Der B.A.U.M. Umwelt- und Nachhaltigkeitspreis 2021 in der Kategorie „Großunternehmen“ geht an Stefanie Schönherr. Sie ist Nachhaltigkeitsmanagerin im Produktmanagement der dm-drogerie markt GmbH + Co. KG und für die knapp 30 Eigenmarken des Unternehmens zuständig. 2013 hat sie den MBA Sustainability Management abgeschlossen. Bereits seit 2008 unterstützt sie als Nachhaltigkeitsexpertin das Produktmanagement der Drogeriekette. Recyclingmaterial bei Verpackungen, ein verbindlicher Nachhaltigkeitskodex für alle Herstellpartner der Eigenmarken, nachhaltig zertifiziertes Palmöl, mikroplastikfreie und klimaneutrale Produkte, mehrfach ausgezeichnete Marken wie alverde Naturkosmetik – Stefanie Schönherr treibt Nachhaltigkeit beharrlich voran.
Für Ihr Engagement haben Sie den diesjährigen B.A.U.M. Umwelt- und Nachhaltigkeitspreis erhalten. Herzlichen Glückwunsch! Was war auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit Ihr persönlich größter Erfolg?
Das kann ich so gar nicht sagen. Denn letztlich entwickeln wir die dm-eigenen Marken immer weiter. Und das ist keine Einzelleistung, sondern das Ergebnis der Zusammenarbeit mit den dm-Marken-Teams, den Herstell-Partner, mit Vorlieferanten, der Wissenschaft und so weiter.
Mikroplastik, Verpackungen, problematische Rohstoffe – die Liste der Herausforderungen in ist lang. Wo sehen Sie den größten Hebel in Ihrer Branche?
Es gibt nicht DEN größten Hebel. Sondern es gibt viele Ansätze, um Produkte nachhaltiger und ressourcenschonender zu machen. Daran muss auf allen Ebenen gearbeitet werden, von der Herkunft der Rohstoffe über die Verarbeitung, die Verpackungen, die Transporte bis hin zum Lebensweg-Ende. Sowohl bei nachhaltigeren Produkt-Alternativen als auch bei konventionellen Produkten.
Was ist zur Zeit Ihre größte Nachhaltigkeits-Baustelle und wie wollen Sie die angehen?
Die Umsetzung des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes ist eine Herausforderung. Hier können wir auf unserer bisherigen Arbeit ebenso wie auf den Nachhaltigkeits-Kodex für unsere Herstell-Partner aufsetzen. Das Ganze dann in einem Nachhaltigkeits-Management-System abzubilden ist durchaus komplex. Zudem beschäftigen wir uns intensiv damit, wie wir von dm unseren Beitrag leisten können, um dem Klimawandel zu begegnen.
Wird das im Juli verabschiedete „Gesetz über die unternehmerischen Sorgfaltspflichten in Lieferketten“ Ihrer Einschätzung nach zu mehr Nachhaltigkeit und Transparenz in der Lieferkette beitragen können?
Ja. Denn nun müssen sich alle Markt-Akteure damit beschäftigen und nicht nur die bisher engagierten Unternehmen. Hier ist schon viel passiert, aber durch das Gesetz wird eine größere Dynamik entfaltet. Noch größer wird der Effekt, wenn das Gesetz auf EU-Ebene kommt. Das wird dann auch zu einem gerechteren Wettbewerb führen.
Wie hat sich das Konsumverhalten und die Nachfrage nach nachhaltigen Produkten verändert?
Das Interesse für Nachhaltigkeit und die Nachfrage nach nachhaltigeren Produkt-Alternativen haben sich sehr positiv entwickelt. Spannend finde ich die Nachfrage nach festen Produkten für die Haut-, Haar- und Körperpflege. In diesem Bereich gibt es offenbar eine große Bereitschaft, das eigene Verhalten zu ändern.
Nachhaltig oder konventionell – wie überzeugen Sie Verbraucher*innen?
Für uns war es von Anfang an wichtig, Nachhaltigkeits-Aspekte bei allen dm-Marken-Produkten zu berücksichtigen; nicht nur bei den nachhaltigeren Marken oder Segmenten. Die Verbraucher sollen ein gutes Gefühl haben, wenn sie ein Produkt von uns kaufen. Kommunikation zu Nachhaltigkeits-Aspekten erfolgt am Produkt selbst und auf vielen Kanälen. Aber letztlich muss das Produkt überzeugen.
Welche Inhalte, die Sie während Ihres Studiums am MBA erlernt haben, helfen Ihnen dabei nachhaltige Produkte erfolgreich auf den Markt zu bringen?
Ich habe gelernt, Nachhaltigkeits-Themen umfassend zu betrachten, um so gesamthaft sinnvolle Lösungen zu finden und entsprechende Empfehlungen abgeben zu können. Und gerade in den letzten Jahren hat mir insbesondere das Modul zur Ökobilanzierung geholfen.
Welche Herausforderungen ergeben sich bei der Umstellung auf nachhaltige Produkte?
Es gibt sehr viele Meinungen und Angebote zu Nachhaltigkeit. Hier muss man genau hinschauen, um mit Mythen aufzuräumen und auch um Greenwashing entgegenzuwirken.
Nachhaltigkeitsinnovationen muss man häufig auch gegen Widerstände umsetzen. Wie gehen Sie das an und was raten Sie anderen nachhaltigkeitsmotivierten Menschen?
Vor- und Nachteile müssen sauber recherchiert und kommuniziert werden. Zudem helfen ein gehöriges Maß an Beharrlichkeit und die Fähigkeit, andere dafür zu begeistern, die Innovationen zu entwickeln und umzusetzen.
Sie sind Mitglied des CSM Alumni e.V. – was schätzen sie am MBA Sustainability Management und dem Netzwerk?
Wir teilen gemeinsame Werte und pflegen einen regen und angenehmen Austausch. Es freut mich auch, dass mir immer häufiger Absolventen des Studiengangs bei Veranstaltungen oder in anderen Unternehmen begegnen. Das ist eine tolle Entwicklung.
Das Interview führte Anna Michalski vom Centre for Sustainability Management (CSM), Leuphana Universität Lüneburg.
Bild: © dm
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