, das für die Gastronomie interessant ist.
Warum soll sich ein Gastronom die Mühe machen, das Fair-Trade-Angebot zu entdecken?
Das ist Einstellungssache. In den Interviews habe ich verschiedene gute Argumente gehört. Die einen sehen darin eine praktische Möglichkeit für wenig Geld einen Beitrag zur Armutsbekämpfung zu leisten oder haben sich aus Nächstenliebe dazu verpflichtet. Andere sehen im Verkauf von Fair-Trade-Produkten eine Möglichkeit, das Image ihres Betriebes als sozial verantwortlich deutlich zu demonstrieren und somit Goodwill der Gäste zu erhalten, wenn sie im Preiskampf nicht mitmachen wollen.
Kann ein Gastronomiebetrieb mit Fair Trade verdienen, oder legt er drauf?
Fair Trade kann ein gutes Argument in der Preisstrategie des Betriebes sein, in der auch die Mehrkosten verrechenbar sind. Einige bekannte Gastronomiebetriebe machen dies ja auch bereits vor. Denn die Mehrkosten für eine Tasse Fair Trade Kaffee belaufen sich auf ca. 1.25 bis 3.75 Prozent des Verkaufspreises. Bei einem Gericht mit einer fair gehandelten Komponente sogar nur auf 0.35 bis 0.93 Prozent. Daher kann Fair Trade ein Argument sein, um ein gutes Preisniveau zu halten oder die nächste Preisschwelle zu überspringen. Fair Trade ist bei Gästen ein Zusatzargument und ein wichtiges Mittel zur Kundenbindung.
Warum ist das faire Angebot der Gastronomiebetriebe dann nicht grösser?
Das war das Kernthema der Masterarbeit. Die meisten Gastronomen wissen zu wenig über ihre Möglichkeiten. Das fängt damit an, dass das faire Angebot der Grossisten so gut wie unbekannt ist. Aber es ist vorhanden. Auch setzen viele Gastronomen fair mit zu teuer gleich, weil der Mehrpreis, der dem Bauern im Weltsüden die Existenz sichert, für uns unvorstellbar niedrig ist. Und leider kommt es auch immer wieder zu enttäuschenden Erfahrungen, wenn Gastronomen zu wenig über die verschiedenen Label und deren Werbewirkung wissen.
Was empfehlen Sie also Gastronomen aufgrund der Studie?
Mit Fair Trade sammeln Gastronomiebetriebe beim Gast Punkte für Fairness. Damit es sich rechnet und Enttäuschungen ausbleiben, ist der Prozess vom Einkauf bis zum servierten Gericht zu betrachten. Auch müssen Kommunikation und Angebot stimmig sein – Produkte aus kleinbäuerlicher Fair-Trade-Produktion im Weltsüden ergänzen etwa ein regionales Speiseangebot sehr gut. Und wem das alleine zu „heiss“ ist, dem sei wärmstens empfohlen, sich beraten zu lassen. Label-Organisationen und andere Fair-Trade-Akteure helfen gerne beim Einstieg, für kein oder wenig Geld!
Zur Person: Wiebke Suter-Blume leitet heute bei „Stop Armut 2015“ den Bereich Nachhaltigkeit. Ihre Masterarbeit im Studiengang MBA Sustainability Management der Leuphana Universität Lüneburg ist die Grundlage des Informationsangebots der Kampagne „Stop Armut 2015“ für interessierte Gastronomen. Die Kampagne ruft zu praktischen Massnahmen im Schweizer (Geschäfts-)Alltag auf, um prekäre Lebensbedingungen im Weltsüden zu verbessern.
*Text: Das Interview wurde für den Baseler Wirteverband geführt und ist dort abrufbar. Wir danken den Kolleginnen und Kollegen sowie Frau Suter-Blume für ihren Beitrag.
Wie lernt man Nachhaltigkeit in Unternehmen zu gestalten und umzustzen? Angehende Führungskräfte im Studiengang MBA Sustainability Mangement bestehen dazu ein Praxisszenario. Eine Woche lang blicken sie zum Ende der Ausbildung hinter die Kulissen eines deutschen Unternehmens. Im November 2014 war der Technologiekonzern Voith der Praxispartner des aktuellen MBA-Abschlussjahrgangs.
Da Voith künftig noch stärker auf Nachhaltigkeit setzen will, wurden die Nachhaltigkeitsexperten des MBA Sustainability Management im Rahmen des Praxisworkshops eingeladen. Vom 10. bis zum 14. November 2014 waren 27 Studierende des MBA Sustainability Management für einen Unternehmensworkshop bei dem weltweit agierenden Technologiekonzern Voith zu Gast. Am Hauptsitz des Konzerns im schwäbischen Heidenheim erarbeiteten sie praxisnah neue Ansätze und Konzepte für die Umsetzung unternehmerischer Nachhaltigkeit. Die Erfahrung aus vergangenen MBA-Workshops zeigt: In vielen Fällen führen die Ideen zu neuen Projekten und Impulsen beim Gastgeber-Unternehmen.
Ingenieurskunst als Wertebasis der Nachhaltigkeitsbemühungen bei Voith
Das im Jahre 1867 von Friedrich Voith gegründete Familienunternehmen ist heute mit über 43.000 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen in mehr als 50 Ländern der Welt zu Hause. Mit dem Motto „Engineered Reliability“ ist Voith mit einem Portfolio an technischen Großanlagen und hoch spezialisierten Ingenieurprodukten sowie Industriedienstleistungen auf fünf Kontinenten tätig. Kerngeschäftsfelder und Märkte sind Papiermaschinen, Wasserkraft, Öl-, Gas- und Rohstofffördertechnik, Automobile, Busse, Bahn und Schifffahrt.
Welche Bedeutung hat Nachhaltigkeit im strategischen Management?
Die Studierenden des MBA Sustainability Management analysierten Kernbereiche des strategischen Managements von Voith unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten und beleuchteten Ansätze zur operativen Umsetzung. Die Arbeitsschwerpunkte umfassten Themen wie unternehmensinterne Kommunikation, Verpackungssysteme, Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sowie Innovationen für nachhaltige Produkte.
Neben der fachlichen Arbeit entwickelte jede Gruppe bereits zu Wochenbeginn ein kurzes Bewegungsprogramm mit sportlicher Aktivität, um die Konzentrationsfähigkeit während der intensiven Arbeitswoche zu stärken. Auch das CSM-Team um Prof. Dr. Stefan Schaltegger und Dr. Dorli Harms war dazu eingeladen, sich dieser Herausforderung mit Therabändern anzunehmen.
Der Unternehmensworkshop schloss zum Ende der Praxiswoche mit den Präsentationen der Studierendengruppen, ihre entwickelten Ergebnisse der unternehmensintern und -extern besetzten, vierköpfigen Jury sowie ihren Kommilitonen und Kommilitoninnen vorzustellen. Die verschiedenen Lösungsansätze sprachen dabei nicht nur das Potential eines führenden Technologieunternehmens mit Familiengeschichte an, sondern widerspiegelten auch die Vielfalt, mit der unternehmerisches Nachhaltigkeitsmanagement in der Praxis weiterentwickelt und umgesetzt werden kann.
In den kommenden Wochen endet die Bewerbungsfrist für den MBA-Jahrgang 2015 im Studiengang MBA Sustainability Management. Anlass für ein Interview mit Studiengangsleiter Prof. Dr. Stefan Schaltegger und den wichtigsten Eckdaten zum Nachhaltigkeitsmanagement-Studiengang.
Nachhaltigkeitswissenschaftler im Gespräch: Ed Freeman, Wegbereiter der Stakeholder Theory und Stefan Schaltegger an der Leuphana Universität Lüneburg
Können Sie uns etwas über die Entstehungsgeschichte dieses MBAs erzählen?
Ich hatte mich bereits während meiner Zeit in Basel mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigt und mit einem Kollegen dort das Wahlfach Umwelt für die Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät aufgebaut. Die Absolventen kamen zwar teilweise in Führungspositionen, aber ihr Wissen über Nachhaltigkeit war nicht vertieft genug, um wirklich etwas zu bewegen. In Lüneburg hoffte ich, den Umweltwissenschaftlern ausreichend Managementkenntnisse vermitteln zu können. Allerdings kommen diese Absolventen später meist nicht in Führungspositionen. Wir haben dann nach dem besten Format für Führungskräfte gesucht, die Nachhaltigkeit in und mit Unternehmen vorantreiben wollen und können. Der MBA hat sich als geeignetes Format erwiesen, um in der Kombination mit Fachwissen Nachhaltigkeitsmanagement höher qualifiziert und praxisnah vertiefen zu können. 2003 war es dann soweit und der MBA Sustainability Management konnte starten – als unseres Wissens weltweit erster MBA Studiengang.
Persönliche Bewerbungsgespräche finden nur im Einzelfall statt, haben Sie ein Beispiel?
Der MBA Sustainability Management ist für alle interessant, die mit Nachhaltigkeitsfragen in einer Organisation beauftragt sind oder sich in diese Richtung entwickeln wollen. Zum Beispiel junge Fachkräfte, die in einem Autokonzern im Bereich Elektromobilität arbeiten oder dort neue Geschäftsmodelle wie Car-Sharing entwickeln, ein überzeugendes Motivationsschreiben und gute Zeugnisse mitbringen, verfügen über ein mögliches geeignetes Kandidatenprofil.
„Wir suchen Persönlichkeiten, die in ihren Unternehmen einen Wandel in Richtung Nachhaltigkeit umsetzen und aktiv mitgestalten wollen.“
Wenn aus dem Motivationsschreiben jedoch nicht klar hervorgeht, warum der Bewerber unseren MBA machen will, dann melden wir uns. Wir suchen Persönlichkeiten, die in ihren Unternehmen einen Wandel in Richtung Nachhaltigkeit umsetzen und aktiv mitgestalten wollen. Was wir nicht suchen, sind Studierende, die bloß einen MBA-Titel anstreben. Außerdem haben wir meist im Vorfeld schon engen Kontakt mit den Interessenten, die sich in der Regel sehr gründlich informieren. Bei diesem Schritt klären wir bereits, was ihre Motivation und ihr Ziel ist.
Aus ganz Deutschland kommen die Teilnehmer zum MBA im Nachhaltigkeitsmanagement an die Leuphana Universität Lüneburg
Welchen Hintergrund haben Ihre Studierenden?
Zu uns kommen Praktiker aus sämtlichen Unternehmensbereichen wie Marketing, Produktion, Human Resources oder F&E, aber auch aus diversen Branchen wie der Transport-, Ernährungs-, Finanz- oder Textilindustrie. Weitere Teilnehmer arbeiten im Bildungssektor oder bei NGOs; die meisten kommen aber aus Unternehmen. Etwa ein Drittel sind explizite Nachhaltigkeitsmanager; sie arbeiten zum Beispiel im Bereich Corporate Social Responsibility. Andere sind implizite Nachhaltigkeitsmanager; sie arbeiten in der Produktion, der Forschung oder im Innovationsmanagement. Das Thema Nachhaltigkeit hat aber große Bedeutung für sie, so dass sie sich vertiefte Kenntnisse aneignen möchten. 20 Prozent unserer Teilnehmer und Absolventen sind außerdem selbstständig oder haben neue Abteilungen, Geschäftsbereiche oder Unternehmen aufgebaut. Was den Erstabschluss angeht, hat nur knapp die Hälfte einen betriebswirtschaftlichen Hintergrund. Viele unserer Studierenden sind Biologen, Geisteswissenschaftler, Ethnologen, Chemiker oder Ingenieure usw.
Der MBA ist als Fernstudium angelegt, was bedeutet das konkret für die Studierenden?
Wir arbeiten mit einem sogenannten Blended-Learning-Ansatz. Die Studierenden erhalten die Materialien über unsere E-Learning-Plattform. Dort gibt es eine Bandbreite an Filmen, interaktiven Elementen mit Selbst-Checks, vertonten Power-Point-Präsentationen, Foren und Webinaren. Zusätzlich werden Skripte und Bücher aber auch in Papierform herausgegeben und es finden acht bis zehn Präsenzveranstaltungen je nach Wahlkombination statt. In unserem Team kümmert sich eine Mitarbeiterin ausschließlich um die Studierenden auf der E-Learning-Plattform. Eine weitere Person bereitet mit Dozierenden die Inhalte E-Learning-didaktisch auf; eine Person unterstützt Studierende und Dozierende bei allen technischen Fragen und zwei Mitarbeiterinnen organisieren die Präsenzen und die gesamte Administration. Bei inhaltlichen Fragen arbeiten unsere E-Tutoren als Schnittstelle zwischen Studierenden und Dozenten. Das gesamte Unterstützungsteam von neun Personen wird von der Studiengangskoordinatorin im Tagesgeschäft organisiert. Die sehr intensive Betreuung ist uns ausgesprochen wichtig.
Im Jahr 2014 haben 54 Absolventen den MBA im Nachhaltigkeitsmanagement verliehen bekommen. Im Bild der Festakt während der Home Coming Days 2014.
Welche Angebote erwarten die Teilnehmer noch?
Wir organisieren jedes Jahr unsere Homecoming-Days, zu denen wir Studierende und Alumni einladen. An diesen Netzwerktreffen findet außerdem die Absolventenfeier statt. Das ganze dauert drei Tage und widmet sich zudem einem fachlichen Oberthema, zu dem wir Referenten aus der Praxis einladen, aber auch kleine Workshops mit intensiver Zusammenarbeit anbieten. Der Alumniverein, bei dem sich Studierende und Absolventen austauschen können, hat ein umfassendes Angebot aufgebaut. Zum Beispiel organisiert er Stammtische im Rheinland, in Hamburg, München, Berlin, Zürich usw. und sogar Shanghai. Unsere Absolventen arbeiten nämlich in der ganzen Welt, von Mali bis nach Chile, von Norwegen bis Südafrika. Ein- bis zweimal im Jahr organisieren die Alumni außerdem eine Studienreise. 2014 standen eine Berlin- und eine Kolumbien/Costa Rica-Exkursion zur Auswahl. Diese Studienreisen sind immer sehr beliebt und oft innerhalb weniger Tage ausgebucht.
Vortrag zum Nachhaltigkeitsmanagement von Unilever und Frosta bei den Home Coming Days 2014
„Green Skills“ sind zurzeit in aller Munde. Was genau verbirgt sich eigentlich hinter dieser vermeintlichen Zauberformel? Was unterscheidet „Green Skills“ von „Soft Skills“ und wo kann man sie erwerben?
Die Situation dürfte den meisten vertraut sein: Ein Unternehmen beschließt eine Nachhaltigkeitsstrategie und will dazu Messungen und eine entsprechende Berichterstattung einführen. Etwas ratlos wird in der Personalabteilung nachgefragt, wer sich im Unternehmen damit auskennen könnte. Wer hat die Qualifikationen, um die Maßnahmen umzusetzen und wer kann die Kolleginnen und Kollegen zur Mitarbeit motivieren? Wenn die Antwort vor allem aus ratlosem Schweigen besteht, sind Sie in bester Gesellschaft. Manchmal jedoch erinnert man sich: Da gibt es doch jemanden in einer der Abteilungen, eine wie-hieß-sie-noch-gleich, die diesen MBA-Studiengang Sustainability Management studiert.
Ein Blick in die Stellenanzeigen zeigt, dass sie immer öfter gesucht werden – die Expert/innen des Nachhaltigkeitsmanagements, die mit kühlem Sachverstand und hoher Nachhaltigkeitsexpertise beherzt zur Sache gehen.
Hier erfahren Sie, was Change Agents for Sustainability dazu motiviert, sich gestaltend in die Wirtschaft einzubringen, welche Hindernisse sie zu bewältigen haben, welche Fähigkeiten sie für besonders wichtig halten und nicht zuletzt, warum sie sich für diesen Weg entschieden haben. In dieser Reihe präsentieren wir Ihnen Persönlichkeiten, die es geschafft haben: Reflektierte Entscheider/innen, tatkräftige Macher/innen und hartnäckige Optimisten/innen – eben Change Agents for Corporate Sustainability!
Steckbrief: Andreas Mayer
Geboren 1980, verheiratet, eine kleine Tochter.
2001-2005: Studium des Maschinenbaus an der Hochschule Ravensburg-Weingarten, anschließender Start der Berufslaufbahn in der Entwicklung des Maschinen- und Anlagenbauers Voith.
2008-2010 berufsbegleitender MBA Studiengang Sustainability Management an der Leuphana Universität Lüneburg.
2009 Aufbau und Weiterentwicklung von Energie- und Ressourceneffizienz-Analysen an weltweiten Produktionsstandorten bei Voith.
Herr Mayer, was hat Sie nach Abschluss des Maschinenbaustudiums und mehrjähriger Tätigkeit bei der Voith GmbH in einer erfolgreichen Position bewogen, erneut zu studieren und warum den MBA Sustainability Management?
Ich wollte bereits nach meinem Maschinenbaustudium ein betriebswirtschaftliches Studium anschließen, um meinen Horizont zu erweitern. Die Aussicht finanziell auf eigenen Füßen zu stehen hat mich jedoch bewogen, die Pläne erst einmal zurückzustellen.
Die Ausrichtung des MBA Studienganges auf Nachhaltigkeit war für mich ausschlaggebend. Ich war und bin immer noch zutiefst überzeugt, dass das Thema Nachhaltigkeit sich dauerhaft in Unternehmen etablieren wird. Es reicht heute nicht mehr aus wirtschaftlich erfolgreich zu sein. Die Frage, wie Unternehmen ihr Geld verdienen, wird bei Kunden und in der Gesellschaft immer wichtiger und damit zu einem wirtschaftlichen Erfolgsfaktor.
Hat Sie das Studium vor besondere Herausforderungen gestellt? Wie konnten Sie diese meistern?
Ja, die Vereinbarkeit von Familie, Beruf und Studium hatte ich zu Anfangs ehrlich unterschätzt. Die zeitliche Belastung war doch enorm und ich habe viele Abende vor meinen Skripten und Hausarbeiten verbracht. In dieser Zeit hat mir insbesondere der starke Rückhalt meiner Frau geholfen.
War Ihr jetziger Arbeitgeber Kärcher von Anfang an auf Nachhaltigkeit ausgerichtet? Unterscheiden sich die Ziele und Strategien in dieser Hinsicht von denjenigen anderer Unternehmen?
Diese Frage ist bei einem Unternehmen mit über 75 jährigem Geschichte nicht in einem Satz zu beantworten. Richtig ist, dass sich bereits der Unternehmensgründer gesellschaftlich und für das Wohl seiner Mitarbeiter engagiert hat. Damals nannte man das nicht Nachhaltigkeit, sondern es war eine Einstellung die dem „ehrbaren Kaufmann“ inne ist.
Die Ziele und Strategien von Kärcher sind sicher nicht grundverschieden zu denen anderer Unternehmen, da wir bspw. mit denselben Megatrends konfrontiert sind. Besonders sind jedoch zwei Dinge: zum einen das sehr stark ausgeprägte soziale Engagement des Unternehmens, sowohl extern als auch gegenüber den eigenen Mitarbeitern. Zum anderen ist Kärcher ein Familienunternehmen mit einem sehr langfristigen Planungshorizont und damit nicht kurzfristigen Gewinnoptimierungen unterworfen.
Was hilft Ihnen heute dabei, diese Strategien erfolgreich umzusetzen und die gesetzten Nachhaltigkeitsziele zu erreichen?
Drei Dinge: vor allem der starke Rückhalt durch die Geschäftsführung zur Nachhaltigkeit. Ohne diesen haben Sie in keinem Unternehmen die Chance nachhaltig erfolgreich zu sein. Weiterhin ist ein hervorragend arbeitendes Team und ein sehr gutes Arbeitsklima besonders wichtig, aber auch die Unterstützung durch Mitarbeiter aus den verschiedensten Bereichen und Abteilungen weltweit darf nicht unterschätzt werden.
Zurzeit sind sie unter anderem gemeinsam mit dem Global Nature Fund in Kolumbien engagiert. Können Sie uns auch etwas zu diesem Projekt berichten? Sind weitere derartige Projekte geplant?
Wir haben 2012 eine Kooperation mit dem Global Nature Fund geschlossen, mit dem Ziel in Schwellen- und Entwicklungsländern Pflanzenkläranlagen zur Reinigung kommunaler Abwässer zu bauen. Das erste Projekt in San Miguel de Sema in Kolumbien wird bereits Ende 2013 in Betrieb genommen. Wir planen bereits den Bau weiterer Projekte und wollen die Kooperation auch mit Corporate Volunteering Projekten unterstützen.
Was ist aus Ihrer persönlichen Erfahrung heraus die größte Barrikade gegenüber der Umsetzung von Nachhaltigkeit in Unternehmen?
Die größte Barrikade für Nachhaltigkeit in einem Unternehmen ist es, den mittel- und langfristigen Nutzen zu sehen. Natürlich gibt es Vorteile, die einfach ersichtlich sind, wie bspw. reduzierte Energiekosten durch Energieeffizienzprojekte oder reduzierte Kosten durch weniger Fehltage wegen verbesserter Arbeitssicherheitsstandards. Darüber hinaus gibt es aber auch weitere, nicht direkt ersichtliche Auswirkungen, die den eigentlichen Mehrwert von Nachhaltigkeit ausmachen. Dazu gehört die Gewinnung von Fachkräften durch eine verbesserte Arbeitgeberattraktivität oder die Steigerung des Markenwertes durch ein nachhaltiges Unternehmensimage. Beides sind Faktoren, die sich auch langfristig finanziell auszahlen.
Welche Wünsche haben Sie persönlich für die Zukunft im Hinblick auf Nachhaltigkeit?
Ich wünsche mir, dass Nachhaltigkeit kein Modethema wird, sondern sich dauerhaft in Unternehmen etabliert. Hierfür ist es wichtig, dass Nachhaltigkeit nicht als reines PR-Thema verstanden wird, sondern eine Einstellung der Unternehmensführung zum Ausdruck bringt und die Werte des Unternehmens verdeutlicht. Erst dadurch wird es ihnen möglich sein, langfristige Strategien zu verfolgen und eine nachhaltige Unternehmensentwicklung im Zuge eines Change Management Prozesses zu erreichen.
Dazu passt der Titel unserer Reihe „Green Skills“: Die Gestalter der Wirtschaft von Morgen…“. Welche Green Skills sind erforderlich, um Ihre Wünsche Wirklichkeit werden zu lassen?
Um Nachhaltigkeit dauerhaft in Unternehmen etablieren zu können, brauchen Sie vor allem einen langen Atem. Es ist viel Überzeugungsarbeit auf allen Ebenen des Unternehmens zu leisten. Sie müssen es schaffen, den jeweiligen Nutzen der Strategie und der daraus abgeleiteten Ziele sowohl der Geschäftsführung als auch den einzelnen Mitarbeitern zu verdeutlichen. Als Nachhaltigkeitsmanager sind sie ein Mediator im Unternehmen mit sehr vielen Berührungspunkten von der Geschäftsführung bis zu den Mitarbeitern in der Fertigung. Man kommt mit nahezu allen Abteilungen des Unternehmens sowie den Kunden, als auch mit den Lieferanten in Berührung.
Und als Abschlussfrage: Sehen Sie sich eher als reflektierten Entscheider, als tatkräftigen Macher oder als hartnäckigen Optimisten? Können Sie uns ein Beispiel hierfür nennen?
Ich würde mich als reflektierten Optimisten beschreiben. Ich sehe mich als eine Mischung aus reflektiertem Entscheider, hier lässt sich mein ingenieurwissenschaftlicher Hintergrund nicht verleugnen, und ein Stück weit auch aus einem hartnäckigen Optimisten. Nehmen Sie bspw. die Abstimmung von Nachhaltigkeitszielen in einem Unternehmen: Sie müssen, um hier überzeugen zu können, schon sehr genau überlegen, was dieses Ziel für das Unternehmen und die einzelnen Bereiche bedeuten, sonst wird sie diese Fragestellung spätestens bei der Operationalisierung bzw. der Zielerreichung wieder einholen. Wenn es Ihnen hier jedoch an Hartnäckigkeit fehlt, werden sie alsbald die Flinte ins Korn werfen und auch hier ist wieder ein langer Atem gefragt.
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Interview: Katrin Heeren
Wer sich weiter zu diesem Themengebiet mit uns und anderen Interessierten austauschen möchte, ist herzlich in unsere Xing-Gruppe „MBA Sustainability Management, Leuphana Universität Lüneburg“ eingeladen!
Titelverleihung an der Leuphana Universität Lüneburg: Nach bewährter Tradition lassen Absolventen des MBA Sustainability Management vor Lüneburgs historischer Altstadtkulisse ihre Master-Hüte fliegen.
Lüneburg, den 15. September 2013
Seit 2003 Tradition am CSM – In tradionellen Talaren geht es mit Schwung in eine neue Lebensphase
Kaum ein größeres Unternehmen kommt heutzutage ohne eine professionelle Nachhaltigkeitsabteilung aus. Auch immer mehr Mittelständler entwickeln nachhaltige Geschäftsideen und schaffen so neue Märkte. Eine weitreichende Entwicklung zu deren Chancen schon jetzt 30 Uni-Absolventen viele neue Ideen haben: Als frischgeprüfte Nachhaltigkeitsmanager des MBA-Studiengangs „MBA Sustainability Management“ der Leuphana Universität Lüneburg erhielten sie jetzt ihre Abschlusszeugnisse.
Institutsleiter Prof. Stefan Schaltegger begrüßt die Gäste zur MBA-Abschlussfeier im Glockenhaus in der Lüneburger Altstadt
Die Motive der Absolventen sind vielfältig: Sie wollen Unternehmen ökologisch und sozial verantwortungsvoller gestalten. Oder Verwaltungen und öffentliche Organisationen für ökologisch sinnvolle Arbeitsprozesse gewinnen und sie gleichzeitig wirtschaftlich erfolgreicher machen. Vor diesem Hintergrund zieht der Weiterbildungsstudiengang Fachleute aus den unterschiedlichsten Bereichen an: Juristen, Mediziner, Ingenieure, Wirtschafts- oder Naturwissenschaftler entscheiden sich für das MBA-Studium. Gemeinsam treibt sie die Idee an, neue Lösungen zu finden und dabei gleichzeitig ein wenig die Welt zu verbessern.
Insgesamt 30 Absolventen und Absolventinnen haben in diesem Jahr ihr MBA-Fernstudium am Centre for Sustainability Management erfolgreich beendet.
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Vor historischer Kulisse feiern die Absolventinnen und Absolventen mit ihren Familien
Bewerbungsschluss für den MBA Sustainability Management am 30. September 2013
Der MBA Sustainability Management vereint seit 2003 die Vermittlung von Fachkenntnissen und Soft Skills mit Themen des Nachhaltigkeitsmanagements. Er wird vom Centre for Sustainability Management (CSM) im Rahmen der Professional School angeboten, in der die Weiterbildungsangebote der Leuphana Universität Lüneburg angesiedelt sind. Das berufsbegleitende MBA-Fernstudium ist der weltweit erste universitäre MBA zu Nachhaltigkeitsmanagement und Corporate Social Responsibility (CSR). Das Studium richtet sich an Personen, die einen Karrieresprung anstreben und nachhaltige Entwicklung in ihren jeweiligen Berufsfeldern vorantreiben möchten. Interessierte können sich bis Ende September für den Studienjahrgang 2014 bewerben
„Green Skills“, sind zurzeit in aller Munde. Was genau verbirgt sich eigentlich hinter dieser vermeintlichen Zauberformel? Was unterscheidet diese „Green Skills“ von „Soft Skills“ und wo kann man sie erwerben?
Ein Blick in die Stellenanzeigen zeigt, dass sie immer öfter gesucht werden – die Expert/innen des Nachhaltigkeitsmanagements, die mit kühlem Sachverstand und hoher Nachhaltigkeitsexpertise beherzt zur Sache gehen.
Hier erfahren wir, wie die Nachhaltigkeits-Expert/innen vorgehen, ob man ihnen den Roten Teppich ausrollt und auf Stellen mit Nachhaltigkeitsbezug alles wie von selbst läuft, ob sie gegen Widerstände und Beharrungskräfte kämpfen müssen, um Neuerungen und Änderungen voranzubringen, und mit welchen Strategien sie zum Erfolg gelangt sind.
In dieser Reihe präsentieren wir Ihnen Persönlichkeiten, die es geschafft haben: Reflektierte Entscheider, tatkräftige Macher und hartnäckige Optimisten – Change Agents for Corporate Sustainability!
Enrico Bauer ist als Champion für Sustainability innerhalb und außerhalb des Unternehmens UBS im Einsatz. Nach langjähriger Selbständigkeit ist er über eine inspirierende Sabbatical-Zeit, verbunden mit dem Studium des MBA Sustainability Management, in eine verantwortungsvolle Position bei UBS gelangt. Seit sieben Jahren baut er hier nun die Aktivitäten zum Nachhaltigkeitsmanagement immer weiter aus, hierzu gehören auch die Gründung und Linienverantwortung des Competence Center Environmental & Social Policy im Wealth Management.
Das Interview:
Herr Bauer, Sie haben während Ihres Sabbaticals nach langjähriger Selbständigkeit entschieden, das Studium des MBA Sustainability Management aufzunehmen. Was hat Sie dazu bewogen, noch einmal zu studieren, und warum ein MBA im Nachhaltigkeitsmanagement?
Das MBA-Studium am CSM bot mir eine ausgezeichnete Gelegenheit, die 20-jährige Karriere als IT-Ingenieur und Projektberater mittels fundierter Grundkenntnisse in Betriebswirtschaft und strategischem Nachhaltigkeitsmanagement komplett in eine neue Richtung zu lenken. Mein persönliches Ziel war und bleibt ganz klar, meiner professionellen Arbeit einen höheren Sinn zu geben durch wirtschaftlich tragfähige Lösungsansätze für unsere immer komplexer werdenden Umwelt- und sozialen Probleme.
Als Selbständiger hatten Sie verschiedene Unternehmen. In welcher Branche waren Sie damals aktiv, und wie sah Ihr Arbeitsalltag als Selbständiger aus? Unterscheidet sich dieser stark von Ihrem heutigen Tagesablauf?
Hauptsächlich war ich als Unternehmensberater für globale Finanzinstitute im Projektgeschäft und in der Personalvermittlung tätig. Zudem investierte ich in diverse Startup-Firmen, u.a. im Medizinbereich, in der Ausbildung und im Coaching. Mein Arbeitsalltag war sehr intensiv und geprägt von vielen Kontakten und Opportunitäten, die es laufend zu prüfen galt. Die hohe Arbeitsintensität konnte ich in freier Wahl immer wieder durch gezielte Auszeiten kompensieren, was ein großes Freiheitsgefühl vermittelte. Dies musste jedoch durch disziplinierten Arbeitseinsatz „verdient“ werden.
Mittlerweile sind Sie als Angestellter in einem Großunternehmen (UBS) tätig. Wie ist es, als ehemaliger Unternehmer nun plötzlich wieder im Angestelltenverhältnis zu stehen? Können Sie Ihren Unternehmergeist hier mit einbringen?
Diese Frage wird mir oft gestellt. In der Tat fiel mir der Schritt zurück in eine reguläre Anstellung wesentlich schwerer als der Schritt in die unternehmerische Freiheit. Ich tat ihn aber bewusst und ohne Reue, da ich bei UBS Chancen erhielt, Neues zu lernen und eine andere Art der Verantwortung zu tragen – im Einklang mit den Bedürfnissen meiner Familie. Als ehemaliger Unternehmer fällt es mir auch heute nicht schwer, in einem Großbetrieb wie UBS manchmal gegen den Mainstream zu schwimmen und Dinge über den eigenen Zuständigkeitsbereich hinaus zu bewegen – was vor allem im Nachhaltigkeitsbereich notwendig und durchaus akzeptiert ist, sofern die Leistungen im Kernkompetenzbereich nicht darunter leiden.
War Ihr jetziger Arbeitsbereich von Anfang an auf Nachhaltigkeit ausgerichtet, und welche Gestaltungsspielräume hatten Sie in dieser Hinsicht?
Jein: Mit der Gründung der „Policy Framework & Competence Centers“- Einheit unter meiner Leitung innerhalb von Wealth Management wurde vor allem angestrebt, die Umsetzung von regulatorischen Auflagen entlang unserer internen Weisungen global einheitlich und effektiv sicherzustellen. Im Vordergrund steht dabei das Management der zentralen operationellen Risiken unserer Bank. Nachhaltigkeitsmanagement im Sinne von Business Opportunitiäten ist zwar diesbezüglich auch ein Ziel, das wir verfolgen, aber relativ untergeordnet innerhalb meiner Einheit. Dennoch konnte ich mit der Etablierung des Competence Centers „Environmental & Social Policy“ erreichen, dass die Risiken wie auch Opportunitäten gleichermaßen abgedeckt sind. Hierbei ist die enge Zusammenarbeit mit anderen Funktionsbereichen und zunehmend mit externen Stakeholdern essentiell.
Wie haben Sie es geschafft, Aspekte des Nachhaltigkeitsmanagements stärker in Ihre Tätigkeit zu integrieren? Welche Fähigkeiten stehen hierbei aus Ihrer Sicht im Vordergrund?
Wie bereits erwähnt, sollte man im „angestammten“ Kompetenzbereich (in meinem Falle Compliance und derzeit operationelles Risk Management) eine gute interne Reputation durch einen soliden Leistungsausweis aufbauen. Dann geht es darum, sich als „Champion“ für Nachhaltigkeit bei passender Gelegenheit immer wieder konstruktiv und kreativ einzubringen. Beides erfordert eine gehörige Portion Geduld, Mehrarbeit, Networking, Fach- und Organisationswissen und vor allem Sensibilität für die entscheidende Momente. Also alles Eigenschaften, die auch von einem Unternehmer gefordert sind. Am wenigsten bringen zusätzliche akademische Titel, auch wenn mir der MBA Sustainability Management sehr geholfen hat, in Sachen Nachhaltigkeit auf die Sprünge zu kommen.
Es klingt ganz so, als wäre es die Kombination aus Fachwissen und Kompetenz, Netzwerkaufbau und –pflege und strategisch ausgerichtetem langfristigen Engagement, die zum Erfolg führt. Beim Stichwort Kompetenz kommen wir direkt zu den magischen „Green Skills“. Was verstehen Sie persönlich darunter?
Ein weiteres Buzzword… lassen Sie mich raten: Alle Fähigkeiten, die ein erfolgreicher Nachhaltigkeits-Manger benötigt.
Können Sie uns eine passende Anekdote aus ihrer Karriere als Nachhaltigkeits-Manager erzählen?
Gerne. Dazu kommt mir in den Sinn, dass die formelle Gründung des zuvor erwähnten Competence Centers und die passende personelle Besetzung keinesfalls „von oben“ angeordnet wurden. Vielmehr ergab sich nach mehreren Vorgesprächen mit internen Stakeholdern einmalig die Situation, dass ich während des Sabbaticals meines Vorgesetzten, in der Funktion als sein Linien-Stellvertreter, die ausgeliehenen Kompetenzen durchaus aktiv nutzte, um einen „Firmenstreich“ zu realisieren und die offizielle Verankerung im Rahmen der globalen ISO 14001 Governance zu erwirken. Das zeigt, dass nachhaltiges unternehmerisches Agieren eine große Portion Vertrauen durch die oberste Unternehmensführung voraussetzt und gewisse persönliche Risiken übernommen werden müssen. In diesem Falle war es eine erfolgreiche Geschichte.
Und als Abschlussfrage: Sehen Sie sich eher als reflektierten Entscheider, als tatkräftigen Macher oder als hartnäckigen Optimisten?
Ich hoffe als ausgewogene Kombination dieser Rollen.
Herr Bauer, herzlichen Dank für das Interview!
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Interview: Katrin Heeren
Wer sich weiter zu diesem Themengebiet mit uns und anderen Interessierten austauschen möchte, ist herzlich in unsere Xing-Gruppe „MBA Sustainability Management, Leuphana Universität Lüneburg“ eingeladen.
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