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Interviewreihe Green Skills: Fair-Trade in der Gastronomie

„Green Skills“ sind zurzeit in aller Munde. Was genau verbirgt sich eigentlich hinter dieser vermeintlichen Zauberformel und wie entwickelt man Green Skills? In dieser Interviewreihe präsentieren wir Ihnen Persönlichkeiten, die es geschafft haben und zeigen auf Projekte, die in neue Richtungen weisen. Lesen Sie hier von Lösungen, Initiativen und professionellen Wegen wie Nachhaltigkeit unternehmerisch umgesetzt werden kann.

Schweizerinnen und Schweizer sind Weltmeister im Einkauf von Fair-Trade-Produkten. Und Gäste interessieren sich zunehmend für die Herkunft ihres Essens. Ist die Zeit also reif für ein Fair-Trade-Engagement der Gastronomie? Dieser Frage ist Wiebke Suter-Blume im Rahmen ihrer MBA-Abschlussarbeit mit Schweizer Gastronomen nachgegangen. Im Gespräch verrät sie wichtige Ergebnisse, wie sich Fair Trade für Gastbetriebe lohnen kann und worauf dabei zu achten ist.*

Worum geht es bei Fair Trade eigentlich genau?

Wiebke Suter-Blume: Der Faire Handel will benachteiligten Bauern im Weltsüden helfen, von ihrer Arbeit und nicht von Almosen zu leben. Dafür müssen sie Preise erzielen, von denen sie leben und ihre Kinder in die Schule schicken können. Dies garantiert der Faire Handel. Wer beim Einkauf auf Fair Trade achtet, beweist also weltweite Solidarität. So können Lebensmittel aus dem Weltsüden nach demselben Prinzip eingekauft werden wie regionale Produkte im Inland.

Woran sind fair gehandelte Produkte zu erkennen?

Leider sieht man einem Produkt nicht an, wie es gehandelt wurde. Auch am Geschmack ist das nicht zu erkennen. Da muss man sich auf Fair-Trade-Label von unabhängigen Zertifizierern verlassen, den Fair-Trade-Programmen von Herstellern glauben oder zertifizierten Fachhändlern vertrauen.

Fair-Trade-Produkte gibt es für alle Bereiche der Speisekarte. Für Getränke: Kaffee, Tee, Trinkschokolade und Fruchtsäfte; für den Hauptgang: Reis, Getreide und Gewürze und für das Dessert: Früchte, Glacé, Schokolade, Zucker und Nüsse. Vieles davon ist heute sogar bei Grossisten verfügbar – nur leider kaum beworben und will daher noch entdeckt werden!

Können Sie aufgrund ihrer Arbeit bestimmte Label empfehlen?

Die Recherchen haben ergeben, dass aktuell für die Gastronomie vor allem das Max Havelaar Label relevant ist. Dies kann zwar zu 5 bis 15 Prozent höheren Produktpreisen führen. Dafür hat es aber auch hohe Standards in der Armutsbekämpfung und lässt sich gut vermarkten, da die Gäste es kennen.

Wichtige Alternativen wären der grüne Frosch der Rainforest Alliance oder das utz-Siegel. Diese führen zwar nicht zu höheren Produktpreisen, haben dafür aber auch geringeren Nutzen für die Bauern im Weltsüden und lassen sich kaum dem Gast gegenüber vermarkten, da dieser die Label nicht kennt. Bei den Fachhändlern führt aktuell vor allem die Claro AG ein Sortiment, das für die Gastronomie interessant ist.

Warum soll sich ein Gastronom die Mühe machen, das Fair-Trade-Angebot zu entdecken?

Das ist Einstellungssache. In den Interviews habe ich verschiedene gute Argumente gehört. Die einen sehen darin eine praktische Möglichkeit für wenig Geld einen Beitrag zur Armutsbekämpfung zu leisten oder haben sich aus Nächstenliebe dazu verpflichtet. Andere sehen im Verkauf von Fair-Trade-Produkten eine Möglichkeit, das Image ihres Betriebes als sozial verantwortlich deutlich zu demonstrieren und somit Goodwill der Gäste zu erhalten, wenn sie im Preiskampf nicht mitmachen wollen.

Kann ein Gastronomiebetrieb mit Fair Trade verdienen, oder legt er drauf?

Fair Trade kann ein gutes Argument in der Preisstrategie des Betriebes sein, in der auch die Mehrkosten verrechenbar sind. Einige bekannte Gastronomiebetriebe machen dies ja auch bereits vor. Denn die Mehrkosten für eine Tasse Fair Trade Kaffee belaufen sich auf ca. 1.25 bis 3.75 Prozent des Verkaufspreises. Bei einem Gericht mit einer fair gehandelten Komponente sogar nur auf 0.35 bis 0.93 Prozent. Daher kann Fair Trade ein Argument sein, um ein gutes Preisniveau zu halten oder die nächste Preisschwelle zu überspringen. Fair Trade ist bei Gästen ein Zusatzargument und ein wichtiges Mittel zur Kundenbindung.

Warum ist das faire Angebot der Gastronomiebetriebe dann nicht grösser?

Das war das Kernthema der Masterarbeit. Die meisten Gastronomen wissen zu wenig über ihre Möglichkeiten. Das fängt damit an, dass das faire Angebot der Grossisten so gut wie unbekannt ist. Aber es ist vorhanden. Auch setzen viele Gastronomen fair mit zu teuer gleich, weil der Mehrpreis, der dem Bauern im Weltsüden die Existenz sichert, für uns unvorstellbar niedrig ist. Und leider kommt es auch immer wieder zu enttäuschenden Erfahrungen, wenn Gastronomen zu wenig über die verschiedenen Label und deren Werbewirkung wissen.

Was empfehlen Sie also Gastronomen aufgrund der Studie?

Mit Fair Trade sammeln Gastronomiebetriebe beim Gast Punkte für Fairness. Damit es sich rechnet und Enttäuschungen ausbleiben, ist der Prozess vom Einkauf bis zum servierten Gericht zu betrachten. Auch müssen Kommunikation und Angebot stimmig sein – Produkte aus kleinbäuerlicher Fair-Trade-Produktion im Weltsüden ergänzen etwa ein regionales Speiseangebot sehr gut. Und wem das alleine zu „heiss“ ist, dem sei wärmstens empfohlen, sich beraten zu lassen. Label-Organisationen und andere Fair-Trade-Akteure helfen gerne beim Einstieg, für kein oder wenig Geld!

Zur Person: Wiebke Suter-Blume leitet heute bei „Stop Armut 2015“ den Bereich Nachhaltigkeit. Ihre Masterarbeit im Studiengang MBA Sustainability Management der Leuphana Universität Lüneburg ist die Grundlage des Informationsangebots der Kampagne „Stop Armut 2015“ für interessierte Gastronomen. Die Kampagne ruft zu praktischen Massnahmen im Schweizer (Geschäfts-)Alltag auf, um prekäre Lebensbedingungen im Weltsüden zu verbessern.

*Text: Das Interview wurde für den Baseler Wirteverband geführt und ist  dort abrufbar. Wir danken den Kolleginnen und Kollegen sowie Frau Suter-Blume für ihren Beitrag.

Unternehmerische Nachhaltigkeit: VOITH Praxisspartner für Managementausbildung am CSM

Wie lernt man Nachhaltigkeit in Unternehmen zu gestalten und umzustzen? Angehende Führungskräfte im Studiengang MBA Sustainability Mangement bestehen dazu ein Praxisszenario. Eine Woche lang blicken sie zum Ende der Ausbildung hinter die Kulissen eines deutschen Unternehmens.  Im November 2014 war der Technologiekonzern Voith  der Praxispartner des aktuellen MBA-Abschlussjahrgangs.

Da Voith künftig noch stärker auf Nachhaltigkeit setzen will, wurden die Nachhaltigkeitsexperten des MBA Sustainability Management im Rahmen des Praxisworkshops eingeladen. Vom 10. bis zum 14. November 2014 waren 27 Studierende des MBA Sustainability Management für einen Unternehmensworkshop bei dem weltweit agierenden Technologiekonzern Voith zu Gast. Am Hauptsitz des Konzerns im schwäbischen Heidenheim erarbeiteten sie praxisnah neue Ansätze und Konzepte für die Umsetzung unternehmerischer Nachhaltigkeit. Die Erfahrung aus vergangenen MBA-Workshops zeigt: In vielen Fällen führen die Ideen zu neuen Projekten und Impulsen beim Gastgeber-Unternehmen.

Ingenieurskunst als Wertebasis der Nachhaltigkeitsbemühungen bei Voith

Das im Jahre 1867 von Friedrich Voith gegründete Familienunternehmen ist heute mit über 43.000 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen in mehr als 50 Ländern der Welt zu Hause. Mit dem Motto „Engineered Reliability“ ist Voith mit einem Portfolio an technischen Großanlagen und hoch spezialisierten Ingenieurprodukten sowie Industriedienstleistungen auf fünf Kontinenten tätig. Kerngeschäftsfelder und Märkte sind Papiermaschinen, Wasserkraft, Öl-, Gas- und Rohstofffördertechnik, Automobile, Busse, Bahn und Schifffahrt.

Welche Bedeutung hat Nachhaltigkeit im strategischen Management?

Die Studierenden des MBA Sustainability Management analysierten Kernbereiche des strategischen Managements von Voith unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten und beleuchteten Ansätze zur operativen Umsetzung. Die Arbeitsschwerpunkte umfassten Themen wie unternehmensinterne Kommunikation, Verpackungssysteme, Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sowie Innovationen für nachhaltige Produkte.

Neben der fachlichen Arbeit entwickelte jede Gruppe bereits zu Wochenbeginn ein kurzes Bewegungsprogramm mit sportlicher Aktivität, um die Konzentrationsfähigkeit während der intensiven Arbeitswoche zu stärken. Auch das CSM-Team um Prof. Dr. Stefan Schaltegger und Dr. Dorli Harms war dazu eingeladen, sich dieser Herausforderung mit Therabändern anzunehmen.

Der Unternehmensworkshop schloss zum Ende der Praxiswoche mit den Präsentationen der Studierendengruppen, ihre entwickelten Ergebnisse der unternehmensintern und -extern besetzten, vierköpfigen Jury sowie ihren Kommilitonen und Kommilitoninnen vorzustellen. Die verschiedenen Lösungsansätze sprachen dabei nicht nur das Potential eines führenden Technologieunternehmens mit Familiengeschichte an, sondern widerspiegelten auch die Vielfalt, mit der unternehmerisches Nachhaltigkeitsmanagement in der Praxis weiterentwickelt und umgesetzt werden kann.

PDF: Voith Nachhaltigkeitsbericht 2013

Nachhaltigkeitsmanagement studieren – Interview mit Prof. Stefan Schaltegger

In den kommenden Wochen endet die Bewerbungsfrist für den MBA-Jahrgang 2015 im Studiengang MBA Sustainability Management. Anlass für ein Interview mit Studiengangsleiter Prof. Dr. Stefan Schaltegger und den wichtigsten Eckdaten zum Nachhaltigkeitsmanagement-Studiengang.

Nachhaltigkeitswissenschaftler im Gespräch: Ed Freeman, Wegbereiter der Stakeholder Theory und Stefan Schaltegger an der Leuphana Universität Lüneburg

Können Sie uns etwas über die Entstehungsgeschichte dieses MBAs erzählen?

Ich hatte mich bereits während meiner Zeit in Basel mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigt und mit einem Kollegen dort das Wahlfach Umwelt für die Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät aufgebaut. Die Absolventen kamen zwar teilweise in Führungspositionen, aber ihr Wissen über Nachhaltigkeit war nicht vertieft genug, um wirklich etwas zu bewegen. In Lüneburg hoffte ich, den Umweltwissenschaftlern ausreichend Managementkenntnisse vermitteln zu können. Allerdings kommen diese Absolventen später meist nicht in Führungspositionen. Wir haben dann nach dem besten Format für Führungskräfte gesucht, die Nachhaltigkeit in und mit Unternehmen vorantreiben wollen und können. Der MBA hat sich als geeignetes Format erwiesen, um in der Kombination mit Fachwissen Nachhaltigkeitsmanagement höher qualifiziert und praxisnah vertiefen zu können. 2003 war es dann soweit und der MBA Sustainability Management konnte starten – als unseres Wissens weltweit erster MBA Studiengang.

Persönliche Bewerbungsgespräche finden nur im Einzelfall statt, haben Sie ein Beispiel?

Der MBA Sustainability Management ist für alle interessant, die mit Nachhaltigkeitsfragen in einer Organisation beauftragt sind oder sich in diese Richtung entwickeln wollen. Zum Beispiel junge Fachkräfte, die in einem Autokonzern im Bereich Elektromobilität arbeiten oder dort neue Geschäftsmodelle wie Car-Sharing entwickeln, ein überzeugendes Motivationsschreiben und gute Zeugnisse mitbringen, verfügen über ein mögliches geeignetes Kandidatenprofil.

„Wir suchen Persönlichkeiten, die in ihren Unternehmen einen Wandel in Richtung Nachhaltigkeit umsetzen und aktiv mitgestalten wollen.“

Wenn aus dem Motivationsschreiben jedoch nicht klar hervorgeht, warum der Bewerber unseren MBA machen will, dann melden wir uns. Wir suchen Persönlichkeiten, die in ihren Unternehmen einen Wandel in Richtung Nachhaltigkeit umsetzen und aktiv mitgestalten wollen. Was wir nicht suchen, sind Studierende, die bloß einen MBA-Titel anstreben. Außerdem haben wir meist im Vorfeld schon engen Kontakt mit den Interessenten, die sich in der Regel sehr gründlich informieren. Bei diesem Schritt klären wir bereits, was ihre Motivation und ihr Ziel ist.

Aus ganz Deutschland kommen die Teilnehmer zum MBA im Nachhaltigkeitsmanagement an die Leuphana Universität Lüneburg

Welchen Hintergrund haben Ihre Studierenden?

Zu uns kommen Praktiker aus sämtlichen Unternehmensbereichen wie Marketing, Produktion, Human Resources oder F&E, aber auch aus diversen Branchen wie der Transport-, Ernährungs-, Finanz- oder Textilindustrie. Weitere Teilnehmer arbeiten im Bildungssektor oder bei NGOs; die meisten kommen aber aus Unternehmen. Etwa ein Drittel sind explizite Nachhaltigkeitsmanager; sie arbeiten zum Beispiel im Bereich Corporate Social Responsibility. Andere sind implizite Nachhaltigkeitsmanager; sie arbeiten in der Produktion, der Forschung oder im Innovationsmanagement. Das Thema Nachhaltigkeit hat aber große Bedeutung für sie, so dass sie sich vertiefte Kenntnisse aneignen möchten. 20 Prozent unserer Teilnehmer und Absolventen sind außerdem selbstständig oder haben neue Abteilungen, Geschäftsbereiche oder Unternehmen aufgebaut. Was den Erstabschluss angeht, hat nur knapp die Hälfte einen betriebswirtschaftlichen Hintergrund. Viele unserer Studierenden sind Biologen, Geisteswissenschaftler, Ethnologen, Chemiker oder Ingenieure usw.

Der MBA ist als Fernstudium angelegt, was bedeutet das konkret für die Studierenden?

Wir arbeiten mit einem sogenannten Blended-Learning-Ansatz. Die Studierenden erhalten die Materialien über unsere E-Learning-Plattform. Dort gibt es eine Bandbreite an Filmen, interaktiven Elementen mit Selbst-Checks, vertonten Power-Point-Präsentationen, Foren und Webinaren. Zusätzlich werden Skripte und Bücher aber auch in Papierform herausgegeben und es finden acht bis zehn Präsenzveranstaltungen je nach Wahlkombination statt. In unserem Team kümmert sich eine Mitarbeiterin ausschließlich um die Studierenden auf der E-Learning-Plattform. Eine weitere Person bereitet mit Dozierenden die Inhalte E-Learning-didaktisch auf; eine Person unterstützt Studierende und Dozierende bei allen technischen Fragen und zwei Mitarbeiterinnen organisieren die Präsenzen und die gesamte Administration. Bei inhaltlichen Fragen arbeiten unsere E-Tutoren als Schnittstelle zwischen Studierenden und Dozenten. Das gesamte Unterstützungsteam von neun Personen wird von der Studiengangskoordinatorin im Tagesgeschäft organisiert. Die sehr intensive Betreuung ist uns ausgesprochen wichtig.

Abschlussfeier im MBA Sustianability Management 2014

Im Jahr 2014 haben 54 Absolventen den MBA im Nachhaltigkeitsmanagement verliehen bekommen. Im Bild der Festakt während der Home Coming Days 2014.

Welche Angebote erwarten die Teilnehmer noch?

Wir organisieren jedes Jahr unsere Homecoming-Days, zu denen wir Studierende und Alumni einladen. An diesen Netzwerktreffen findet außerdem die Absolventenfeier statt. Das ganze dauert drei Tage und widmet sich zudem einem fachlichen Oberthema, zu dem wir Referenten aus der Praxis einladen, aber auch kleine Workshops mit intensiver Zusammenarbeit anbieten. Der Alumniverein, bei dem sich Studierende und Absolventen austauschen können, hat ein umfassendes Angebot aufgebaut. Zum Beispiel organisiert er Stammtische im Rheinland, in Hamburg, München, Berlin, Zürich usw. und sogar Shanghai. Unsere Absolventen arbeiten nämlich in der ganzen Welt, von Mali bis nach Chile, von Norwegen bis Südafrika. Ein- bis zweimal im Jahr organisieren die Alumni außerdem eine Studienreise. 2014 standen eine Berlin- und eine Kolumbien/Costa Rica-Exkursion zur Auswahl. Diese Studienreisen sind immer sehr beliebt und oft innerhalb weniger Tage ausgebucht.

Vortrag zum Nachhaltigkeitsmanagement von Unilever und Frosta bei den Home Coming Days 2014

Am 30. September 2014 endet der Bewerbungszeitraum für den MBA Sustainability Management

“Green Skills” – Interview mit Andreas Mayer

„Green Skills“ sind zurzeit in aller Munde. Was genau verbirgt sich eigentlich hinter dieser vermeintlichen Zauberformel? Was unterscheidet „Green Skills“ von „Soft Skills“ und wo kann man sie erwerben?

Die Situation dürfte den meisten vertraut sein: Ein Unternehmen beschließt eine Nachhaltigkeitsstrategie und will dazu Messungen und eine entsprechende Berichterstattung einführen. Etwas ratlos wird in der Personalabteilung nachgefragt, wer sich im Unternehmen damit auskennen könnte. Wer hat die Qualifikationen, um die Maßnahmen umzusetzen und wer kann die Kolleginnen und Kollegen zur Mitarbeit motivieren? Wenn die Antwort vor allem aus ratlosem Schweigen besteht, sind Sie in bester Gesellschaft. Manchmal jedoch erinnert man sich: Da gibt es doch jemanden in einer der Abteilungen, eine wie-hieß-sie-noch-gleich, die diesen MBA-Studiengang Sustainability Management studiert.

Ein Blick in die Stellenanzeigen zeigt, dass sie immer öfter gesucht werden – die Expert/innen des Nachhaltigkeitsmanagements, die mit kühlem Sachverstand und hoher Nachhaltigkeitsexpertise beherzt zur Sache gehen.

Hier erfahren Sie, was Change Agents for Sustainability dazu motiviert, sich gestaltend in die Wirtschaft einzubringen, welche Hindernisse sie zu bewältigen haben, welche Fähigkeiten sie für besonders wichtig halten und nicht zuletzt, warum sie sich für diesen Weg entschieden haben. In dieser Reihe präsentieren wir Ihnen Persönlichkeiten, die es geschafft haben: Reflektierte Entscheider/innen, tatkräftige Macher/innen und hartnäckige Optimisten/innen – eben Change Agents for Corporate Sustainability!

Steckbrief: Andreas Mayer

  • Geboren 1980, verheiratet, eine kleine Tochter.
  • 2001-2005: Studium des Maschinenbaus an der Hochschule Ravensburg-Weingarten, anschließender Start der Berufslaufbahn in der Entwicklung des Maschinen- und Anlagenbauers Voith.
  • 2008-2010 berufsbegleitender MBA Studiengang Sustainability Management an der Leuphana Universität Lüneburg.
  • 2009 Aufbau und Weiterentwicklung von Energie- und Ressourceneffizienz-Analysen an weltweiten Produktionsstandorten bei Voith.
  • Seit 2012 Leitung der Nachhaltigkeitsabteilung bei der Alfred Kärcher GmbH & Co. KG mit zwei Mitarbeitern.

Das Interview:

Herr Mayer, was hat Sie nach Abschluss des Maschinenbaustudiums und mehrjähriger Tätigkeit bei der Voith GmbH in einer erfolgreichen Position bewogen, erneut zu studieren und warum den MBA Sustainability Management?

Ich wollte bereits nach meinem Maschinenbaustudium ein betriebswirtschaftliches Studium anschließen, um meinen Horizont zu erweitern. Die Aussicht finanziell auf eigenen Füßen zu stehen hat mich jedoch bewogen, die Pläne erst einmal zurückzustellen.

Die Ausrichtung des MBA Studienganges auf Nachhaltigkeit war für mich ausschlaggebend. Ich war und bin immer noch zutiefst überzeugt, dass das Thema Nachhaltigkeit sich dauerhaft in Unternehmen etablieren wird. Es reicht heute nicht mehr aus wirtschaftlich erfolgreich zu sein. Die Frage, wie Unternehmen ihr Geld verdienen, wird bei Kunden und in der Gesellschaft immer wichtiger und damit zu einem wirtschaftlichen Erfolgsfaktor.

Hat Sie das Studium vor besondere Herausforderungen gestellt? Wie konnten Sie diese meistern?

Ja, die Vereinbarkeit von Familie, Beruf und Studium hatte ich zu Anfangs ehrlich unterschätzt. Die zeitliche Belastung war doch enorm und ich habe viele Abende vor meinen Skripten und Hausarbeiten verbracht. In dieser Zeit hat mir insbesondere der starke Rückhalt meiner Frau geholfen.

War Ihr jetziger Arbeitgeber Kärcher von Anfang an auf Nachhaltigkeit ausgerichtet? Unterscheiden sich die Ziele und Strategien in dieser Hinsicht von denjenigen anderer Unternehmen?

Diese Frage ist bei einem Unternehmen mit über 75 jährigem Geschichte nicht in einem Satz zu beantworten. Richtig ist, dass sich bereits der Unternehmensgründer gesellschaftlich und für das Wohl seiner Mitarbeiter engagiert hat. Damals nannte man das nicht Nachhaltigkeit, sondern es war eine Einstellung die dem „ehrbaren Kaufmann“ inne ist.

Die Ziele und Strategien von Kärcher sind sicher nicht grundverschieden zu denen anderer Unternehmen, da wir bspw. mit denselben Megatrends konfrontiert sind. Besonders sind jedoch zwei Dinge: zum einen das sehr stark ausgeprägte soziale Engagement des Unternehmens, sowohl extern als auch gegenüber den eigenen Mitarbeitern. Zum anderen ist Kärcher ein Familienunternehmen mit einem sehr langfristigen Planungshorizont und damit nicht kurzfristigen Gewinnoptimierungen unterworfen.

Was hilft Ihnen heute dabei, diese Strategien erfolgreich umzusetzen und die gesetzten Nachhaltigkeitsziele zu erreichen?

Drei Dinge: vor allem der starke Rückhalt durch die Geschäftsführung zur Nachhaltigkeit. Ohne diesen haben Sie in keinem Unternehmen die Chance nachhaltig erfolgreich zu sein. Weiterhin ist ein hervorragend arbeitendes Team und ein sehr gutes Arbeitsklima besonders wichtig, aber auch die Unterstützung durch Mitarbeiter aus den verschiedensten Bereichen und Abteilungen weltweit darf nicht unterschätzt werden.

Zurzeit sind sie unter anderem gemeinsam mit dem Global Nature Fund in Kolumbien engagiert. Können Sie uns auch etwas zu diesem Projekt berichten? Sind weitere derartige Projekte geplant?

Wir haben 2012 eine Kooperation mit dem Global Nature Fund geschlossen, mit dem Ziel in Schwellen- und Entwicklungsländern Pflanzenkläranlagen zur Reinigung kommunaler Abwässer zu bauen. Das erste Projekt in San Miguel de Sema in Kolumbien wird bereits Ende 2013 in Betrieb genommen. Wir planen bereits den Bau weiterer Projekte und wollen die Kooperation auch mit Corporate Volunteering Projekten unterstützen.

Was ist aus Ihrer persönlichen Erfahrung heraus die größte Barrikade gegenüber der Umsetzung von Nachhaltigkeit in Unternehmen?

Die größte Barrikade für Nachhaltigkeit in einem Unternehmen  ist es, den mittel- und langfristigen Nutzen zu sehen. Natürlich gibt es Vorteile, die einfach ersichtlich sind, wie bspw. reduzierte Energiekosten durch Energieeffizienzprojekte oder reduzierte Kosten durch weniger Fehltage wegen verbesserter Arbeitssicherheitsstandards. Darüber hinaus gibt es aber auch weitere, nicht direkt ersichtliche Auswirkungen, die den eigentlichen Mehrwert von Nachhaltigkeit ausmachen. Dazu gehört die Gewinnung von Fachkräften durch eine verbesserte Arbeitgeberattraktivität oder die Steigerung des Markenwertes durch ein nachhaltiges Unternehmensimage. Beides sind Faktoren, die sich auch langfristig finanziell auszahlen.

Welche Wünsche haben Sie persönlich für die Zukunft im Hinblick auf Nachhaltigkeit?

Ich wünsche mir, dass Nachhaltigkeit kein Modethema wird, sondern sich dauerhaft in Unternehmen etabliert. Hierfür ist es wichtig, dass Nachhaltigkeit nicht als reines PR-Thema verstanden wird, sondern eine Einstellung der Unternehmensführung zum Ausdruck bringt und die Werte des Unternehmens verdeutlicht. Erst dadurch wird es ihnen möglich sein, langfristige Strategien zu verfolgen  und eine nachhaltige Unternehmensentwicklung im Zuge eines Change Management Prozesses zu erreichen.

Dazu passt der Titel unserer Reihe „Green Skills“: Die Gestalter der Wirtschaft von Morgen…“. Welche Green Skills sind erforderlich, um Ihre Wünsche Wirklichkeit werden zu lassen?

Um Nachhaltigkeit dauerhaft in Unternehmen etablieren zu können, brauchen Sie vor allem einen langen Atem. Es ist viel Überzeugungsarbeit auf allen Ebenen des Unternehmens zu leisten. Sie müssen es schaffen, den jeweiligen Nutzen der Strategie und der daraus abgeleiteten Ziele sowohl der Geschäftsführung als auch den einzelnen Mitarbeitern zu verdeutlichen. Als Nachhaltigkeitsmanager sind sie ein Mediator im Unternehmen mit sehr vielen Berührungspunkten von der Geschäftsführung bis zu den Mitarbeitern in der Fertigung. Man kommt mit nahezu allen Abteilungen des Unternehmens sowie den Kunden, als auch mit den Lieferanten in Berührung.

Und als Abschlussfrage: Sehen Sie sich eher als reflektierten Entscheider, als tatkräftigen Macher oder als hartnäckigen Optimisten? Können Sie uns ein Beispiel hierfür nennen?

Ich würde mich als reflektierten Optimisten beschreiben. Ich sehe mich als eine Mischung aus  reflektiertem Entscheider, hier lässt sich mein ingenieurwissenschaftlicher Hintergrund nicht verleugnen, und ein Stück weit auch aus einem hartnäckigen Optimisten. Nehmen Sie bspw. die Abstimmung von Nachhaltigkeitszielen in einem Unternehmen: Sie müssen, um hier überzeugen zu können, schon sehr genau überlegen, was dieses Ziel für das Unternehmen und die einzelnen Bereiche bedeuten, sonst wird sie diese Fragestellung spätestens bei der Operationalisierung bzw. der Zielerreichung wieder einholen. Wenn es Ihnen hier jedoch an Hartnäckigkeit fehlt, werden sie alsbald die Flinte ins Korn werfen und auch hier ist wieder ein langer Atem gefragt.


Interview: Katrin Heeren

Wer sich weiter zu diesem Themengebiet mit uns und anderen Interessierten austauschen möchte, ist herzlich in unsere Xing-Gruppe „MBA Sustainability Management, Leuphana Universität Lüneburg“ eingeladen!

Archiv: 2. Teil der Interview-Reihe

Mit fliegenden Hüten: MBA-Absolventen feiern Abschluss

Titelverleihung an der Leuphana Universität Lüneburg: Nach bewährter Tradition lassen Absolventen des MBA Sustainability Management vor Lüneburgs historischer Altstadtkulisse ihre Master-Hüte fliegen.

Lüneburg, den 15. September 2013

Seit 2003 Tradition am CSM – In tradionellen Talaren geht es mit Schwung in eine neue Lebensphase

Kaum ein größeres Unternehmen kommt heutzutage ohne eine professionelle Nachhaltigkeitsabteilung aus. Auch immer mehr Mittelständler entwickeln nachhaltige Geschäftsideen und schaffen so neue Märkte. Eine weitreichende  Entwicklung zu deren Chancen schon jetzt 30 Uni-Absolventen viele neue Ideen haben: Als frischgeprüfte Nachhaltigkeitsmanager des MBA-Studiengangs „MBA Sustainability Management“ der Leuphana Universität Lüneburg erhielten sie jetzt ihre Abschlusszeugnisse.


Institutsleiter Prof. Stefan Schaltegger begrüßt die Gäste zur MBA-Abschlussfeier im Glockenhaus in der Lüneburger Altstadt

Die Motive der Absolventen sind vielfältig: Sie wollen Unternehmen ökologisch und sozial verantwortungsvoller gestalten. Oder Verwaltungen und öffentliche Organisationen für ökologisch sinnvolle Arbeitsprozesse gewinnen und sie gleichzeitig wirtschaftlich erfolgreicher machen. Vor diesem Hintergrund zieht der Weiterbildungsstudiengang Fachleute aus den unterschiedlichsten Bereichen an: Juristen, Mediziner, Ingenieure, Wirtschafts- oder Naturwissenschaftler entscheiden sich für das MBA-Studium. Gemeinsam treibt sie die Idee an, neue Lösungen zu finden und dabei gleichzeitig ein wenig die Welt zu verbessern.


Insgesamt 30 Absolventen und Absolventinnen haben in diesem Jahr ihr MBA-Fernstudium am Centre for Sustainability Management erfolgreich beendet.

Neue Unternehmensansätze verändern die Wirtschaftswelt

Die Absolventen kamen an diesem Wochenende aber nicht nur nach Lüneburg, um ihre MBA-Urkunden entgegenzunehmen. Auf der jährlichen Netzwerkkonferenz „Home Coming Days“ tauschten sie sich vom 13. bis 15. September mit Experten aus, knüpften persönliche Kontakte und kamen mit Referenten aus Wissenschaft und Wirtschaft ins Gespräch. In diesem Jahr stand die Veranstaltung unter dem Motto „Nachhaltigkeitswandel durch neue Unternehmenskonzepte“. Gemeinsam wurden die Chancen der neuen Geschäftsmodelle diskutiert. Dabei wurde immer auch der Bogen zur sozialen Dimension von ökonomischen Prozessen geschlagen. Der Höhepunkt des feierlichen Wochenendes war dann eine große Geste: Als Zeichen des Aufbruchs jubelten sich die Absolventen mit einem schwungvollen Hutwurf in den neuen Lebensabschnitt. Eine Tradition, die vor allem von amerikanischen Universitäten bekannt ist und auch im MBA-Programm von Beginn an gefeiert wird.

Vor historischer Kulisse feiern die Absolventinnen und Absolventen mit ihren Familien

Bewerbungsschluss für den MBA Sustainability Management am 30. September 2013

Der MBA Sustainability Management vereint seit 2003 die Vermittlung von Fachkenntnissen und Soft Skills mit Themen des Nachhaltigkeitsmanagements. Er wird vom Centre for Sustainability Management (CSM) im Rahmen der Professional School angeboten, in der die Weiterbildungsangebote der Leuphana Universität Lüneburg angesiedelt sind. Das berufsbegleitende MBA-Fernstudium ist der weltweit erste universitäre MBA zu Nachhaltigkeitsmanagement und Corporate Social Responsibility (CSR). Das Studium richtet sich an Personen, die einen Karrieresprung anstreben und nachhaltige Entwicklung in ihren jeweiligen Berufsfeldern vorantreiben möchten. Interessierte können sich bis Ende September für den Studienjahrgang 2014 bewerben

www.sustainament.de

„Green Skills“ – Interview mit Enrico Bauer

„Green Skills“, sind zurzeit in aller Munde. Was genau verbirgt sich eigentlich hinter dieser vermeintlichen Zauberformel? Was unterscheidet diese „Green Skills“ von „Soft Skills“ und wo kann man sie erwerben?

Ein Blick in die Stellenanzeigen zeigt, dass sie immer öfter  gesucht werden – die Expert/innen des Nachhaltigkeitsmanagements, die mit kühlem Sachverstand und hoher Nachhaltigkeitsexpertise beherzt zur Sache gehen.

Hier erfahren wir, wie die Nachhaltigkeits-Expert/innen vorgehen, ob man ihnen den Roten Teppich ausrollt und auf Stellen mit Nachhaltigkeitsbezug alles wie von selbst läuft, ob sie gegen Widerstände und Beharrungskräfte kämpfen müssen, um Neuerungen und Änderungen voranzubringen, und mit welchen Strategien sie zum Erfolg gelangt sind.

In dieser Reihe präsentieren wir Ihnen Persönlichkeiten, die es geschafft haben: Reflektierte Entscheider, tatkräftige Macher und hartnäckige Optimisten – Change Agents for Corporate Sustainability!

Enrico Bauer ist als Champion für Sustainability innerhalb und außerhalb des Unternehmens UBS im Einsatz. Nach langjähriger Selbständigkeit ist er über eine inspirierende Sabbatical-Zeit, verbunden mit dem Studium des MBA Sustainability Management, in eine verantwortungsvolle Position bei UBS gelangt. Seit sieben Jahren baut er hier nun die Aktivitäten zum Nachhaltigkeitsmanagement immer weiter aus, hierzu gehören auch die Gründung und Linienverantwortung des Competence Center Environmental & Social Policy im Wealth Management.

Das Interview:

Herr Bauer, Sie haben während Ihres Sabbaticals nach langjähriger Selbständigkeit entschieden, das Studium des MBA Sustainability Management aufzunehmen. Was hat Sie dazu bewogen, noch einmal zu studieren, und warum ein MBA im Nachhaltigkeitsmanagement?

Das MBA-Studium am CSM bot mir eine ausgezeichnete Gelegenheit, die 20-jährige Karriere als IT-Ingenieur und Projektberater mittels fundierter Grundkenntnisse in Betriebswirtschaft und strategischem Nachhaltigkeitsmanagement komplett in eine neue Richtung zu lenken. Mein persönliches Ziel war und bleibt ganz klar, meiner professionellen Arbeit einen höheren Sinn zu geben durch wirtschaftlich tragfähige Lösungsansätze für unsere immer komplexer werdenden Umwelt- und sozialen Probleme.

Als Selbständiger hatten Sie verschiedene Unternehmen. In welcher Branche waren Sie damals aktiv, und wie sah Ihr Arbeitsalltag als Selbständiger aus? Unterscheidet sich dieser stark von Ihrem heutigen Tagesablauf?

Hauptsächlich war ich als Unternehmensberater für globale Finanzinstitute im Projektgeschäft und in der Personalvermittlung tätig. Zudem investierte ich in diverse Startup-Firmen, u.a. im Medizinbereich, in der Ausbildung und im Coaching. Mein Arbeitsalltag war sehr intensiv und geprägt von vielen Kontakten und Opportunitäten, die es laufend zu prüfen galt. Die hohe Arbeitsintensität konnte ich in freier Wahl immer wieder durch gezielte Auszeiten kompensieren, was ein großes Freiheitsgefühl vermittelte. Dies musste jedoch durch disziplinierten Arbeitseinsatz „verdient“ werden.

Mittlerweile sind Sie als Angestellter in einem Großunternehmen (UBS) tätig. Wie ist es, als ehemaliger Unternehmer nun plötzlich wieder im Angestelltenverhältnis zu stehen? Können Sie Ihren Unternehmergeist hier mit einbringen?

Diese Frage wird mir oft gestellt. In der Tat fiel mir der Schritt zurück in eine reguläre Anstellung wesentlich schwerer als der Schritt in die unternehmerische Freiheit. Ich tat ihn aber bewusst und ohne Reue, da ich bei UBS Chancen erhielt, Neues zu lernen und eine andere Art der Verantwortung zu tragen – im Einklang mit den Bedürfnissen meiner Familie. Als ehemaliger Unternehmer fällt es mir auch heute nicht schwer, in einem Großbetrieb wie UBS manchmal gegen den Mainstream zu schwimmen und Dinge über den eigenen Zuständigkeitsbereich hinaus zu bewegen – was vor allem im Nachhaltigkeitsbereich notwendig und durchaus akzeptiert ist, sofern die Leistungen im Kernkompetenzbereich nicht darunter leiden.

War Ihr jetziger Arbeitsbereich von Anfang an auf Nachhaltigkeit ausgerichtet, und welche Gestaltungsspielräume hatten Sie in dieser Hinsicht?

Jein: Mit der Gründung der „Policy Framework & Competence Centers“- Einheit unter meiner Leitung innerhalb von Wealth Management wurde vor allem angestrebt, die Umsetzung von regulatorischen Auflagen entlang unserer internen Weisungen global einheitlich und effektiv sicherzustellen. Im Vordergrund steht dabei das Management der zentralen operationellen Risiken unserer Bank. Nachhaltigkeitsmanagement im Sinne von Business Opportunitiäten ist zwar diesbezüglich auch ein Ziel, das wir verfolgen, aber relativ untergeordnet innerhalb meiner Einheit. Dennoch konnte ich mit der Etablierung des Competence Centers „Environmental & Social Policy“ erreichen, dass die Risiken wie auch Opportunitäten gleichermaßen abgedeckt sind. Hierbei ist die enge Zusammenarbeit mit anderen Funktionsbereichen und zunehmend mit externen Stakeholdern essentiell.

Wie haben Sie es geschafft, Aspekte des Nachhaltigkeitsmanagements stärker in Ihre Tätigkeit zu integrieren? Welche Fähigkeiten stehen hierbei aus Ihrer Sicht im Vordergrund?

Wie bereits erwähnt, sollte man im „angestammten“ Kompetenzbereich (in meinem Falle Compliance und derzeit operationelles Risk Management) eine gute interne Reputation durch einen soliden Leistungsausweis aufbauen. Dann geht es darum, sich als „Champion“ für Nachhaltigkeit bei passender Gelegenheit immer wieder konstruktiv und kreativ einzubringen. Beides erfordert eine gehörige Portion Geduld, Mehrarbeit, Networking, Fach- und Organisationswissen und vor allem Sensibilität für die entscheidende Momente. Also alles Eigenschaften, die auch von einem Unternehmer gefordert sind. Am wenigsten bringen zusätzliche akademische Titel, auch wenn mir der MBA Sustainability Management sehr geholfen hat, in Sachen Nachhaltigkeit auf die Sprünge zu kommen.

Es klingt ganz so, als wäre es die Kombination aus Fachwissen und Kompetenz, Netzwerkaufbau und –pflege und strategisch ausgerichtetem langfristigen Engagement, die zum Erfolg führt.  Beim Stichwort Kompetenz kommen wir direkt zu den magischen „Green Skills“. Was verstehen Sie persönlich darunter?

Ein weiteres Buzzword… lassen Sie mich raten: Alle Fähigkeiten, die ein erfolgreicher Nachhaltigkeits-Manger benötigt.

Können Sie uns eine passende Anekdote aus ihrer Karriere als Nachhaltigkeits-Manager erzählen?

Gerne. Dazu kommt mir in den Sinn, dass die formelle Gründung des zuvor erwähnten Competence Centers und die passende personelle Besetzung keinesfalls „von oben“ angeordnet wurden. Vielmehr ergab sich nach mehreren Vorgesprächen mit internen Stakeholdern einmalig die Situation, dass ich während des Sabbaticals meines Vorgesetzten, in der Funktion als sein Linien-Stellvertreter, die ausgeliehenen Kompetenzen durchaus aktiv nutzte, um einen „Firmenstreich“ zu realisieren und die offizielle Verankerung im Rahmen der globalen ISO 14001 Governance zu erwirken. Das zeigt, dass nachhaltiges unternehmerisches Agieren eine große Portion Vertrauen durch die oberste Unternehmensführung voraussetzt und gewisse persönliche Risiken übernommen werden müssen. In diesem Falle war es eine erfolgreiche Geschichte.

Und als Abschlussfrage: Sehen Sie sich eher als reflektierten Entscheider, als tatkräftigen Macher oder als hartnäckigen Optimisten?

Ich hoffe als ausgewogene Kombination dieser Rollen.

Herr Bauer, herzlichen Dank für das Interview!


Interview: Katrin Heeren

Wer sich weiter zu diesem Themengebiet mit uns und anderen Interessierten austauschen möchte, ist herzlich in unsere Xing-Gruppe „MBA Sustainability Management, Leuphana Universität Lüneburg“ eingeladen.

www.sustainament.de

Sustainable Finance: Centre for Sustainability Management erhält yourSRI.com – Patenschaft

yourSRI.com ist eine der weltweit führenden Datenbanken rund um das Thema Nachhaltigkeit und ermöglicht einen einfachen Zugang in das Themenfeld der nachhaltigen Geldanlagen. Die Datenbank listet Hintergrundinformationen über 1.100 Unternehmen mit mehr als 1.500 Investmentprodukten und 1.200 Research-Dokumenten.

Nachhaltige Geldanlagen gewinnen stetig an Bedeutung. Im MBA Sustainability Management beleuchtet das Modul „Sustainable Finance“ das Thema ausführlich. Die Patenschaft erweitert nun die Recherchekapazitäten für die Mitglieder des Centre for Sustainability Management (CSM) der Leuphana Universität Lüneburg: Im Rahmen des Sponsorings steht dem CSM und den Studierenden des MBA Sustainability Management ein kostenloser Jahres-Zugang zu yourSRI.com zur Verfügung.

Die Patenschaft wird von der European Education Initiative for Sustainable Finance getragen. Sie verfolgt das Ziel Forschende, Lehrende und Studierende bei der Informationssuche, dem Wissensaufbau und der Forschung rund um nachhaltiges Wirtschaften und Investieren zu unterstützen und zu fördern.

Zugang: yourSRI-Datenbank

Green Skills

Green Skills“, sind zurzeit in aller Munde. Was genau verbirgt sich eigentlich hinter dieser vermeintlichen Zauberformel? Was unterscheidet diese „Green Skills“ von „Soft Skills“ und wo kann man sie erwerben?

Die Situation dürfte den meisten vertraut sein: Ein Unternehmen beschließt eine Nachhaltigkeitsstrategie und will Nachhaltigkeitsmessungen und –eine entsprechende Berichterstattung einführen. Etwas ratlos wird in der Personalabteilung nachgefragt, wer sich im Unternehmen damit auskennen könnte. Wer hat die Qualifikationen, um die Maßnahmen umzusetzen und wer kann die Kolleg/innen zur Mitarbeit motivieren? Wenn die Antwort vor allem aus ratlosem Schweigen besteht, sind Sie in bester Gesellschaft. Manchmal jedoch erinnert man sich: Da gibt es doch jemanden in der und der Abteilung X, eine Frau-wie-hieß-sie-noch-gleich, die diesen MBA Studiengang Sustainability Management studiert.

Ein Blick in die Stellenanzeigen zeigt, dass sie immer öfter gesucht werden – die Expert/innen des Nachhaltigkeitsmanagements, die mit kühlem Sachverstand und hoher Nachhaltigkeitsexpertise beherzt zur Sache gehen.

In dieser Reihe präsentieren wir Ihnen Persönlichkeiten, die es geschafft haben: Reflektierte Entscheider/innen, tatkräftige Macher/innen und hartnäckige Optimisten/innen – eben Change Agents for Corporate Sustainability!

Monique Isenheim, Gründerin von „Green In Berlin“, ist eine von ihnen. Nach vier Jahren im Business-to-Business Bereich bei Bayer Healthcare wechselte sie in den Non-Profit Sektor. Von Berlin über die Bay Area Green Tours in Kalifornien führte ihr ungewöhnlicher Weg sie nach Sydney, wo sie heute beim WWF, dem World Wide Fund for Nature, strategische Partnerschaften mit Schlüsselunternehmen aus Branchen wie der Papierindustrie und dem Einzelhandel aufbaut und betreut. Eines ihrer beruflichen Standbeine befindet sich dabei jedoch weiterhin in Berlin: Ihr Projekt „Green In Berlin“ erfreut sich regen Zulaufs.

Das Interview:

Frau Isenheim, was hat Sie bewogen, sich aus Ihrer erfolgreichen Position bei Bayer Healthcare heraus noch einmal weiterzubilden, warum ein MBA Sustainability Management?

Ich wollte gern meine professionellen Erfahrungen und Fähigkeiten einsetzten, um Dinge zu bewegen, die mir persönlich sehr wichtig sind. Unternehmerische Tätigkeiten sind einerseits die Ursache vieler Umweltprobleme. Gleichzeitig können innovative Unternehmen nachhaltige Lösungen entwickeln und das Verhalten von Kunden, Lieferanten und Wettbewerbern beeinflussen. Der MBA führt genau diese Themen – Wirtschaft und Nachhaltigkeit – zusammen.

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DESY: Teilchenforschung und „beschleunigte“ Nachhaltigkeit!?

DESY Unternehmensworkshop

Workshop-Teilnehmende bei DESY in Hamburg

Nicht nur Unternehmen setzen vermehrt auf Nachhaltigkeit, auch nicht gewinnorientierte Organisationen haben das Thema für sich erkannt und sind neugierig auf nachhaltige Ideen und Konzepte. Aus diesem Grunde sind 20 Studierende des MBA-Studiengangs in Nachhaltigkeitsmanagement zu einem einwöchigen Workshop vom 18.-22. Februar beim Deutschen Elektronen-Synchrotron (DESY) in Hamburg, um diese Entwicklung weiter voranzutreiben und mit ihren Ideen zu unterstützen. Weiterlesen

Spanning Boundaries for Alternative Aviation Fuels

Biomass production for energy purposes has risen considerably in recent years. The biggest growth in this area has been in the production of liquid biofuels for the transportation sector using agricultural crops as an alternative feedstock to crude oil. The largest amount of liquid biofuel is produced form either ethanol (based on sugar or starch based crops) or biodiesel (based on oil-bearing crops). From this development, agricultural production has crossed the boundary from mainly producing food to a raw material for energy production. However, the large expansion of energy crops, induced by growing demand and supported by new energy and environmental policies, is not without problems. It generates increasing competition for natural resources, notably land and water, and it can also cause negative social (e.g. “land grabbing” by investors) and environmental impacts (e.g. water and biodiversity problems). Weiterlesen